Interview mit Marco von Six Reasons to Kill

Ein Interview von Baterista vom 07.04.2011 (8328 mal gelesen)
Nachdem ich schon von der letzten Veröffentlichung der Koblenzer sehr angetan war, wollte ich den Jungs natürlich nochmal per Interview auf den Zahn fühlen. Marco Andree hat sich hier freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Ich fand die Antworten sympathisch und professionell. Nochmals danke dafür.

Hallo und erstmal Glückwunsch zu eurem neuen Album "Architects Of Perfection". Eine Rezension die mir viel Freude bereitet hat. Wie war die bisherige Resonanz bei Fans und Medien auf euer sechstes Album?

Marco: Wir sind sehr zufrieden. Uns erreichen im Augenblick wirklich überschwängliche Reaktionen auf das Album. Das ist natürlich super. Zwar bedeuten die vielen Promotion-Maßnahmen auch viel Arbeit – aber das macht sich ja später auch bezahlt.

Gibt es ein großes Thema hinter "Architects Of Perfection" oder steht da jeder Song mehr für sich?

Marco: Eigentlich steht jeder Song für sich. Lars schreibt sehr persönliche Texte. Sie beinhalten aber auch immer eine gewisse politische Aussage oder lassen zwischen den Zeilen eine Kritik an bestimmten Zuständen in unserer Gesellschaft erahnen. Der Titel des Albums zielt auf die Frage nach gut und schlecht, die eigentlich jeden beschäftigt, ab. Das Streben nach Perfektion wird damit thematisiert. Jeder ist irgendwie ein "Architect Of Perfection", ein Schöpfer seines eigenen Glücks. "Perfection" im Titel steht dabei für Normen, für Werte oder für Ideale. Jeder lebt ja nach bestimmten Normen und Idealvorstellungen. Das ist nicht schlimm – aber man sollte sich darüber bewusst sein, dass Normen nicht grundsätzlich immer gut sind. Sie schließen meistens auf der anderen Seite auch jemanden aus.

Ihr werdet ja meist in die Metalcore-Schublade gesteckt. Auch wenn es da genügend Parallelen gibt, so ist eure Musik für mich eher moderner Metal mit ordentlichem Hardcore-Einfluss. Wie seht ihr euch mittlerweile selbst?

Marco: Och, Hauptsache Metal. Alles andere kommt dann mal so mal so dabei. Death Metal, Metalcore, Melodic Metal… Als Musiker ist einem ja erstmal egal, in welche Schublade das Produkt hinterher eingeordnet wird. Da ist dir ja erstmal die Musik wichtiger. Das Metalcore-Label ist vielleicht gar nicht so falsch - immerhin haben wir Einflüsse sowohl aus dem Metal-Bereich als auch aus dem Hardcore-Bereich.

Was mir u.a. besonders gut gefallen hat, sind die beiden ruhigeren Stücke. Das Instrumental 'Wanderin' Stars' und die Ballade 'My Poison', da beide Songs euren Longplayer auf angenehme Weise auflockern und abrunden. 'My Poison' hört sich sogar ein wenig nach klassischem Metal für mich an. Wird es künftig mehr davon von euch zu hören geben?

Marco: Kann schon sein. Wir machen halt immer, worauf wir gerade Lust haben und schränken uns da gar nicht großartig ein. Erlaubt ist, was gefällt. Weil wir in künstlerischer Hinsicht aber so wankelmutig sind, kann ich Dir jetzt nicht versprechen, ob es das öfter geben wird. Sicher ist aber, dass wir 'My Poison' und 'Wanderin’ Stars' genauso lieben wie viele andere. Vielleicht klingt gar das ganze nächste Album so?

Es gab ja durchaus einige kritische Stimmen bezüglich des neuen Albums. Beispielsweise mit Blick auf euren neuen Shouter Lars Tekolf und dass es keine cleanen Vocals mehr zu hören gibt. Oder dass ihr euch an aktuelle Trends anbiedern würdet. Was sagt ihr dazu?

Marco: Was sollen wir dazu sagen? Lars macht einen spitzen Job, da gibt's nix zu kommentieren – davon kann man sich ja live überzeugen. Außerdem passt er zu der Musik wie die Faust aufs Auge. Ich gehe sogar soweit und behaupte, er hat wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass das Album so klingt wie es klingt. Und cleane Vocals haben wir auf "Another Horizon" bei ein paar Stücken gemacht. Davon hängt aber jetzt nicht die Existenz der Band ab. Bei 'My Poison' gibt's übrigens fast nur cleane Vocals zu hören. Kriegt doch jeder, was er will. Wir haben uns aber auch gedacht, dass es irgendwie auch immer das gleiche ist, wenn jeder Refrain melodisch ist. Uns gefällt es im Übrigen sehr gut. Da ist es auch egal, wenn man uns vorwirft, wir seien jetzt irgendwie an einen Trend angewidert. Wer zu dem Urteil kommt, hat doch das Album nicht durchgehört. Da stecken eine ganze Menge moderner Elemente drin. Ist das schlimm? Darf man das nicht? Und: Welcher Trend denn jetzt? Vor fünf Jahren hieß es, Metalcore sei Trend. Heute werden wir unter dem Slogan vermarktet und die Leute fragen sowohl, ob Metalcore jetzt tot ist als auch, ob wir uns an Trend anbiedern. Zu Hören gibt es aber auch eine ganze Menge Zeug, die man von uns so denke ich nicht erwartet hätte. Naja, letztendlich lasse ich den Kritikern aber ihre Meinung und empfehle ihnen, das Album mal richtig zu hören und danach zu überlegen, ob eine derartig einseitige Haltung hier angemessen ist. Interessiert mich auch nicht wirklich. Mein Leben hängt davon nicht ab.

Das Albumcover von "Architects Of Perfection" sieht aus wie Germany's Next Top Model Zombie Style. Wie kam es dazu, dass ihr dieses Cover gewählt habt und was seht ihr darin?

Marco: Das gleiche wie Du, hehe. Was wir damit meinen, habe ich ja vorhin schon ein bisschen erklärt. Das Artwork ist einfach etwas schlichter als das, was wir vorher so gemacht haben. Das hat uns gut gefallen und es kommt ja auch eigentlich ganz gut zur Geltung, was damit gemeint ist. Germanys Next Topmodel ist auch so eine Geschichte, die zwei Seiten hat: Auf der einen sehen wir den Glamour und die Schönheitsideale, denen nachgeeifert wird. Damit wird viel Geld verdient. Die Schattenseiten, die Menschen erleben können, sind Bulimie und jene Menschen, die vielleicht aufgrund einer Erkrankung nicht diesen dort gebildeten Normen entsprechen können. Mit einem solchen Stigma gehören sie dann zu jenen, die davon ausgeschlossen werden. Diese Ambivalenz drückt sich im Artwork aus.

Momentan seid ihr auf Mini-Tour durch Deutschland. Was kommt danach? Noch ein paar letzte Worte?

Marco: Wir buchen fleißig Shows und sind an einer Tour vor dem Sommer dran. Im Sommer werden einige Festivals gespielt, und dann würden wir gerne im Herbst noch mal auf Tour gehen. In der Sache stehen wir mit einigen Bookern in Kontakt. Außerdem arbeiten wir gerade an ein paar Coverstücken. Irgendwo in unseren Köpfen spukt auch noch die Idee herum, mal eine 7-inch zu produzieren. Mal sehen: Langweilig wird uns jedenfalls nicht.

Dann vielen Dank fürs Interview und alles Gute für euch!

Marco: Ich habe zu Danken für die Möglichkeit, hier zu Wort zu kommen!

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