Crossbone Skully - Evil World Machine

Review von Rockmaster vom 16.01.2025 (6283 mal gelesen)
Crossbone Skully - Evil World Machine Multitalent Tommy Henriksen ist uns bislang eher als Gitarrist von ALICE COOPER und den HOLLYWOOD VAMPIRES aufgefallen. Ältere Generationen werden sich auch noch an seine Einsätze als Bassist auf WARLOCKs "Triumph And Agony" sowie DOROs ersten Soloscheiben erinnern. Dass er sich stimmlich auch in die große Menge der Sänger, die wie Brian Johnson oder Bon Scott klingen (wollen), einreihen kann, wäre möglicherweise auf immer vor uns verborgen geblieben, hätte ihn nicht ein Beleuchter von ALICE COOPER singen gehört und ermutigt, ein Soloprojekt zu starten. So wurden das Alter Ego Crossbone Scully und das gleichnamige Projekt geboren, und mit Tommy Denander, Jamie Muhoberac, Chris Wyse und Glen Sobel waren schnell einige namhafte Mitstreiter engagiert. Ein Traum ging für Tommy in Erfüllung, als Produzentenlegende Mutt Lange (angeblich extra für "Evil World Machine") einen Ruhestand vom Ruhestand einlegte, um dem Album in die Startlöcher und schließlich über die Ziellinie zu helfen. Trotz der elektronisch verzerrten Stimme des "Evil Sorcerer" (des bösen Zauberers, gesprochen von Johnny Depp), die sich in der Retrospektive - neben einigen anderen Momenten - nicht so recht in den Stil einfügen mag, legen CROSSBONE SKULLY schnell los und hauen den Opener und Titeltrack im straighten Rock 'n' Roll-Stil von AC/DC und Konsorten raus. Klassische, schnörkellose Riffs, ein niemals überkomplexer, aber doch treibender Rhythmus und eben Tommys Stimme versprühen das Flair handgemachter Rockmusik aus der guten alten Zeit. Auf den nächsten beiden Titeln 'The Boom Went The Boom' und 'Money Sex Or God' legen sie noch eine Schippe drauf. Schönes Midtempo, zu dem man mindestens mitwippen muss. Dass hier weniger der Rock 'n' Roll-Lifestyle besungen wird als dass Gier und Sexismus (wohl auch in der Rock 'n' Roll-Welt) und eben auch religiöse Verblendung kritisiert werden, ist auch mit geringen Englischkenntnissen nicht schwer zu erraten. Dass es sich bei "Evil World Machine" um ein Konzeptalbum handelt, ist allerdings nicht ganz leicht zu erkennen.

Es gibt dann auch mal kleine Durchhänger wie 'Everyone's On Dope', das auf die recht geringe Länge dann doch ein wenig nach zu viel Marihuana letzte Nacht klingt. Im weiteren Verlauf geben sich dann noch die halben HOLLYWOOD VAMPIRES sowie weitere Gastmusiker die Klinke der Studiotür in die Hand (Johnny Depp hatten wir schon, Auftritt Alice Cooper, Joe Perry, Nikki Sixx als "The Crooked Crow" und so weiter). Schon 'The Sin Eater' springt einen dann durch seinen unerwarteten Stil und die gefühlt drei Dutzend Backgroundstimmen zum ganz eigenen Gitarrensound an. Bei 'Let's Bust The Trust' habe ich dann aber doch zum ersten Mal ein ganz fettes "Hä?" mitten zwischen den Lauschern auf der Stirn stehen. Die Nummer fängt lässig rockig an und zitiert dann aber ganz mächtig - ja, wen eigentlich? Sind das eher die Glam-Rocker SLADE oder doch der Irish Folk (Celtic ... Punk ... Jig) der Amis DROPKICK MURPHYS? Aus dem Alter bin ich raus, und dementsprechend auch ziemlich aus dem Titel. Insgesamt zeigt sich CROSSBONE SKULLY auf der zweiten Hälfte der Scheibe durchaus experimentierfreudig und riskiert eben auch, diejenigen, die die erste Hälfte für ihren straighten, unkomplizierten Stil abfeiern würden, vor den Kopf zu stoßen (mit dem dicken, fetten "Hä?"-Stempel). Wenn man sich darauf einlässt, finde ich aber tatsächlich, dass zum Beispiel 'I Am The Wolf' herrlich düstere Vibes versprüht. 'Misfits Of The Universe' hätte ich stilistisch eher bei 30 SECONDS TO MARS verortet (bevor sie bei Virgin unterschrieben hatten), aber die Prämisse, dass wir eben alle die Asis des Universums sind und somit eigentlich alle gleich, ist irgendwie erfrischend.

Dass auf "Evil World Machine" irgendwie alle Sprechstimmen verzerrt sind, mag nicht jedem gefallen. Letztendlich ist es in dem Umfang ein legitimes Stilmittel. Genau genommen, wirft man einen aufmerksamen Blick auf das Cover und die beiden Schriftzüge, die so gar nicht zueinander passen wollen, sollte man gar nicht so überrascht tun. Allerdings bringt der Beipackzettel mein Weltbild vom handgemachten Rock 'n' Roll dann doch noch mal ziemlich ins Wanken, steht da doch ganz nüchtern: "Henriksen entwickelte die Stimme von Crossbone Skully mit einer Vocal App." Irgendwie zerstört das die Erzählung der "Entdeckung" durch ALICE COOPERs Beleuchter. Ich glaube, ich brauche jetzt ganz dringend was zu trinken und ELECTRIC EEL SHOCKs 'Waaa'. Auch wenn dem Titel fünf Ausrufezeichen fehlen, um meine Erschütterung auszudrücken.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Evil World Machine
02. The Boom Went The Boom (Feat. Phil Collen Of DEF LEPPARD)
03. Money Sex Or God
04. Flip The Bird
05. Everyone's On Dope
06. The Sin Eater
07. Ima Bone Machine
08. Let's Bust The Trust
09. High On You (Feat. Nikki Sixx)
10. I Am The Wolf
11. I'm Unbreakable
12. The Last Night On Earth
13. Misfits Of The Universe
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 53:23 Minuten
VÖ: 22.11.2024

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