Dormant Ordeal - The Grand Scheme Of Things

Review von Rockmaster vom 22.01.2022 (2828 mal gelesen)
Dormant Ordeal - The Grand Scheme Of Things DORMANT ORDEAL haben zum dritten Mal die Nähmaschine des Todes angeworfen und nähen Kissen für das schläfrige Gottesgericht. Dass die Rübe des ratzenden Richters noch darauf ruht, ist hier kein Hindernis, da wird der Faden einfach konsequent durch den Schädel getackert. Hat den Vorteil, dass man immer ein Kissen dabei hat, sollte man das Bedürfnis verspüren, sich spontan einem Schub der Narkolepsie hinzugeben. Die Nähmaschine hört hier auf den Namen Radek Kowal, der vordergründig mit Kettenstich und Doppelkettenstich das Tempo vorgibt und hier und da frech einen Kreuzstich (oder Hexenstich) dazwischenstreut. "Die Wahl der Nadel", liest man in diversen Ratgebern, sei natürlich extrem wichtig. Selbstverständlich grob, dick, handgeschmiedet und rostig, würde man bei typischem osteuropäischem Death Metal erwarten. DORMANT ORDEAL aber haben sich ein hohes technisches Niveau auf die Fahnen gestickt, da darf die Nadel dann schon maschinell gefertigt sein und schön neu glänzen. Den speziellen Sound macht hier die altertümliche Dampfnähmaschine.

Hört man sich "The Grand Scheme Of Things" an und denkt sich die Saiteninstrumente sowie Gesang weg, dürfte man eine Vorstellung davon bekommen, wie alles begann. In den Anfangstagen war DORMANT ORDEAL Radeks Einmannprojekt. Ob auch sein Schlagzeug zunächst nur aus einem Tomtom bestand, ist nicht übermittelt. Jedenfalls hat er inzwischen mit Maciej Proficz am Mikro und Maciej Niescioruk an Gitarre und Bass zwei kompetente Mitstreiter. Abgesehen von dem dominanten Getacker spielt Radek technisch astrein - und in den Momenten, wo die Hand das Schwungrad der Pendelhubmechanik festhält, kann man es auch wirklich genießen. Maciejs I Gefauchgrunze ist grundsolide, da gibt es nichts zu meckern. Maciejs II Arbeit an den Saiten ist geprägt von dissonanten Akkorden, dann und wann zitiert er außerdem Variationen von Melodic Death, bleibt da hinter den großen Namen zurück. Besser zündet das Gitarrenspiel, wenn Maciej die Kissenbezüge mit technisch versierten Stickmustern verziert, wie zum Beispiel auf 'Here Be Dragons' oder 'Let The Light In'.

Das Niveau der Musiker reibt sich ein wenig mit Sound und Mix, vor allem mit dem nur für bestimmte Klientel geeigneten Drumsound. Auch wenn auf dem eingenähten Waschfähnchen so etwas wie "immer schön mit Rostfrei schleudern" stehen könnte, steckt in der Kissenfüllung doch eine Menge rostige Stahlwolle. Kompositorisch könnte das an der ein oder anderen Stelle auch noch etwas flauschiger sein. Handwerk und Werkzeug zu wechseln und dem Hörer mit der Nagelpistole ein stattliches Brett vor den Denkfortsatz zu zimmern wäre ebenso eine Option. Das präsentierte Ruhepolster jedenfalls ließe sich mit ein paar Handgriffen zu einem gemütlichen Nagelkissen umwerkeln. Viel fehlt da nicht. Ich hab jedenfalls jetzt Lust eine T-Shirt-Fabrik in Bangladesh zu besichtigen, und DORMANT ORDEAL entgehen nur knapp einem Punktabzug für den Sound.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. At The Garden’S Gates (4:42)
02. Poetry Doesn’t Work On (4:14)
03. Bright Constellations (4:55)
04. Here Be Dragons (3:59)
05. Letters To Mr. Smith (4:31)
06. Let The Light In (5:06)
07. Sides Of Defence (4:40)
08. The Borders Of Our Language Are Not The Borders of Our World (7:27)
Band Website: dormantordeal.bandcamp.com
Medium: CD
Spieldauer: 39:34 Minuten
VÖ: 03.12.2021

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