Sodom - Genesis XIX | |
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Review von Damage Case vom 27.11.2020 (14767 mal gelesen) | |
![]() Eins sei vorweg klargestellt: Hier rumpelt nix mehr. So geil die beiden Vorab-EPs waren beziehungsweise sind, stehen sie nicht exemplarisch für "Genesis XIX". Auch die Zeiten der deutlich punkigen SODOM (man denke an das so arg unterschätzte "Get What You Deserve" von 1994) sind wohl endgültig vorbei, obwohl der Opener 'Sodom & Gomorrah' nach dem kurzen Intro 'Blind Superstition' richtig toll und SODOM-typisch losfetzt. Danach wird das Tempo jedoch zugunsten thrashiger Härte häufiger reduziert (Titelsong, 'Nicht Mehr Mein Land', 'Occult Perpetrator', Waldo & Pigpen'). Trotzdem ertappt man sich mehr als einmal bei dem Gedanken, dass die neue Viererbesetzung nach dem Motto "Stumpf ist Trumpf" brettert. Das hier ist aber keine Rückbesinnung auf den okkulten Black Thrash der Anfangsjahre oder den klassischen Thrash Metal der "Agent Orange"-Phase. Vielmehr ist das hier etwas Neues. Mit viel Groove und Midtempo lassen uns Tom & Co. glauben, das sei einfach hingepolterte Hausmannskost. Aber mitnichten! Nur mal zum Beispiel die Gangshouts im dann doch punkigen 'Indoctrination' oder dem von sägenden Gitarren unterlegten Mittelteil von 'Occult Perpetrator' offenbaren bei allem Geschepper ein sehr differenziertes und durchdachtes Songwriting, inklusive diverser Tempiwechsel innerhalb der Songs, nachzuhören im Titelsong, 'Glock 'N' Roll' oder 'Waldo & Pigpen'. Und hat da nicht schon einer "okkult" gesagt? Ja, der Songtitel 'Occult Perpetrator' klingt sowas von nach 1986, der zugehörige Song klingt allerdings wie ein typischer SODOM-Stampfer aus der Bernemann-Zeit, und das will ausdrücklich positiv gemeint sein. Abwechslung ist auf diesem Album angesagt. Um alles zu erfassen, was in den Songs mit jeweiliger Spieldauer zwischen einer und über sieben Minuten geboten wird, braucht deutlich mehr als eine Handvoll Durchläufe. Warum allerdings wieder, wie für den Vorgänger "Decision Day", der fürwahr legendäre Joe Petagno (unter anderen für MOTÖRHEAD tätig) für das Cover verantwortlich zeichnet, anstatt dass einer der beiden Cover-Künstler der kultigen Rumpelcover der EPs von 2018 und 2019 rekrutiert wurde... das wissen nur Tom und die Götter. Das Cover der "Sodom & Gomorrah"-Single macht jedenfalls deutlich mehr her. Macht 0,5 Punkte Abzug bei der Gesamtbewertung. Beim Sound hingegen gibt es nichts zu meckern. Schlagwerker Merkel spielt gefühlt zwei Ligen über seinem zwischenzeitlichen Vorgänger Husky beziehungsweise auf gleichem Level wie sein Vor-Vorgänger Macka. Dementsprechend KANN es hier nicht die Rumpeldrums der beiden letzten EPs geben. Die vermisst man aber auch überhaupt nicht. Die beiden Gitarren klingen abwechslungsreich und nicht einfach nur monoton runter gerifft und soliert. Die Rückkehr von Frank Blackfire dürfte wahrscheinlich zu den drei besten Dingen gehören, die Onkel Tom in seiner bald 40 Jahre andauernden Karriere passiert sind - man darf hochgespannt sein, was in hoffentlich dieser Besetzung auf "Genesis XIX" noch folgen mag. Fazit: Die beiden Vorab-EPs machten den Mund ordentlich wässrig. Und alle geneigten Fans werden nicht enttäuscht, auch wenn der Old-School-Schwenk ausbleibt. "Genesis XIX" ist SODOM in absoluter Rein- und Bestform, wenn auch vielleicht zwei Songs zu lang in Zeiten, in denen die Konkurrenz meist kaum noch 40 Minuten für ein Album aufbringt. Dann lieber ein kurzes Album und eine kultige Nachfolge-EP Ende 2021 - aber vielleicht folgt die ja auch trotzdem? All das ist jedoch Meckern auf höchstem Thrasher-Niveau. Drei Anspieltipps: Der punkige Opener 'Sodom & Gomorrah', der wirklich große Titelsong und das einfach nur obergeile 'Nicht Mehr Mein Land'. Und dann hat man den kommenden Live-Hit 'Glock 'N' Roll' noch nicht erwähnt ... Gesamtwertung: 8.5 Punkte ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() | |
Trackliste | Album-Info |
01. Blind Superstition 02. Sodom & Gomorrah 03. Euthanasia 04. Genesis XIX 05. Nicht Mehr Mein Land 06. Glock 'N' Roll 07. The Harpooneer 08. Dehumanized 09. Occult Perpetrator 10. Waldo & Pigpen 11. Indoctrination 12. Friendly Fire | Band Website: sodomized.info Medium: CD Spieldauer: 54:49 Minuten VÖ: 27.11.2020 |
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