Interview mit Torsten von Agrypnie

Ein Interview von Kex vom 30.08.2008 (7725 mal gelesen)
AGRYPNIE veröffentlichten jüngst ihr Album "Exit", welches der Stimmung auf dem Auftritt am Summer-Breeze zu urteilen nach auch gut ankam. Torsten, Gründer, Sänger und Gitarrist der Band stellte sich meinen Fragen.

  Erstmal Glückwunsch zum neuen Album, die Mühe hat sich wirklich gelohnt!

Torsten:   Danke, wir sind auch sehr zufrieden mit dem fertigen Resultat.

  Ich weiß, die Fragen zu NOCTE OBDUCTA sind lästig aber: In der Info zur Cd stand "AGRYPNIE fangen dort an, wo NOCTE OBDUCTA aufhörten" – Stimmt das?

Torsten:   Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher was ich von diesem Satz halten soll. Ich denke, das sollte jeder Hörer für sich selbst entscheiden, ob dem so ist oder nicht. Ich für meinen Teil kann diesem Satz nicht viel abgewinnen, da Agrypnie und Nocte für mich einfach zwei verschiedene Paar Schuhe sind.

  Wofür steht die Band AGRYPNIE, was macht sie zu etwas Besonderem und was sollten Leute, die euch bisher nicht kannten unbedingt über euch wissen?

Torsten:   Was AGRYPNIE zu etwas Besonderem macht… Nun ja, für mich ist die Band bzw. die Musik mit das Wichtigste in meinem Leben. Ich kann mir ein Leben ohne die Musik nicht vorstellen und ich hoffe und wünsche mir, dass ich noch lange die Möglichkeit habe meiner Leidenschaft nachzugehen. Die Musik steht für alles was ich bin… Klingt ziemlich abgedroschen, ich geb's zu. Aber meine Musik und Alben haben für mich einen sehr großen persönlichen Wert, den wahrscheinlich die meisten Musiker (und vielleicht auch viele Nichtmusiker) nachvollziehen können. Du schreibst etwas, was dir persönlich sehr wichtig ist, und sprichst damit gleichzeitig Menschen an, die dir wildfremd sind. Du teilst ebenso deine Gedanken und Gefühle, die du sonst unter anderen Umständen nicht preisgeben würdest. Ich kann das irgendwie sehr schlecht in Worte fassen und belass es mal dabei. Ich bin nicht gerade der geborene Verkäufer, hähä. Ich schlage also euren Lesern, die Agrypnie nicht kennen vor, auf http://www.myspace.com/agrypnieband zu gehen und sich dort in Ruhe die Samples zu unserem neuen Album "Exit" anzuhören. Was sind schon Worte um Musik zu beschreiben?

  Welche Frage, die man zu AGRYPNIE hätte stellen müssen, die aber nie gestellt wurde, möchtest du hier beantworten?

Torsten:   Vielleicht die Frage nach meinen Kontodaten, wohin mir Fans Geld überweisen können? Ich weiß, ich bin ein Scherzkeks aber ich habe sonst keine wirkliche Antwort auf die Frage.

  Mit "F51.4" habt ihr ja (zumindest nach durchlesen der Diagnose) einen sehr düsteren Titel vorgelegt – "Exit" klingt da schon weniger düster, warum der Titel?

Torsten:   Du findest das Wort "Exit" weniger düster? Dem muss ich eigentlich widersprechen, aber ich will dich nicht von deiner Meinung abbringen ;-) Entgegen der inhaltlichen Gewichtung meiner Texte muss ich zugeben, dass hinter dem Plattentitel keine allzu tiefsinnige Bedeutung steht. Ich finde das Wort an sich einfach sehr cool und irgendwann schoss der Geistesblitz durch den Kopf, dieses als Plattentitel zu verwenden. Trotzdem finde ich das Wort sehr erdrückend, da es für mich als etwas Endgültiges dasteht. Aber natürlich kann man dies auch positiv interpretieren, wie du es offenbar tust, und "Exit" als Neubeginn ansehen. Ich möchte da dem Hörer viel Raum für Ideen und Interpretationen lassen.

  Deine Stimme klingt auf diesem Album richtig punkig ( ich musste zum Beispiel an Fahnenflucht oder Düsenjäger denken), was keinesfalls negativ gemeint ist – ein Überbleibsel der Liebe zum Hardcore, oder klingt halt so?

Torsten:   Wow… Das könnte ich wirklich in den falschen Hals bekommen. Ich kenne keine der beiden Bands, bin kein großer Punkfan (außer ein bisschen Crust hier und dort) und ich muss dir an diesem Punkt definitiv widersprechen… Meine Vocals sind nicht punkig… Punkt ;-) Aber ich gebe zu, dass sich meine Art des "Gesangs" über die Jahre weg vom typischen Black Metal Gekeifer zu etwas Eigenständigen entwickelt hat. Das war eher ein "natürlicher" Prozess auf den ich keinen Einfluss hatte, zumindest bin ich mir über keinen bewusst.

  Die Texte sind im Allgemeinen ziemlich düster, vor allem "Wohin" und "Zivilisation" haben mich furchtbar deprimiert – obwohl die Sonne schien - Was möchtet ihr bei der Hörerschaft erreichen?

Torsten:   Meine Intention ist es nicht, etwas zu erreichen. Anders gesagt… Meine Texte erzählen von Erlebnissen, die in meinem Leben eine Rolle spielen, gespielt haben… Erzählen von Gedanken, die mich bewegen, von Gefühlen wie Hass, Trauer, Wut und Melancholie, die ich, warum auch immer, erlebe, erlebt habe. Wenn dies durch die Musik auf den Hörer bzw. durch die Texte auf den Leser übertragen wird, ist das eine Art… "Nebeneffekt". Ich schreibe dies nicht primär um den Hörer zu deprimieren. Gleichzeitig würde ich nie ein Thema aufgreifen, welches positive Gedanken und/oder Gefühle vermittelt. AGRYPNIE ist für mich eine Kanalisierung meiner dunklen Seite und dort herrscht kein Licht.

  In einem früheren Interview mit Schwermetall sagtest du, dass du im Texten eher nicht so begabt wärest und dieses lieber Marcel überließest. Dennoch hast du wieder zur Feder gegriffen. Was bedeuten dir die selbstvertexteten Songs?

Torsten:   "Wieder zur Feder" gegriffen ist nicht korrekt. Vielmehr ist "Exit" das erste Album, auf dem ich Texte aus meiner Feder veröffentlicht habe. Fielen damals wirklich die Wörter " nicht so begabt"? Es ist eher so, dass es mir schwerer fällt Texte zu verfassen als Songs zu schreiben. Das artet im Gegensatz zum Songwriting fast in Arbeit aus, hähä. Damals spürte ich auch noch keine Intention Texte zu schreiben, ich habe es lieber Marcel überlassen. Das ist nun anders und ich werde in Zukunft nicht nur die Musik, sondern auch die Texte schreiben. Ich denke aber, dass auch wieder Marco den einen oder anderen Text beisteuern wird. Vielleicht sind ja auch mal wieder ein paar Zeilen von Marcel dabei, mal schauen. Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob man nur das Storyboard zu einem Text verfasst und die Zeilen ein anderer umsetzt oder selbst alle Zeilen verfasst. Der Text zu "Die Last der Erinnerung" handelt z.B. von einer Trennung, die ich hinter mir habe, so etwas macht die Sache ziemlich persönlich… Ich habe auch überlegt, ob ich den Text wirklich veröffentlichen soll. Aber da mir meine Musik sehr ernst ist, wäre es ihr nicht entsprechend dazu Texte zu verfassen, die mir nichts bedeuten bzw. die Themen beinhalten, die mir egal sind. Meine Texte müssen genauso persönlich sein wie meine Musik.

  Ihr spielt kurz nach der Veröffentlichung eurer Cd auf dem Summer-Breeze – wie denkt ihr, nehmen die Fans "Exit" auf?

Torsten:   Ich denke gut. Klar, es wird immer Fans geben, die ein neues Album weniger gut finden als das vorherige, aber vor so was ist keine Band gewappnet. Würde ich mir um so was Gedanken machen, wäre es wohl an der Zeit, die Gitarre und die Musik an den Nagel zu hängen. Man kann es nie allen Hörern Recht machen und ich denke das ist auch ganz gut so. Musik ist und bleibt nun mal auch Geschmacksache!! Ich stehe zu 100% hinter jedem AGRYPNIE Song, den ich veröffentliche und würde nie einen Song als" Lückenfüller" oder Ähnlichem auf ein Album packen. Insofern ist es mir egal, wenn er bei dem ein oder anderen nicht so gut ankommt. Dafür kommt ein neuer Fan hinzu. So läuft es nun mal, auch wenn sich das vielleicht arschig anhört. Mir ist es wichtig mir selbst treu zu sein, statt auf Stimmen zu hören, die sagen "da müssen mehr Blastbeats rein"… Oder was auch immer. Ich habe bisher viele positive Stimmen zu den neuen Songs gehört und wer sie wirklich nicht mag… nun ja, der soll halt einfach bei den alten mehr abgehen ;)

  Ihr seid auf der Suche nach einem neuen Keyboarder, hat sich schon wer gefunden, der auf dem Breeze präsentiert wird?

Torsten:   Nein, bisher haben wir noch keinen gefunden. Kurzzeitig hatte ich mit Flange, ehemaliger NOCTE OBDUCTA Keyboarder, darüber gesprochen, ob er nicht einsteigen möchte. Dieser hat aber leider zu viel um die Ohren, als dass er sich noch Zeit für AGRYPNIE herausnehmen könnte. Aber ich denke früher oder später wird sich mit Sicherheit jemand finden. Die Geschichte eilt auch nicht so sehr, als dass man keine Konzerte ohne Keys spielen könnte.

  Nach gerade mal drei Jahren Existenz habt ihr es auf dem Summerbreeze ins Partyzelt geschafft, freut ihr euch? Nächstes Ziel Painstage?

Torsten:   Auf jeden Fall freuen wir uns und ich kann es kaum erwarten die Bühne zu entern. Und ja, Painstage wäre eines der nächsten Ziele! ;-)

  Genug gefragt, vielen dank für das Interview, bin schon gespannt auf euren Auftritt – Falls noch irgendetwas gesagt werden muss - lasst es raus:

Torsten:   Danke für das Interview!

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