Pensées Nocturnes - Grand Guignol Orchestra

Review von grid vom 29.01.2019 (4274 mal gelesen)
Pensées Nocturnes - Grand Guignol Orchestra Vaerohn zeigt mit getünchtem Clownsgesicht als Chef des "Grand Guignol Orchestra" reichlich mephistophelischen Humor, hat er doch sein sechstes Vollalbum in Anlehnung an das Theatre du Grand Guignol getauft, wo im späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhundert ein abendliches Schauerprogramm aus provokanten Horrorstücken mit Theaterblut und nackter Haut so schockträchtig inszeniert wurde, dass das ein oder andere schwache Gemüt schon mal ohnmächtig zusammensackte. Der geschickt ins Werk gesetzte Schrecken sollte Spaß machen und auf den stimmt das in bleu-blanc-rouge gehaltene Albumcover zu "Grand Guignol Orchestra" (das exzellente Artwork verantwortet Cäme Roy de Rat) schon mal ein. Der lachende Clown vor dem Zirkuszelt hält einen mit Nägeln bewehrten Baseballschläger einsatzbereit.


Und wirklich, das, was Vaerohn hier von der Kette lässt, verspricht wieder Unterhaltung für seine Fans und Irritation für die, die noch nie was mit seinem Werk anfangen konnten. Weiß doch, wer Vaerohn und seinem Tun seit 2009 folgt, nicht nur um die avantgardistischen, schwarzmetallischen Herausforderungen, die seine Alben mit PENSÉES NOCTURNES und WAY TO END bereithalten. "Grand Guignol Orchestra" macht da keine Ausnahme, sondern reiht sich als eine (weitere) mit großem Gespür für Wirkung und Atmosphäre verquer zusammengewürfelte musikalische Groteske in den Katalog von PENSÉES NOCTURNES ein.

Übermütig reißt Vaerohn nicht nur derb-komische Vokalpossen zwischen prolligem Gegröle, parodiertem Operngesang, mitleiderregender Jammerei, leiernden Trunkenboldchören und hysterischer Keiferei, sondern passt sich akrobatisch an schrille Dissonanzen und arhythmische Momente an, die von collageartig zusammengesetzten Schnipseln bekannter Zirkusweisen durchsetzt sind. Quengelnd bis aufmüpfig, dahintrödelnd oder stichelnd macht sich das Saxofon bemerkbar zwischen schlingernden Bläsern, Klimperkeys, zackigen Marschanleihen, tändelndem Leierkasten, lasziven Tangotönen und musetteartigen Akkordeonklängen. Leicht verdaulich ist diese überspannte Eskapade nicht. Wie aus dem Stegreif fackelt Vaerohn als übermütiger Dompteur zusammen mit seinem außer Rand und Band geratenen Orchester eine flüssige Nummernrevue aus viel Gassenhauermelodik und schiefen Missklängen mit exaltiertem Gesang ab und macht aus dem bunten Allerlei ein rabenschwarzes Vergnügen.

Fazit: Beim "Grand Guignol Orchestra" werden die Meinungen auseinandergehen. Die einen rümpfen ihr Näschen, weil ihnen der Reizfaktor zu hoch ist, Freunde von PENSÉES NOCTURNES haben Grund zum Jubeln.

'Les Valseuses' zum Anwärmen:



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Un Trop Plein D'Rouge
02. Deux Bals Dans La Tête
03. Poil De Lune
04. L'Alpha Mal
05. L'Etrangorium
06. Les Valseuses
07. Gauloises Ou Gitanes?
08. Comptine À Boire
09. Anis Maudit
10. Triste Sade
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 47:41 Minuten
VÖ: 01.02.2019

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.. klingt ja fast wie Mike Pattons FANTOMAS! Muss ich wohl mal probelauschen ...
(30.01.2019 von Metal Guru)

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