Alien - When Yesterday Comes Around

Review von derkleinekolibri vom 22.03.2025 (13176 mal gelesen)
Alien - When Yesterday Comes Around American Forces Network und British Forces Broadcasting Service ... zwei Begriffe, die ich 1968 in meinen Wortschatz aufnahm, als ich mein erstes eigenes Radio kaufte und nicht mehr dem schnulzigen Gedudel meiner Eltern lauschen musste. Wahrscheinlich sagen euch die Begriffe AFN und BFBS mehr. Bis zum Ende der 80er Jahre gehörten diese beiden Sender zu meinen bevorzugten Rundfunkprogrammen, besonders zu jenen Zeiten, in welchen die meisten Menschen schlummerten. In das damalige Sendekonzept würde das nun erhältliche Album "When Yesterday Comes Around" der schwedischen Formation ALIEN passen. Entnimmt man die CD dem Jewel Case und legt sie in ein geeignetes Wiedergabegerät, kommt zum ersten Mal Freude auf. 13 Titel werden bei einer Lauflänge von fast 53 Minuten im Display angezeigt. Noch vor dem Druck auf die Starttaste meldet sich das Gehirn kurz und spielt im Unterbewusstsein 'Only One Woman' in angenehmer Lautstärke ab. Da macht es "Klick!" und es wird schnell klar, dass es von der nun fast 40 Jahre alten Truppe ALIEN stammt. Wozu doch der interne Gedankenspeicher manchmal gut ist. Was ich beim ersten Durchlauf sofort vergegenwärtigte, war die Verbundenheit zu jener eingangs erwähnten Zeit des Hörens dieser beiden Rundfunkanstalten. Der amerikanische Sender war der etwas sanftere, die Briten hingegen ließen auch schon mal weitaus härtere Sachen auf die Zuhörer los. "When Yesterday Comes Around" beinhaltet Musik, die wie zugeschnitten auf die beiden englischsprachigen Sendeanstalten erscheint.

Langeweile kommt keinesfalls auf, wenn Jim Jidhed (Gesang), Tony Borg (Gitarren) und Toby Tarrach (Schlagzeug) loslegen. Bereits der Opener 'In The End We Fall' macht klar, warum die Jungs bereits in den 80er Jahren große Aufmerksamkeit in der schwedischen Hard Rock-Szene erlangen konnten. Während der vergangenen Jahrzehnte haben weder die melodischen Hooks noch die kraftvollen Gitarrenriffs an Intensität nachgelassen. Ganz im Gegenteil: Obwohl nur noch als Trio unterwegs, ist eine Weiterentwicklung deutlich erkennbar. Die Songs sprühen nur so vor Spielfreude, kein Gitarrensolo gleicht dem anderen und des Sängers Stimme hat einen Charme, dem man sich nicht entziehen kann.

Innerhalb der ersten zehn Minuten des Albums baut sich ein wohliges Gefühl auf und man lechzt förmlich nach dem nächsten Stück. Die Mischung aus AOR und Hard Rock ist brillant. Einflüsse erfolgreicher Bands der 70er und 80er Jahre erkennt man beim genauen Zuhören: ASIA, BOSTON, EUROPE, FOREIGNER, JOURNEY und MAGNUM. Der Anfang von 'Coming Home' hat große Ähnlichkeit mit den epischen Anfangssequenzen von AXEL RUDI PELL. Immer wieder ertönen sehr kurze Passagen, die sich auf elektronischen, von Drogen beeinflussten Scheiben wiederfinden - PINK FLOYD und THE DOORS fallen einem da spontan ein. Allerdings muss man da schon sehr genau zuhören, sonst gehen diese Elemente unter. Beim achten Stück 'Signs' kommt einem sofort FOREIGNERs 'Growing Up The Hard Way' in den Sinn. Das Gitarrenspiel des Titelsongs gleicht zeitweise den Künsten Mark Knopflers, dem es mit den DIRE STRAITS 1978 gelang, mir wohlige Schauer über den Rücken zu jagen.

Ein besonders hartes Album haben die Schweden nicht abgeliefert. Wer mit so viel melodischem Gefrickel nichts anfangen kann, bestellt sich die CD mit dem zeitlosen Cover besser nicht. Wer aber - ebenso wie ich - wundervolle musikalische Erinnerungen an die AFN- und BFBS-Zeiten aus den Gehirnwindungen zaubern kann, dem sei ein Erwerb des Longplayers "When Yesterday Comes Around" ans Herz gelegt. Auch "alter" melodischer Rock hat noch heute seine Daseinsberechtigung. Erst recht, wenn er so hervorragend produziert vorgetragen wird, wie es die Skandinavier hier tun.

Nach "Into The Future" aus dem Jahre 2020 haben es ALIEN geschafft, ihrem neunten Album "When Yesterday Comes Around" alles mitzugeben, was sie seit ihrer Gründung 1986 gelernt haben. Wer sich diesem Ohrenschmaus live hingeben möchte, kann dies am 4. Juni 2025 beim Sweden Rock Festival tun. Etwas umständlicher wird es danach, ihre Konzerte zu besuchen, denn im Herbst sind sie auf Südamerika-Tour.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. In The End We Fall
02. If Love Is War
03. Aiming High
04. Strange Way
05. We Are Living
06. I Belong To The Rain
07. I Remember
08. Signs
09. Fall In My Arms
10. Coming Home
11. Hearts On Fire
12. WhenYesterday Comes Around
13. Awearness
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 52:58 Minuten
VÖ: 21.03.2025

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