Interview mit AJUNA von Ajuna

Ein Interview von Zephir vom 26.11.2013 (6198 mal gelesen)
AJUNA, die Newcomer aus Dänemark, haben mit ihrem psychotischen Debüt "Prisoners Of The Sun" ebenso beeindruckt wie verstört. Welcher Geist steckt hinter der Scheibe, welche Geister stecken in der Band? AJUNA verraten einiges über die Hintergründe ihres Erstlingswerkes, bleiben in Bezug auf ihre Identitäten aber sehr verhalten ...

Hallo Jungs! Danke, dass ihr euch die Zeit für ein Interview nehmt. Wie geht es euch?

AJUNA: Hallo! Uns geht's gut, danke. Wir sind gut in Form und konzentriert nach unserer dreiwöchigen US-Tour, von Küste zu Küste und wieder zurück. Wir haben so viele Meilen zurückgelegt, wie die Distanz zwischen Kopenhagen und Kap Horn beträgt, und das ist beinahe der halbe Globus. Es war … intensiv, könnte man sagen.

Euer erstes Album "Prisoners Of The Sun" wurde kürzlich veröffentlicht. Es ist schon ein ziemlich beeindruckendes Ding, modern und vielschichtig. Wie würdet ihr selbst euren Musikstil beschreiben?

AJUNA: Wie einen farbenfrohen Sonnenuntergang, die warme Umarmung eines geliebten Menschen, vollständigen inneren Frieden und ein klares Ziel im Leben. Nur ist der Sonnenuntergang in Schmutz und Dreck vernebelt, der Geliebte ist tot, du bist ständig ruhelos und der Sinn deines Lebens ist, es zu beenden. Es könnte auch andersherum sein. Da sind wir nicht sicher. Ist es Licht vor dem Dunkel oder Dunkel vor dem Licht? Wir wissen es nicht.

Über euer Oeuvre wird gesagt, es sei "psychologisch" und "vorbewusst". Der lyrische Gehalt ist reichlich beklemmend … warum beschäftigt ihr euch mit derlei Themen?

AJUNA: Der Hintergedanke war Texte zu verfassen, die sich in irgendeiner Form mit uns als Menschen beschäftigen. Themen, über die wir schwer am Nachdenken sind und Dinge, mit denen wir tagtäglich zu tun haben. Die Texte sind die Basis für zukünftige Arbeiten. Sie thematisieren persönliche Ängste und Erfahrungen, die verstanden werden müssen, um die erhabeneren und symbolischen Lyrics des nächsten Albums nachvollziehen zu können.

Die Texte im Booklet sehen aus wie psychotisches Gekritzel …

AJUNA: Tja … in diesem Fall trügt der Schein nicht.

Aber das Coverart ist ziemlich kalt und puristisch. Man friert beim Anschauen.

AJUNA: Wir möchten AJUNA auf den Punkt bringen. Wir hatten das Gefühl, dass es überhaupt keinen Sinn machen würde, Bilder von konkreten Dingen, Personen oder Situationen auf das Cover zu bringen, da die Themen des Albums alle psychologischer und introvertierter Natur sind. "Weniger ist mehr", wie man sagt, und dazu kommt die schlichte Tatsache, dass wir nicht das Gefühl haben, dass „Metal-Ästhetik“ zu unserem Ausdruck passt. Wir fragen uns übrigens auch, ob irgendeines der Bandmitglieder von AJUNA ein wirklicher Metalhead ist – was immer das auch sein soll – aber eigentlich kümmert uns das nicht mehr. Wir mögen einige Metalbands, vor allem älteres Zeug, aber es ist nichts, worauf wir unsere Identität aufbauen und wir verfolgen die aktuelle Szene auch nicht allzu intensiv.

Und was bedeutet die Sonne für euch, was ist der "sun room"? Ihr setzt das Symbol für Wärme und Helligkeit in einen konträren Kontext.

AJUNA: Weißt du wie lange es dauert, sich von einer Psychose zu erholen? Drei bis fünf Jahre. Außerdem zerstört sie dein Gehirn mehr als langjähriger Drogenmissbrauch und die Chance, wieder in den vor-psychotischen Zustand zurückzukehren, ist bestenfalls winzig. Das prägt dich fürs Leben. Der "sun room" ist der Ort, in dem du Ruhe und Verständnis findest, Nähe und Gelassenheit. Wärme und Helligkeit durch die Rehabilitationsphase, verschriebene Medikamente und Therapie.

Als ich erfahren habe, dass "Prisoners Of The Sun" euer Debütalbum ist, war ich ziemlich überrascht. Es klingt ziemlich professionell und vollendet. Ich vermute mal, ihr Jungs habt einen erweiterten musikalischen Hintergrund - habt ihr vorher schon in anderen Bands gespielt?

AJUNA: Mensch danke, das freut uns sehr zu hören! Die Konstellation von AJUNA existiert erst seit 2010, aber dein Eindruck von Professionalität und Vollendung könnte daher rühren, dass einige der Bandmitglieder schon seit den Neunzigern zusammen spielen. "Erweiterter musikalischer Hintergrund" wäre aber übertrieben. Wir haben keine erwähnenswerten Musikschulhistorien, aber wir haben alle den größten Teil unseres Lebens Musik gemacht. In unterschiedlichen Bands, Genres und an unterschiedlichen Instrumenten.

Was sind nun eure weiteren Pläne? Du sagtest etwas von einem neuen Album?

AJUNA: Wir arbeiten tatsächlich an einem neuen Album. Es wird intensiver in die Hintergründe von "Prisoners Of The Sun" einsteigen, den Ursprung der metaphysischen Mechanismen, Meditationen über die gewaltige chaotische Schwärze der Antimaterie und die Anerkennung von echter Macht. Wir sagen nicht viel über die musikalische Richtung - außer so viel: Wenn euch "Prisoners Of The Sun" gefällt, solltet ihr unsere weiteren Erkundungen der Tiefen, in die wir schauen, unbedingt anhören.

Werdet ihr nächstes Jahr in Deutschland auftreten?

AJUNA: Ooh ja! Keine Frage. Schaut ab und zu auf unsere Facebook-Seite und auf unsere Webseite. Behaltet uns im Kopf, und ihr werdet uns immer häufiger sehen, wir kommen in alle Fugen und Ritzen eures Bewusstseins. Es ist schwer zu sagen, was passieren wird uns wann. Wir werden vom Zufall geleitet und wir ergreifen nur Gelegenheiten. So kann man nie sicher sagen, was wann geschehen wird. Aber es wird geschehen.

Und darf ich mich trauen euch zu fragen … würdet ihr auch etwas über euch selbst im Einzelnen verraten? Ich habe versucht, ein paar Infos über euch Musiker rauszufinden, aber das einzige, was ich gefunden habe, stand im Zusammenhang mit Tove Janssons "Mumins" – der Name "Hufsa" nämlich - und in meinem Fall war das nicht sehr hilfreich… oder haltet ihr weitere Infos über euch privat?

AJUNA: Ehrlich gesagt, wir sprechen über AJUNA nur als AJUNA. Wenn wir persönlich agieren, wird es ziemlich seicht und pedantisch. Wir versuchen lediglich, Erscheinungen aufrecht zu erhalten, indem wir an dem absurden Zirkus teilnehmen, den wir unser Leben nennen. Wir wissen nicht, wo Hufsa seinen Namen gefunden hat. Er ist reichlich verrückt und oft ziemlich vage in seinen Antworten, also könnte es wirklich alles bedeuten. Aber das mit dem Mumin-Charakter wäre schon eine ziemlich qualifizierte Vermutung. Wir haben noch ein Black-Metal-Nebenprojekt mit Namen KLOR, das 2012 eine CD über Ars Magna Records rausgebracht hat. Auch für die Trashcore-Powerviolence-Band MÄRESVIN ist ein AJUNA-Mitglied verantwortlich. Checkt mal beide Bands aus.

Bitte erklärt unseren Lesern noch, was der Name AJUNA bedeutet.

AJUNA: Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "sich des Essens enthalten". Dem physischen Gefäß verbieten, sich selbst aufrechtzuerhalten, und dadurch mit etwas in Kontakt zu treten, das mehr ist als du selbst. Es ist eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken, Kämpfe auszufechten und dein Vertrauen zu loben. Und wir tun alle diese Dinge.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören euch:

AJUNA: The final frontiers / The day and the light / 70.000 fathoms deep / Black (Die letzten Grenzen / Der Tag und das Licht / 70.000 Klafter tief / Schwarz)

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