Interview mit Sermon von Thornesbreed

Ein Interview von grid vom 24.07.2015 (7782 mal gelesen)
Nach langer Wartezeit haben THORNESBREED in diesem Jahr ihr zweites Vollalbum "GRTD" zu veröffentlichen. Sänger Sermon verrät die Gründe, spricht über die Entwicklung der Band und einiges mehr.

Hallo und Glückwunsch zu eurem großartigen "GRTD". Die Frage nach der Bedeutung des Titels möchte ich gleich zu Beginn stellen. Was bedeutet "GRTD"?

Sermon: Hallo und danke! Wir sind auch sehr froh, das Material mittlerweile herausgebracht zu haben. Zur Bedeutung des Titels kann ich nur sagen, dass diese vier Buchstaben Bestandteil eines recht heftigen Traumes waren. Sie erschienen so in dieser Folge und stehen für eine Ordnung aus Macht, Gefühl, Kraft und Wachstum.

Das Album hat durch die Bank hervorragendes Feedback bekommen. Habt ihr geahnt, dass ihr mit dem Album etwas Großartiges geschaffen habt oder seid ihr überrascht?

Sermon: Erwartet hätten wir das ehrlich gesagt nicht. Oder anders ausgedrückt, wir hatten keine Erwartungen. Wir wussten, dass alles anders klingen wird als zuvor und dass die einen es mögen, die anderen nicht mögen werden. Grundsätzlich war es aber auch nie der Gedanke, Hits zu schreiben. Trotzdem freuen wir uns natürlich über die Resonanz.

Ursprünglich als Death Metal-Kapelle angetreten, präsentiert ihr euch nun in einem pechschwarzem Gewand. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Sermon: Es hat sich einfach so entwickelt. Wir haben und hatten nie Konventionen, was das Genre angeht. Ich kann da nur den in Interviews schon mittlerweile recht ausgelutschten Satz bringen, dass wir einfach das gemacht haben, wonach uns der Sinn gerade stand und dass wir immer versuchen, uns weiterzuentwickeln. Klar ist, dass der eine oder andere Klugscheißer nun den Finger hebt und moniert, dass wir nun plötzlich Black Metal machen. Das ist aber Unsinn. Wer sich all die Sachen genau anhört wird feststellen, dass der Einfluss des Black Metals immer mehr zunahm über die Jahre. Nun ist es so, dass wir nicht gerade mit einer hohen Schlagzahl an Veröffentlichungen glänzen und wenn man das daran misst, verzerrt sich das Bild. Aber: Einige der Songs auf "GTRD" sind schon verdammt alt, waren nur bisher nie veröffentlicht worden.

Gab es ausschlaggebende Alben/Bands, die Einfluss auf diese Entwicklung hatten?

Sermon: Sicher gibt es Bands und Alben, die uns inspirieren und beeinflussen. Teilweise variiert das auch sehr stark bei den unterschiedlichen Bandmitgliedern bzw. den Leuten, die das Album mit eingespielt haben.

Zwischen der EP "273.15 Degrees Below Zero" und "GRTD" liegen sieben Jahre. Was waren die Gründe für die lange Pause?

Sermon: Ich will nicht klugscheißen, aber es sind nur vier. Zwar haben wir die EP 2008 aufgenommen, veröffentlicht wurde sie allerdings erst 2011. Eine lange Zeit ist das trotzdem. Um zum Kern der Frage zu kommen: Wir hatten einfach ein paar schwierige Zeiten hinsichtlich der Besetzung. Da hat sich vieles gedreht. Ich habe nach der EP an die Bassposition gewechselt, Morvan kam als Gitarrist dazu, es gab einen neuen Drummer, dann kam ein Bassist und ich begann, mich auf den Gesang zu beschränken - das war alles viel Arbeit und so verfliegen dann schnell Monate und Jahre.

Erzähle uns doch bitte, wie der kreative Prozess bei euch abläuft. Seid ihr Teamworker oder gibt's einen Hauptsongwriter?

Sermon: Faust ist schon der musikalische Impulsgeber. Es wird dann gemeinsam an den Ideen gearbeitet, manches verworfen, vieles verändert. Auf diesen Teil Teamwork haben wir immer Wert gelegt.

Was inspiriert euch und hat euch speziell für "GRTD" Ideenstoff geliefert?

Sermon: Ein Großteil der Inspiration entspringt freilich aus dem, was man selber mag, worauf man so festhängt als Musikkonsument. Dazu kommt der Drang, sich weiterzuentwickeln und Dinge zu probieren. Es ist da recht viel Intuition und Bauchgefühl bei der Sache.

