Entheomorphosis - Pyhä Kuilu

Review von Zephir vom 21.05.2025 (7069 mal gelesen)
Entheomorphosis - Pyhä Kuilu Das ist wahrhafter Underground: ENTHEOMORPHOSIS, deren Namen man sich so mühsam zusammenbuchstabieren muss, als entstamme er der finnischen Muttersprache der Musiker, haben mit "Pyhä Kuilu" ihr Debüt veröffentlicht. Und das ist doomig, noisig, avantgardistisch. Nur vier Titel, von denen zwei mit weit über zehn Minuten absolute Überlänge aufweisen, ziehen die Hörerschaft in den "heiligen Abgrund" (so der übersetzte Titel des Albums).

Hinter ENTHEOMORPHOSIS stecken Vokalist Vesa Ajomo, der auch Gitarre spielt, eine Moog bedient und Eingeweihten als Fronter der Sludge-Doomer DARK BUDDHA RISING bekannt sein könnte. Als weiteren Gitarristen haben wir JP Koivisto, der bis dato einige Plattenlayouts für DARK BUDDHA RISING gestaltet hat und noch in weiteren Formationen aktiv ist. Am Bass hören wir Lauri Kivelä und hinter den Drums Lassi Männikkö. Mit ENTHEOMORPHOSIS verfolgen die Finnen eine metaphysisch-spirituelle Agenda, die sich beim Hören des Debüts durchaus nicht sofort erschließt - so sperrig und eigensinnig sind die vier Kompositionen.

Der vergleichsweise kurzen Gesamtspiellänge zum Trotz lassen sich ENTHEOMORPHOSIS zunächst viel Zeit, ihre Botschaft zu verbreiten. Der Opener 'Alkiema' wird eröffnet durch entrückte Drone-Elemente und bedrohliche Trommelschläge; erst nach drei Minuten derartigen Spannungsaufbaus kommen sinister schnarrende Saiten hinzu. Alsdann wird etwas deutlicher, wo die Reise hingeht: Melodie und Harmonie sind Fehlanzeige, stattdessen experimentieren die Finnen mit dem Doom entlehnten Frequenzen und einer Stimme, die qualvoll im Soundgeschehen zu ertrinken scheint. Das sehr viel kürzere 'Sikinä' legt eine sehr viel größere Portion Fiesheit an den Tag. War das Songwriting des Openers wälzend, paralysierend und erdrückend, gibt es nun ein größeres Maß rhythmischer Ruhelosigkeit, gepaart mit krächzend-geifernden Vocals, die in dieser Art vom Black Metal inspiriert sein könnten. 'Huntu' ist eher ein droniges Interlude, das synthesizergetrieben aus den tiefsten Tiefen kosmischer Ursphären zu stammen scheint - oder aber aus den tiefsten Tiefen halluzinierender menschlicher Psyche. Der Übergang in den Schlusstrack 'Iätön' erfolgt nahtlos. Hier haben wir es wieder mit einer überlangen Soundwalze zu tun, die sich wie der Soundtrack eines Psycho-Horror-Trips ohne erkennbaren Grundton und ohne metrischen Halt von einem alles verschlingenden Klangkoloss zum nächsten quält.

Das Album endet abrupt und hinterlässt den Hörer, zumal wenn er der finnischen Sprache nicht mächtig ist, verstört und erschöpft. Die gute halbe Stunde, die ENTHEOMORPHOSIS sich hier abarbeiten, ist völlig ausreichend, das nächste große Fragezeichen in die kosmischen Bedeutungsströme menschlicher Existenz zu säen. Ob sie sich mit der Komposition von "Pyhä Kuilu" freigespielt haben? Das Gewicht vielschichtiger transzendenter Welten, das zuvor den auf den Musikern gelastet haben mag, liegt nunmehr auf mir.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Alkiema
02. Sikinä
03. Huntu
04. Iätön
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 35:00 Minuten
VÖ: 23.05.2025

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