Summer's End

Take off: 29.08.2009 - Review (11751 mal gelesen)

Summers End 2009

Nachdem der Sommer 2009 sich jetzt wieder dem Ende zuneigt, durfte zum Abschluß der warmen Jahreszeit natürlich nicht das Summers End Open Air im JuzLive Club in Andernach fehlen. Auch dieses Jahr konnte man wieder ein starkes internationales Billing auffahren.

Der familiäre Charakter des Festivals war dennoch auch anno 2009 zu spüren. Die Besucheranzahl steigerte sich zwar im Laufe des Tages kontinuierlich, auch wenn durchaus noch genug Platz vor der Bühne blieb. Verdient hatte es der Veranstalter allemal, dass sich genug Fans einfinden, um dieses Festival auch weiterhin zu sichern. Moderate Getränkepreise (0,3l Wasser 1 Euro und 0,3 l Cola/Fanta/Bier 2 Euro) zeigen, dass die oftmals überzogene Verpflegungspreispolitik vieler Konkurrenzveranstaltungen nicht sein muss. Auch das Essensangebot lag bei den diversen Imbissangeboten in einem fairen Bereich ohne nennenswerte Preisaufschläge im Vergleich zu "draußen". Ein etwas rustikaler Charme wurde mit dem kostenlosen Parken auf dem Feld neben dem JuzLive Club hervorgerufen - kostenlose Parkmöglichkeiten unmittelbar am Gelände sind jedoch keine Selbstverständlichkeit und somit war das gut zu verschmerzen.

Den Anfang machten PERZONAL WAR am frühen Nachmittag. Die rheinischen Thrasher boten neben Material aus dem aktuellen Album "Bloodline" natürlich auch ältere Songs aus der bald 15jährigen Karriere. Nachdem man u.a. schon mit RAGE, NEVERMORE oder CANDLEMASS die Bühne teilen durfte, war die Show natürlich professionell und bot einen gelungenen Auftakt für das Festival. Das Wetter spielte sonnigerweise ebenfalls mit und so bekamen die nach und nach eintrudelnden Besucher einen guten Auftritt der Bonner zu sehen.

KISSIN' DYNAMITE machten trotz ihres jungen Alters - die Bandmitglieder bewegen sich knapp um die Volljährigkeit - bereits einen professionellen Eindruck, soweit es die Bühnenshow betraf. Mit ihrem Album "Steel Of Swabia" im Gepäck zelebrierten die jungen - logisch eigentlich - Schwaben, wie sie sich im neuen Jahrtausend Glam-Metal-lastige Mucke mit starkem Einschlag bei den 80ern vorstellen. Die Live-Qualitäten der fünf Jungs, optisch ein bisschen zwischen Hollywood und TOKIO HOTEL firmierend, machten auch keinen schlechten Eindruck, selbst das Wetter konnte nach anfänglichen Regenschauern wieder mit Sonne glänzen. Dass das Schwabenvolk nicht nur Spätzle hobeln, sondern auch Metall schmieden kann, wurde wieder einmal bewiesen. Die Stimmung war daher insgesamt entsprechend gut. Wenn man den Newcomern, die immerhin bereits bei EMI untergekommen sind, ihr Alter an einem Faktor anmerken konnte, dann waren es am ehesten die Texte. Angesichts des dahinter stehenden Geistes mag man es jedoch den ungestümen Kerlen nachsehen und auf Besserung mit zunehmendem Alter hoffen, dass neben klischeehaft platten Texten (die durchaus Spass machen können), Lyrics über Aversionen gegen Hip-Hop nicht unbedingt sein müssen. Sei's drum, ein guter Auftritt einer Band, mit der man in Zukunft in diesem Sektor rechnen kann.

Eigentlich hätten nun die englischen HEAVEN'S BASEMENT die Bühne betreten sollen. Aus nicht näher erläuterten Gründen cancelte die Band jedoch den Auftritt und so blieb den nachfolgenden Bands mehr Spielzeit. Bedauerlich zwar, jedoch nicht zu ändern und natürlich zur Freude der jeweiligen Fans - des einen Leid, des anderen Freud also.

