Interview mit Jimmy von Entrails

Ein Interview von Eddieson vom 21.06.2022 (6417 mal gelesen)
Das siebte Album der schwedischen Traditionalisten steht in den Startlöchern. Gitarrist und Gründungsmitglied Jimmy berichtet uns etwas mehr zu "An Eternal Time Of Decay". Außerdem erzählt er, was ein gutes Death Metal-Album für ihn ausmacht, was er Tomas Skogsberg sagen würde und wie er die heutige Szene sieht.

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Hey, Jimmy! Wie geht es dir?

Jimmy: Danke, Jan. Mir gehts super. Das Wetter ist top, und unser Album wird bald veröffentlicht.

Das erste, was ich von eurem neuen Album gesehen habe, war das Cover, und das gefällt mir richtig gut, während das vom Vorgängeralbum "Rise Of The Reaper" in meinen Augen etwas misslungen war.

Jimmy: Ach, wirklich? Ich bin immer offen auch für negative Kritik. Also, was hat dir an dem Cover nicht gefallen? Bitte, lass es mich wissen!

Ich werde es dich wissen lassen, aber jetzt lass uns erstmal über das neue Album "An Eternal Time Of Decay" sprechen. Das Album ist natürlich wieder purer Old School Death Metal mit typischem HM-2 Sound. Ein Sound, der uns gleich mal wieder 30 Jahre in der Zeit zurück versetzt. Ist das auch sowas, das bei dir deine Leidenschaft am Leben hält?

Jimmy: Absolut! Das war die wahre Zeit dieses Genres. Die frühen 90er waren die Zeit, wo ich mit all dem hier angefangen habe, und nun tue ich so, als sei die Zeit stehengeblieben. Manche mögen es, manche auch nicht. Es kann halt nicht die wahren Wurzeln des Genres mögen [lacht]

Was "An Eternal Time Of Decay" so unterschiedlich macht, sind natürlich die verschiedenen Facetten der Songs. Es gibt langsame Songs wie 'Die To Death' und schnelle Songs wie 'Slayed To A Pile Of Flesh', 'The Dead' oder 'Fear The End', das auch noch mit einem dicken Neckbreaker-Riff am Ende auffährt. Ist die Wechselhaftigkeit der Songs dir besonders wichtig?

Jimmy: Auf diesem Album haben wir uns das Songwriting etwas mehr aufgeteilt, und dadurch wirkt es wahrscheinlich auch etwas abwechslungsreicher. Aber ja, natürlich ist mir das wichtig. Es muss Songs geben, bei dem der Hörer die Augenbrauen hochzieht oder sowas. Ansonsten ist aber wohl alles gleich geblieben.

Was ist denn für dich persönlich das Wichtigste beim Death Metal? Ist es der Sound? Ein Killer-Riff? Die Vocals? Das Artwork? Oder doch ein Mix aus allem zusammen?

Jimmy: Ich würde sagen, es ist ein Mix aus allem zusammen. In meinen Ohren ist es verboten, moderne und zu technische Riffs zu nutzen. Es muss leicht zu spielen sein. Die Vocals sollten noch verständlich sein mit den nötigen Growls und Pitch. Der Sound muss HM-2 sein und nach sowas wie einer "Wall Of Sound" klingen. Dann mag ich es, genau so wie damals eben. Bei heutigen Bands gibt es sowas nicht mehr. Nur ein moderner Death Metal-Sound ohne Leidenschaft. Natürlich nicht bei jeder Band, aber bei vielen. Ein tolles Artwork ist natürlich schön, aber nicht unbedingt ein "must have". Soll heißen, es muss nicht immer ein Seagrave-Cover sein. imgright

Einer meiner Lieblingstracks auf dem neuen Album ist 'Autopsy'. Mann, ich mag das Riff und die Dynamik des Songs! Hast du einen Lieblingstrack auf dem neuen Album?

Jimmy: Oh ja, das ist ein cooler Song. Die Lyrics sind übrigens von einem meiner amerikanischen Freunde geschrieben worden. Hier, der Sänger von MALIGNANCY und seine Kollegen. Coole Typen. Der Songs ist ziemlich cool, aber ich bevorzuge es, keine Songs zu bewerten, sie haben alle ihre eigene Seele, sonst wären sie nicht auf dem Album.