Leider lagen mir keine Texte vor, weshalb ich Dich bitten möchte, ein paar Worte zu den einzelnen Songs zu sagen.

Sermon: Generell drehen sich die Texte um teilweise sehr persönliche Sichtweisen, Betrachtungen, Erfahrungen. Ich möchte sie nicht im Einzelnen auseinandernehmen - man möge sie bei Bedarf lesen und sich ein Bild machen. Es ist mir letztendlich nicht wichtig, dass man in der Lage ist, die Texte sezieren und den Impuls zum Schreiben des Textes nachvollziehen zu können. Wichtiger ist mir, dass die Atmosphäre, die abstrakt erzählte Geschichte oder die grundsätzliche Botschaft ankommt. Es geht hier einfach viel um persönliche Erfahrungen, um Menschenverachtung, Selbstzerstörung, Wut und daraus erwachsenden Schmerz.

Wie wichtig sind für euch die Lyrics überhaupt? Wie entstehen sie?

Sermon: Sehr wichtig. Es dürfte aufgefallen sein, dass wir nicht den üblichen, klischeehaften Satansbrei in Textform verwerten, damit unsere Musik auch ins böse Bild passt. Es ist immer eine Botschaft, eine Geschichte, eine Erfahrung hinter jedem Stück Text. Die Texte schreibe ich generell dann, wenn mir einfach so ist. Es kann sein, dass da monatelang gar nichts passiert, dann wieder schreibe ich ein zwei Texte am Stück. In der Band ist das mein alleiniges Metier.

Was war das Schwierigste bei "GRTD"?

Sermon: Das Schwierigste war, glaube ich, aus der Hose zu kommen und die Sachen endlich aufzunehmen.

Und was ging euch am leichtesten von der Hand?

Sermon: Erstaunlicherweise letztendlich die Labelsuche. Dass das sofort funktioniert hat, hat alle überrascht.

Wie lange habt ihr an "GRTD" gearbeitet, bis alles gepasst hat und jeder hundertprozentig zufrieden war?

Sermon: Das kann man nicht wirklich genau sagen. Einige der Songs sind mehrere Jahre alt, bei einigen war ich sogar noch Bassist oder sogar Gitarrist, als sie entstanden. "GTRD" ist also ein Querschnitt der Entwicklung der letzten Jahre. Als es ans Aufnehmen ging, ging eigentlich alles ziemlich schnell, dank der Unterstützung, die wir hatten. Nachdem Art Of Propaganda uns unter ihre Fittiche genommen haben, dauerte das Ganze dann noch ein paar Monate - die Zeit habe ich genutzt, um das Artwork zu ersinnen und umzusetzen. Aber einen wirklichen Beginn mit der Arbeit konkret an diesem Album hatte es nicht gegeben. Es floss alles zusammen und wurde zu "GTRD".

In der Vergangenheit habt ihr über hundert Konzerte gegeben. Da gab es sicher ein paar bemerkenswerte Augenblicke. Erinnerst Du Dich noch an bestimmte Momente?

Sermon: Ach, klar. Zwar haben wir in den letzten 5 Jahren wirklich sehr wenig live gespielt, was in erster Linie mit den Line-up-Problemen zu tun hatte. Es gibt aber auch aus alten Zeiten Erinnerungen an Konzerte in Holland an Heiligabend in einem Club in Arnheim, der hieß glaub ich De Goudvishal, der war recht legendär. Dazu kommen sehr gute Gigs mit ASPHYX oder BELPHEGOR, was mir so einfällt, wenn ich in den alten Zeiten wühle.

Habt ihr in naher Zukunft Touren geplant, um "GRTD" zu promoten?

Sermon: Touren stehen noch nicht auf dem Plan - aber wir werden ganz sicher den einen oder anderen Gig geben. Das, was bisher spruchreif ist, ist das Autumn From Hell Festival am 28.11.2015 im sächsischen Hohenstein-Ernstthal.

Bitte ergänze: Mit unserer Musik wollen wir …

Sermon: … in erster Linie uns ausleben.

Was habt ihr euch mit THORNESBREED für die Zukunft vorgenommen?

Sermon: Wie in einigen Rezensionen zu "GTRD" schon gehofft: definitiv nicht wieder so lange zu brauchen, bis es ein neues Album gibt. Und nicht zuletzt: uns weiterentwickeln und den mit "GTRD" eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen.

Damit bin ich am Ende meiner Fragen und danke für die Antworten. Was möchtest Du abschließend den Lesern mit auf den Weg geben?

Sermon: Ich danke dir für das Interview. Schlussworte kann ich übrigens nicht leiden. Die haben so was Pathetisches. Also - bis die Tage, ich hoffe wir sehen uns live.

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