AXXIS räumten sicherlich den Preis für die fleißigste Band des Tages ab. Nachdem am Tag vor dem Festival mit "Utopia" bereits der elfte Longplayer der über 20 Jahre währenden Karriere in die Läden kam, trat die Band später am Abend noch in Thüringen auf. Das hielt die Hardrocker um Frontmann Bernie jedoch keineswegs von einem launigen Gig in Andernach ab. Der Mann mit dem sympathischen Ruhrpottcharme lieferte eine astreine Gesangsperformance ab und fand zwischen den Songs immer wieder Zeit für ein paar Gags. Ob es jetzt schmeichelhaft ist, dass er dabei (zumindest auf mich) ein bisschen wie eine Mischung aus den deutschen "Comedians" Michael Kessler und Stefan Jürgens wirkte, sei einmal dahingestellt, sympathisch war der Auftritt auf alle Fälle. Das bekam auch die elf Jahre alte Elena zu spüren, die kurzerhand mal für einen Song mit auf die Bühne und Tambourin spielen durfte, und dabei, wenn auch leicht verschüchtert, ebenso Spaß zu haben schien. Geboten bekamen die Fans vor der Bühne einen guten Querschnitt durch altes und neues Material von einer Band, die immer noch Spaß am Livegeschäft hat - zum alten Eisen gehören Bernie und seine Jungs auch im dritten Jahrzehnt der Bandgeschichte noch nicht.

Dasselbe kann man mit Fug und Recht auch von dem folgenden Herrn behaupten. Udo Dirkschneider ist alleine aufgrund seines Ruhmes mit ACCEPT schon ein paar Jährchen länger im Geschäft als sein seit 1987 bestehendes Soloprojekt U.D.O. - und die Klassiker der immer mal wieder belebten deutschen Legende nahmen natürlich einen prominenten Part im ausgedehnten Set des Altmeisters ein. Ob 'Princess Of The Dawn' oder natürlich 'Balls To The Wall' - bestimmte Songs dürfen einfach nicht fehlen. Nachdem in der Woche vor dem Festival mit "Dominator" auch ein neues Album auf die Fans losgelassen wurde, bot Udo natürlich auch aktuelles Material in gewohnter Manier dar. Stilecht wie immer mit Tarnhose und dezent geöffnetem Hemd unterwegs, weiß er einfach, was sein Publikum hören will. Eine der unverwechselbaren Stimmen deutscher und internationaler Metalgeschichte bot dementsprechend eine gute Show der Marke "Old School" - mitten nach vorn und ohne große Schnörkel zockte man Hit um Hit herunter. Der Stimmung tat's keinen Abbruch, auch wenn natürlich die Klassiker den meisten Applaus bekamen, doch welcher Band geht es nicht so? Obwohl der gute Mann schon deutlich jenseits der 50 ist, kann Mr. Dirkschneider ohne weiteres noch locker stimmlich mithalten. Der knorrige Charme des Protagonisten ist einfach ebenso unverwechselbar wie seine Stimmbänder - ein guter Auftritt, der sicherlich nicht unter der Spielzeitverlängerung litt, sondern nur noch gewann.