Die Lyrics behandeln die üblichen Horror-, Killer-, Splatter-, Todes- und Zombie-Themen. Sind das alles nur wilde Gedanken, oder basieren sie manchmal auch auf wahren Begebenheiten?

Jimmy: Wir haben schon immer surreale Themen in unseren Lyrics behandelt und das ist auf dem neuen Album nicht anders. Wir bevorzugen mörderische Themen, auch Horror und warum auch nicht mal etwas Humoristisches? Und natürlich gibt es auch das ganze Zombie- und Untoten-Ding - ist ja schließlich das Hauptrezept für einen guten Song. [lacht]

Gab es einen Song, der für dich besonders schwierig war zu schreiben?

Jimmy: Es ist niemals schwierig, einen Song zu schreiben. Wenn ich in der richtigen Stimmung bin, dann dauert es nur wenige Stunden, bis der Song fertig ist. Aber wenn man ins Studio geht und nicht in der richtigen Stimmung ist, dann kann es schon ewig dauern, bis die Ideen kommen. Ich habe gelernt, dann einfach ne Runde zu drehen, was wirklich gut tut. Besser als da zu sitzen und sich was aus den Fingern zu saugen. Das sind dann die schlechten Riffs.

Du hast ja im Studio das Ruder immer gerne selbt in der Hand, weil du dann die Kontrolle über alles habt. Mal angenommen, Skogsberg käme um die Ecke und würde euch ins Sunlight Studio einladen um euch dort aufzunehmen - was würdest du tun?

Jimmy: Ganz genau, wir machen immer alles selbst. Nur damit unser Ego noch größer wird. [lacht] Quatsch, nur Spaß. Sollte Skogsberg das wirklich tun, dann würde ich dankend ablehnen. Es sei denn, er nutzt all die Sachen, die er in den 90ern genutzt hat, dann würde ich es mir nochmal überlegen, aber nicht mit dem ganzen modernen Zeugs, das er jetzt im Studio nutzt. Ich möchte halt gerne die Kontrolle haben, weil ich genau weiß, wie es klingen soll.

Kannst du dich noch an die "Masters Of Death Tour" 2006 erinnern? Damals waren GRAVE, UNLEASHED, ENTOMBED und DISMEMBER dabei. Mal angenommen, ein solche Tour würde heute nochmal mit ENTRAILS stattfinden - welche Bands wären noch dabei?

Jimmy: Yeah, ich kann mich noch an eine solche Tour erinnern. Sollte es owas nochmal geben und ENTRAILS wären dabei, dann sollten man die Türen schließen während wir spielen, denn es kommen immer noch fünf Killer-Bands, die den Laden auseinandernehmen.

Du bist seit über 30 Jahren in der Death Metal-Szene unterwegs. Wenn du jetzt mal an die Szene von damals und an die Szene von heute denkst - wo sind da die Unterschiede?

Jimmy: Beide Szenen sind total verschieden. Die Szene heute hat absolut keine Seele und Leidenschaft mehr. Für jemanden wie mich, der in den frühen 90ern mit Death Metal angefangen hat, gibt es heute kaum noch Spaß an den Songs von heute. Selbst die Bands von damals, die heute noch aktiv sind, haben sich oft verändert. Ich glaube, viele von denen sind einfach zu gute Musiker geworden, die nun auf andere Sachen achten und darauf dann viel zu genau. Außerdem müssen die Aufnahmen alle perfekt klingen. Nein, da ist einfach die Leidenschaft verloren gegangen.

Letzte Frage: Fühlst du dich gut vorbereitet, wenn bald die Zombie-Apokalypse über uns kommt?

Jimmy: Na klar, ich werde versuchen, so viele Gehirne zu essen wie möglich. [lacht] Nein, im Ernst: Ich denke, vorher wird irgendeine andere Apokalypse uns auslöschen.

Jimmy, vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Ich wünsche dir für "An Eternal Time Of Decay" viel Erfolg und überlasse dir die letzten Worte.

Jimmy: Hey, das Vergnügen war ganz auf meiner Seite. Zum Glück konnte ich etwas Zeit finden. Ich hab keine großen Abschlussworte, nur dass ich hoffe, dass wir uns bald da draußen mal sehen und ordentlich headbangen.

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