Interview mit Hakan von Desultory

Ein Interview von Eddieson vom 18.07.2017 (8250 mal gelesen)
Zum zweiten Mal müssen wir uns von DESULTORY verabschieden, denn mit der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Through Aching Aeons" hat die Band sich aufgelöst. Also schnell mal in Schweden nach den Gründen nachgefragt. Gitarrist Hakan gab diesbezüglich und zu anderen Themen bereitwillig Auskunft.

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Hi Hakan. Wie geht es dir!

Hakan: Alles ist gut. Danke!

Mittlerweile ist das neue Album "Through Aching Aeons" ja schon eine Zeitlang draußen, doch eigentlich hätte es schon viel früher erscheinen sollen. Was ist passiert?

Hakan: Das ist eine lange Geschichte. Wir hatten viele Probleme mit dem Albumcover. Als Erstes haben wir uns an einen Künstler gewandt, der schon viele coole Sachen gemacht hat, aber das Cover, das wir von ihm wollten, konnte er mit seiner Technik nicht machen. Dadurch haben wir schon einige Monate verloren. Also haben wir von ganz vorne angefangen um ein Cover zu finden. Wir haben aber in jederlei Hinsicht an Zeit verloren und dadurch hat die Band viel der Energie verloren, die für einen solchen Prozess nötig ist.

Stand es damals schon in den Sternen ob das Album überhaupt noch veröffentlicht wird?

Hakan: Aus unserer Sicht nicht, aber es ist immer sehr riskant wenn man zu viel Zeit verliert, da weiß man nie, was passiert. imgleft

Insgesamt klingt das Album doch etwas brutaler als die vorherigen Veröffentlichungen. Wodurch kommt das? Habt ihr beim Songwriting etwas anders gemacht?

Hakan: Das stimmt, es ist etwas dunkler und rottiger. Die Songs sind mehr ein Ergebnis davon, wenn man Zuhause komponiert und sie sich nicht im Proberaum entwickeln, so wie sie es sonst immer getan haben. Die Riffs und Strukturen in den Songs sind etwas ausgereifter, weil wir für uns selbst daran gearbeitet haben. Es war auch unser Ziel, die Songs etwas aggressiver und komplexer klingen zu lassen, also haben wir auch so daran gearbeitet. Außerdem müssen wir unserem Produzenten Tore Stjerna für das Endresultat danken. Er hatte einen großen Einfluss auf die Songs, vor allem auf die Arrangements, den Bass und die Gitarre.

Lass uns noch mal kurz auf das Cover zu sprechen kommen. Wusstet ihr, dass das Bild schon für ein Festival Poster genutzt wurde, bevor ihr es als Cover verwendet habt?

Hakan: Wie ich schon in der ersten Frage gesagt habe, das endgültige Cover kam während des Prozesses, als das mit dem ursprünglichen Cover nicht geklappt hat. Wir wussten, dass das schon vorher genutzt wurde, aber es hat die passende Atmosphäre, also haben wir uns dafür entschieden. Außerdem waren wir wirklich spät dran.

Du hast mir ja schon ein paar Wochen vor der offiziellen Meldung davon erzählt, dass "Through Aching Aeons" euer letztes Album sein wird und die Band sich mit der Veröffentlichung auflösen wird. Erzähl uns doch mal die Gründe warum ihr euch dafür entschieden habt.

Hakan: Fakt ist, dass es uns sechs oder sieben Jahre kostet, ein Album zu schreiben, aufzunehmen und zu veröffentlichen. Was bedeutet, dass es für uns ein mächtiges Projekt ist. Und irgendwo auf diesem Weg haben wir gemerkt, dass die Luft einfach raus ist und wir nicht mehr die Kraft und Energie dafür aufbringen können, noch ganz von vorne zu starten. Wir wollten uns aber mit etwas Starkem verabschieden - etwas, auf das wir stolz sein können und nicht einfach nur dastehen und im Winde verwehen.

Und wann wurde die endgültige Entscheidung getroffen, dass die Band sich auflöst?

Hakan: Irgendwann Anfang des Jahres, aber, wie gesagt, es war ein langer Prozess.

Abschieds-Shows wird es wohl nicht geben, oder?

Hakan: Nein, wir gehen mit diesem Album. Keine Shows!

Dann lass uns doch mal etwas in die Vergangenheit gucken. Was waren für dich Highlights und was hätte nicht sein sollen während der DESULTORY-Karriere?

Hakan: Natürlich bedeuten uns die ersten beiden Alben "Into Eternity" und "Bitterness" besonders viel. Auch die Europa-Tour 1993 mit CANNIBAL CORPSE, FEAR FACTORY und HYPOCRISY bleibt unvergessen. Ich erinnere mich auch immer noch gerne an eine Show 1991 mit CARCASS, GRAVE, AT THE GATES, TIAMAT, DISMEMBER und ENTOMBED. Es kochte damals in dem Laden. Auch unser Comebackalbum "Counting Our Scars" und die Shows auf dem PartySan und dem Hellfest waren großartige Erfahrungen. Und ja, unser drittes Album "Swallow The Snake", mit dem wir viele alte Fans verschreckt haben, hätte, jetzt im Nachhinein, besser unter einem anderen Namen veröffentlicht werden sollen. imgright

Ich weiß, es ist für einen Musiker besonders schwer die eigenen Alben zu bewerten. Ich bitte dich aber trotzdem, mal über eure nachzudenken und diese so gut zu bewerten, wie du kannst.

Hakan: Das stimmt, das ist hart, besonders weil zwischen dem ersten Album und dem letzten ca. 25 Jahre vergangen sind. Ich denke aber, dass "Into Eternity" in vielerlei Hinsicht unser bestes Album ist. Es war unser erstes Album und hat die damalige Energie der frühen Stokholm-Szene gut eingefangen. Es ist ein starkes und komplettes Album. Auf den zweiten Platzt setze ich "Through Aching Aeons". In meinen Augen und Ohren ist es ebenfalls ein besonders starkes Album und in seiner Art auch komplett. Außerdem klingt es wie zu Zeiten des originalen Death Metals. Den dritten Platz hat "Bitterness". Es ist melodischer als das erste Album, aber auch ein sehr gutes Beispiel dafür, was DESULTORY wirklich ist bzw. war. Ein Klassiker für viele DESULTORY-Fans. Auf Platz vier ist "Counting Our Scars". Ich bin sehr stolz auf das Album, weil es ein Comebackalbum ist, aber natürlich auch auf das Album an sich. Es beinhaltet ganz viel DESULTORY-Material, aber mittlerweile würde ich doch einige Sachen anders auf dem Album spielen. Und auf dem fünften Platz dann "Swallow The Snake". Es ist ein cooles Album, aber es hätte unter anderem Namen veröffentlicht werden sollen.

Was ist mit einer Demo-Compilation? "From Beyond", "Death Unfolds" und "Visons" ab auf eine LP/CD und viele Fans wären glücklich.

Hakan: Es gab um 2010 rum so eine Compilation. Und bisher habe ich nichts davon gehört, dass es irgendwann eine Neue geben soll.

Werdet ihr irgendeiner Form weiter Musik machen?

Hakan: Nein, wenn wir die nötige Energie, Zeit und Inspiration hätten, würden wir mit DESULORY weitermachen.

Hakan, vielen vielen Dank. Nicht nur für das Interview, auch für die Musik mit DESULTORY. "Bitterness" war Mitte der Neunziger einer meiner ersten Death-Metal-Erfahrungen und die Band hat mich seitdem die ganze Zeit begleitet. Das werde ich nie vergessen. Ich danke euch dafür. Die letzten Worte gehören dir!

Hakan: Ich danke dir, Jan. Dafür, dass du dich für die Szene engagierst und für dein Interesse an DESULTORY. Wir wissen, dass wir für viele euch da draußen einen Unterschied gemacht haben und das fühlt sich großartig an. Und sich von all den engagierten DESULTORY-Fans zu verabschieden ist wirklich der härteste Teil. Vielen Dank an all euch da draußen. Es war ein toller Ritt!

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