Interview mit Frode Forsmo von Funeral

Ein Interview von des vom 29.09.2008 (8788 mal gelesen)
Zur Veröffentlichung ihrer neuen, sehr gelungenen Doom-Walze konnten wir Sänger Frode Forsmo von FUNERAL ausgiebig zur neuen Platte und zum Konzept dahinter interviewen.

  Es ist mir eine Freude, die Chance auf ein Interview mit Dir zu bekommen! Früher als erwartet habt Ihr ein neues Album veröffentlicht, "As The Light Does The Shadows". Beim letzten Album ging es um Gedichte, die Einar geschrieben hat. Worum geht es im neuen Album, steckt wieder ein Konzept dahinter?

Frode:   Hey, ist mir eine Ehre. ATLDTS war in Arbeit seit Erscheinen des letzten Albums. Es war viel harte Arbeit. Wir haben jede Menge Blut, Schweiß und Tränen in dieses Album gesteckt; ich glaube, das scheint durch. Beim letzten Album stammten eigentlich nur die Songtitel von Einers Gedichten. Die Lyrics wurden von mir geschrieben und vom früheren Gitarristen/Komponisten Kjell Ottersen. Auf diesem Album beinhalten 2 Songs Gedichte von Einar. Die restlichen Lyrics sind von mir. Außerdem wurden die Songtitel von den anderen Jungs ausgesucht, vermutlich um eine Art von Balance herzustellen, glaube ich. Ja, da steckt ein gewisses Konzept hinter dem Album, wie man auch ein wenig im Booklet nachlesen kann. Man könnte vielleicht sagen, dass das Konzept des Titelsongs des letzten Albums ("From These Wounds", Anm.) das Gesamtkonzept des neuen Albums wurde. Im Grunde genommen geht es um eine ehrliche Befürchtung, wohin sich diese Welt entwickelt, was, wie ich glaube, das passende Thema für eine Doom-Band ist. Ich meine, wir versuchen all dieses Dunkle für etwas Positives zu verwenden. Mehr Infos könnt ihr dem Vorwort im Booklet entnehmen. Größere Geister mögen es vielleicht widerlegen, aber es handelt sich um ein Thema, dem ich viel Meditation gewidmet habe.

  Wie habt ihr die Gelegenheit bekommen, mit Rob Lowe (CANDLEMASS, SOLITUDE AETERNUS) zu arbeiten und wie kam es zu der Idee?

Frode:   Anders Eek, Schagzeuger und Haupt-Composer, hat Rob auf einer Party mit CANDLEMASS getroffen. Er gab Rob eine Kopie unseres vorherigen Albums, welche er, glaube ich, wirklich mochte. Sie blieben in Kontakt. Anders ist ein großer Fan von SOLITUDE AETERNUS und CANDLEMASS, es entwickelte sich daraus eine Freundschaft und es schien nur natürlich, dass Rob zu einem Gastauftritt eingeladen wurde.

  Ihr hattet viele Line-Up Wechsel, einige von ihnen als Folge tragischer Umstände. Wie hat das Euren Songwriting Prozess beeinflusst, vor allem als Einar als Haupt-Songwriter starb?

Frode:   Anders ist der Komponist des Fundamentes des Albums. Der sehr talentierte Roger Bjorge wurde von außen angeheuert, um die Orchestrierungen zu komponieren, während ich meine Gesangslinien und Harmonien komponierte und arrangierte. Mit Einar haben wir leider einen sehr guten Songwriter verloren, aber FUNERAL muss weiterbestehen. Anders schreibt auch sehr gutes Material, aber vielleicht etwas weniger "catchy" als es auf dem letzten Album zu hören ist. Weniger "instant satisfaction", um es so auszudrücken.

  Gibt es einen Unterschied im Songwriting und Band Feeling seit dem letzten Album? Das letzte Album schien mir noch trauriger zu sein als das aktuelle?

Frode:   Der überwiegende Teil der instrumentalen Komposionen sind dem früheren Gitarristen Kjetil Ottersen zu verdanken. Unglücklicherweise hat er sich dafür entschieden, die Band zu verlassen. Er ist ein sehr geschicktes Multi-Talent, und Du wirst mit Sicherheit von ihm noch mehr hören. Wie schon gesagt, wahrscheinlich hat er mehr "catchy" Musik geschrieben, als Du auf diesem Album hören wirst. Die Musik am neuen Album ist zu Beginn etwas schwieriger zu verdauen, aber wenn man geduldig ist, wird es einem das Dach genauso wegblasen wie das letzte Album. Es braucht nur mehr Zeit. Ich stimme Dir zu, das letzte ist ein wenig trauriger, während dieses mehr in der Stimmung zwischen Traurigkeit und Zorn hängt. FUNERAL musste einige Verluste und Line-Up Wechsel erleiden, aber ich glaube, dass die Seele dieser Band nicht einzelne Bandmitgleider ausmachen, sondern die Band selbst, als Konzept.