Einen Charme ganz anderer Sorte versprühte dahingegen wieder einmal die Frau des Tages. Doro Pesch ist eine internationale Institution in der Welt des Metal, an der seit mittlerweile über 25 Jahren kein Weg vorbeiführt. Ob nun seit fast 20 Jahren mit DORO oder früher als Fronterin von WARLOCK - die blonde Düsseldorferin überzeugt überall und jederzeit und so auch an diesem Abend in Andernach bei den letzten Strahlen des Sommers auf dem Weg in eine deutlich kühlere Nacht. Die Setlist war wie üblich eine Mischung der alten WARLOCK-Kracher, die natürlich den meisten Fans vor der Bühne ein Begriff sind, und Songs aus ihrer Solokarriere. Sei es 'Earthshaker Rock', 'Metal Racer', 'Burning The Witches', 'I Rule The Ruins' oder natürlich der unsterbliche All-time-Favorit 'All We Are', sämtliche Songs, egal wie oft schon gespielt, wurden von Fräulein Pesch mit gewohnter Inbrunst und Freude intoniert. Auch eher nicht so oft gespielte Songs fanden ihren Weg ins Set, so z.B. 'Unholy Love' vom zweiten Solowerk "Doro". Da die stets bezaubernde und sympathische Legende mit "Fear No Evil" ein starkes neues Album im Gepäck hat und die gleichnamige Tour immer noch läuft, sind einige Songs vom aktuellen Longplayer natürlich Pflicht. 'Celebrate' und 'The Night Of The Warlock' fügen sich nahtlos ins Gesamtwerk ein und haben ihre Livetauglichkeit mittlerweile hinreichend bewiesen. Ob Doro nun mit dem Warlock im Bunde steht und dieser letztlich für ihr trotz angeblich 45 Lenzen weiterhin hinreißendes Äußeres verantwortlich ist, bleibt unbestätigt. Dennoch fällt es mehr als leicht bei der obligatorisch halbdeutschen Überballade 'Für immer' ein wenig in Richtung der Dame zu schmachten. Man merkte im übrigen ein wenig, dass die Band samt Frontfrau einen internationalen Festivalsommer mit dem Gig in Andernach beschlossen, die charmanten englisch-deutsch vermischten Ansagen der Chefin sprachen insofern eine deutliche Sprache. Doro bewies nicht nur mit Songs wie 'You're My Family' vom 2006er "Warrior Soul" Album, dass die Fans bei ihr über nahezu allem stehen, der permanente Erfolg ist einfach auch das Ergebnis stetiger, harter Arbeit, die durch ihre augenscheinliche Leichtigkeit einfach besticht. DORO ist eine Bereicherung für jedes Festival und überzeugte daher auch in Andernach ihr Publikum - ein gewohnt souveräner Auftritt einer Frau, die ihresgleichen sucht. Die kleine Düsseldorferin ist einfach eine ganz Große und bleibt die unnachahmliche, ungekrönte Königin der Metalwelt!

Nachdem es mittlerweile wirklich richtig kühl geworden war und auch der Anblick der Metalqueen nicht mehr wärmen konnte, wurde es nun Zeit für die letzte Band des Abends. GOTTHARD bewiesen dafür, dass die Eidgenossenschaft in den Alpen nicht lediglich Wiege von Lochkäse, Raclette, Banken und Rütlischwur ist, sondern problemlos auch auf internationalem Niveau rockt. Die national erfolgreichste Hard Rock Band der Schweiz überzeugte kurz vor der Veröffentlichung des neuesten Streiches "Need To Believe" in der ersten Septemberwoche bei ihrem ersten Gig in Andernach daher mühelos. Frontmann Steve Lee agiert mit sprichwörtlicher Präzision auf hohem stimmlichen Niveau irgendwo im Schnittfeld zwischen Steven Tyler von AEROSMITH oder nicht minder legendären Kehlen wie David Coverdale von WHITESNAKE. Neben der neuen Single 'Need To Believe' schießen die Schweizer Hit um Hit raus und wundern sich eigentlich völlig zu Recht, wieso sie bislang noch nie den Weg nach Andernach gefunden haben. Die Stimmung der Anwesenden auf und vor der Bühne war daher prächtig und GOTTHARD ein mehr als würdiger Headliner für das diesjährige Summers End Open Air. Die Helveten verstanden es wieder einmal, Spaß und Professionalität zu einer geballten Ladung alpenländischen Hard Rocks zu vereinen. Insgesamt ein würdiger Schlussstrich unter eine weitere gelungene Auflage eines sympathischen Festivals, dem man noch ein wenig mehr Zulauf gönnen kann. Das Programm der Auflage 2009 war sicherlich noch für ein paar mehr Besucher gut als die, die tatsächlich den Weg nach Andernach fanden. Nach Mitternacht endete damit ein spätes Highlight der Festivalsaison - wir hoffen auf eine weitere starke Veranstaltung in 2010!

Billing
GOTTHARD
DORO
U.D.O.
AXXIS
(HEAVEN'S BASEMENT)
KISSIN' DYNAMITE
PERZONAL WAR

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten