Metal Charm - Visions Of Escape | |
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| Review von Rockmaster vom 15.06.2025 (5991 mal gelesen) | |
Es ist nicht gerade so, als würde Metalbands in der Türkei der rote Teppich ausgerollt - lokalen Bands vermutlich noch viel weniger als internationalen Größen. Die Infragestellung des säkularen Staatssystems und Kemal Atatürks Erbe durch die aktuellen Machthaber birgt da ebenso viel Konfliktpotential mit der Musikrichtung, der von Außenstehenden auch abseits des Black Metal antireligiöse bis satanistische Tendenzen angedichtet werden, wie sie türkischen Bands - meist aus den Metropolregionen - hinreichend Stoff zur Gesellschaftskritik bietet. Nichtsdestotrotz hat sich bereits seit den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine lebendige Szene entwickelt, die eben nicht nur Westware konsumiert, sondern auch selbst kreativ ist und gegen alle Widerstände Musik aufnimmt und veröffentlicht. So wie die türkische Gesellschaft zwischen urbanem und Landleben, zwischen Tradition und Moderne und schlussendlich zwischen Säkularismus und Religion unter Spannung steht, decken auch die Rocker und Metaller ein breites Spektrum zwischen traditioneller Musik und modernen Elementen und Technik (zum Beispiel Rock-Pionier ERKIN KORAY), Metal moderner Ausprägung, der die traditionelle Musik zitiert (zum Beispiel die etablierte Band MEZARKABUL) und eben auch ganz "klassischen" Metal-Stilen (zum Beispiel die Black Metaller OMINOUS GRIEF) ab. Eher in die letztere Kategorie reihen sich nun METAL CHARM ein, die sich 2022 in Izmir gegründet haben.Stilistisch frönen METAL CHARM auch auf ihrem zweiten Album (nach "Kaleidistopic", 2022) dem Melodic Death Metal. Da passt der Titel des Openers 'Respect Of Hate' schon mal gut zu, und nach kurzem (elektronischem) Streicherintro riffen sich M. Ege Yilmaz und Y. Furkan Civan sauber durch den Song und faucht Senem Semiz seine Vocals raus. Komplettiert durch Hürkan Caglar am Bass und Volkan Günakin am Schlagzeug spielen die Jungs erstaunlich tight und routiniert. Auch wenn für das westliche Gehör nicht alles stilistisch griffig wirkt, merkt man, dass die Jungs hier ihre Leidenschaft leben. Bei den Gitarrensoli dürfen M. Ege und Furkan zeigen, was sie können - dagegen wirkt das schubbernde Riff in 'Future In That Moment' mit seiner ungewöhnlichen Auflösung im jeweils zweiten Durchgang eher eigenartig. Und wenn die beiden mal tief und herrlich verzerrt unisono riffen (wie in 'Unjust World'), würde man sich insgesamt mehr Druck wünschen. Die Band hat nach eigenem Bekunden Wert auf jedes Detail der Kompositionen gelegt. 'Time To Restart' und 'Visions Of Escape' sind da gute Beispiele und Anspieltipps. Beim Sound ist schon noch etwas Luft nach oben, aber bedenkt man die Größe der Szene und die vermutlich überschaubare Menge Geld, die die Plattenlabels bereit sind zu investieren (wenn sie einen überhaupt signen), ist das Ergebnis grundsolide. Dass die Band die Titel live im Studio eingespielt hat, erklärt kleine, aber sehr seltene Ungenauigkeiten im Timing, lässt die Musik aber lebendig wirken. Das richtige Maß zwischen Exotenbonus und soliden Vergleichsbands zu finden ist schwer - zumal man rasch zu dem Fehlurteil verleitet werden könnte, METAL CHARM seien noch auf der Suche nach ihrem eigenen, eigenständigen Stil - den sie vielleicht schon längst gefunden haben, der sich aber schlicht unseren Hörgewohnheiten entzieht. Darum lasse ich ausnahmsweise die Bewertung weg und empfehle allen das Album "Visions Of Escape", das mehr zu bieten hat als nur einen Platz in der Kuriositätensammlung einzunehmen. Abschließend hoffe ich, dass die regulär gepressten CDs von höherer Qualität sind als das Promo-Exemplar - das meinen CD-Player mehr als herausgefordert hat. Auf dem PC lief sie ohne Schwierigkeiten. - ohne Wertung - | |
| Trackliste | Album-Info |
| 01. Respect Of Hate (3:51) 02. Future In That Moment (3:59) 03. Unjust World (4:07) 04. Time To Restart (5:24) 05. A Biased Side (5:07) 06. Bare Souls (3:50) 07. Visions Of Escape (3:47) | Band Website: www.metalcharm.net Medium: CD Spieldauer: 30:08 Minuten VÖ: 23.05.2025 |
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