  In der Vergangenheit gab es auch einige Aufnahmen mit weiblichem Gesang. Sind wieder derartige Kollaborationen geplant?

Frode:   Ich hab nichts von derartigen Plänen gehört. Wie auch immer, wenn FUNERAL entscheidet, Hanne Hukleberg zum Beispiel wieder zu engagieren, wäre ich mehr als froh, wieder zurückzutreten und mich auf die Bass-Grooves zu konzentrieren. Die Zeit wird es zeigen, mein Freund.

  Ihr habt ein neues Plattenlabel - von Tambu Records zu Indie Records. Warum habt ihr gewechselt und wie zufrieden seit ihr mit dem neuen Label?

Frode:   Ich bin nicht derjenige, der mit Labels verhandelt, deshalb kann ich nur eine generelle Antwort geben. Beide Plattenfirmen sind sehr gute und seriöse Labels. Meine Erfahrung mit beiden ist grundsätzlich positiv. FUNERAL haben nur für ein Album bei Tambu unterschrieben. Ich meine, Indie hat uns nur den besseren Deal angeboten oder so.

  Einige Medien sehen - vielleicht nicht gerade einen Boom wie beim Black Metal - aber doch einen Aufschwung für "Funeral Doom". Was ist Deine Meinung über diese Art der Komerzialisierung Eurer, wie soll man es am besten ausdrücken, Musik-Nische?

Frode:   Eine interessante Beobachtung, die Du mit dieser Frage ansprichst. Es kocht definitiv etwas in der Doom-Szene. Es kommt sehr nahe an die Black Metal Szene der 90er heran, ich bemerke viele Ähnlichkeiten in der heutigen Doom-Szene. Mir persönlich würde es nichts ausmachen, mehr Aufmerksamkeit und Respekt für meine Bemühungen, die ich in all den Jahren in den Metal gesteckt habe, zu bekommen. Es gibt Leute, die etwas anderes sagen, aber in Wirklichkeit manipulieren sie nur soziologische Mechanismen, um aufzusteigen. Wenn jemand eine Band mit der ehrlichen Absicht gründet, KEINEN Ruhm in irgendeiner Form zu ernten, müssen sie etwas von Freud lesen. Aber natürlich gibt es einen Unterschied zwischen leidenschaftlicher Kunst und seelenlosem Kitsch. So nebenbei, von einem dogmatischen Standpunkt aus, glaube ich nicht, dass FUNERAL weiterhin als Funeral-Doom kategorisiert werden kann.

  Eine andere Frage: wie sieht es mit Tour-Aktivitäten aus?

Frode:   Ich glaube, FUNERAL arbeitet an einigen Plänen für eine Europa-Tournee. Nächstes Jahr, vermutlich. Ich selbst kann möglicherweise nicht daran teilnehmen wegen persönlicher Verpflichtungen, die ich hier zu Hause habe. Ich muss mich dafür entschuldigen, auch wenn das nicht ausschließlich meine Schuld ist. Nichtsdestotrotz wird FUNERAL auch ohne mich zurecht kommen. Mats Lerberg wird meine Aufgaben übernehmen, mindestens so gut wie ich es tun würde.

  Ihr verwendet Orchestrierungen auf dem neuen Album, die der Musik eine unwahrscheinliche Tiefe geben. wie werdet ihr diese komplexen Arrangements und Orchestrierungen in Live-Shows implementieren? Mit vielen Samples oder werdet Ihr Eure Musik down-sizen

Frode:   Jon Borgerud, unser Synth-Mann, sollte in der Lage sein, die meisten Orchstrierungen auf seine Keyboards zu übertragen. Einige Orchestrierungen müssen möglicherweise reduziert werde, ja. Es hängt davon ab, was möglich ist und was nicht. Es ist dasselbe mit den Vocals, you know. Wir müssten einen kompletten Chor auf die Bühne bringen, um einige der Effekte des Albums zu kreieren. So, die Vocals werden live auch down-sized werden.

  Welche Musik würdest Du gerne bei Deinem "FUNERAL", Begräbnis, hören?

Frode:   Im Moment kommt mir Beethoven's Neunte in den Sinn.

  Danke nochmals fürs Interview. Was sind Deine letzten Worte - in diesem Interview?

Frode:   Ha, ha! Hoffentlich werden das nicht meine ganz letzten sein, nein. Danke für Euer Interesse! Wir hoffen, dass einige Eurer Leser Freude an unserem letzten Album finden. Wir hoffen, dass ihr die Bemühungen, die wir hineingesteckt haben, erkennt und schätzt. Take care and stay true!

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten