Attick Demons - Daytime Stories, Nightmare Tales

Review von Blaze Breeg vom 10.10.2020 (5701 mal gelesen)
Attick Demons - Daytime Stories, Nightmare Tales Als Rezensent ist man es gewohnt, sich mehrfach im Monat in die Diskografien von Bands einzulesen. Ab und zu stößt man dabei auf ziemlich interessante Werdegänge: Die portugiesische Heavy Metal-Band ATTICK DEMONS existiert bereits seit 1996. Auf das erste Langeisen, "Atlantis", mussten deren Fans jedoch sage und schreibe 16 Jahre warten. Davor gab es bloß zwei Demos, eine EP und ein Split Video. Daher ist der aktuelle, etwas ungelenk betitelte, Output "Daytime Stories ... Nightmare Tales" auch erst Studioalbum Nummer drei.

Stilistisch sind die ATTICK DEMONS leicht einzuordnen: Wir haben es hier mit IRON MAIDEN-Worshipping deluxe zu tun, das ich in dieser Form - manche würden "Dreistigkeit" zu Protokoll geben - zuletzt bei MONUMENT gehört habe. Artur Almeida könnte mühelos als Bruce Dickinson-Coversänger um den Globus tingeln - selbst wenn ich die Augen schließe, um mich zu 100% auf das Dargebotene zu konzentrieren, gelingt es mir über weite Strecken kaum, einen signifikanten Unterschied zum "Original" festzustellen. Nun mag jeder von euch entscheiden, ob dies ein Makel oder ein Lob ist - offen gestanden bin ich mir diesbezüglich selbst nicht ganz sicher.

Wenn man sich die neun Songs intensiver anhört, muss man in puncto Jungfrauen-Verehrung ein wenig differenzieren. Die ATTICK DEMONS erinnern mich aufgrund der zu hörenden Gesangslinien in erster Linie an IRON MAIDEN ab "Brave New World" (2000). Die Kompositionen und die Gitarrenarbeit orientieren sich ansonsten mehrheitlich an BRUCE DICKINSONs Solo-Werken ab "Accident Of Birth" (1997) - hier offenbart sich ein Kontrast zu den oben erwähnten Engländern MONUMENT, die vor allem eifrig in der klassischen 80er-Phase ihrer musikalischen Vorbilder wildern.

"Daytime Stories ... Nightmare Tales" beinhaltet keinen Ausfall. Allerdings muss man konstatieren, dass nicht alle Nummern zünden wie der Opener 'The Contract', der Closer 'Running' oder das hervorragende 'Hills Of Sadness', das zweifellos den kreativen und emotionalen Höhepunkt der Scheibe darstellt. Das in der Muttersprache der Künstler eingesungene 'O Condestavel' (im Deutschen 'Der Polizist', sagt Dr. Google) ist auch dank der Verwendung einiger traditioneller Instrumente ein willkommener Farbtupfer. Nein, die fünf Portugiesen, die auf ihren ersten beiden Alben noch IRON MAIDEN-like mit drei Gitarristen in die stählerne Schlacht gezogen sind, verstehen ihr Handwerk. Dennoch sind Tracks wie 'Headbanger' oder 'Make Your Choice', der hinsichtlich seines Chorus sogar einen gewissen Nervfaktor aufweist, recht unspektakulär. Die Gitarristen Nuno Martins und Dário Antunes zocken solide, können die Klasse eines Adrian Smith jedoch niemals erreichen. Klar, dieser Vergleich mutet unfair an, angesichts der vielen IRON MAIDEN- beziehungsweise BRUCE DICKINSON-Zitate müssen sich die ATTICK DEMONS damit auseinandersetzen. Ein Riff oder ein Solo, das mich vom Hocker haut, habe ich in fast 50 Minuten leider nicht gehört.

Das mit Abstand größte Problem bleibt unter dem Strich die Frage der Eigenständigkeit. Die Jungs sind keine Coverband, allerdings nimmt man überdeutlich allen voran IRON MAIDEN-Fans, die eher auf knackigere, härtere Songs und nicht auf ausladende Epen wie 'The Red And The Black' stehen, ins Visier. Das ist legitim und verspricht live bei ein paar Bier eine Menge Spaß. Aber: Warum sollte man nicht einfach das "Original" auflegen? Ich finde es sympathisch, wenn sich eine Band offen zu ihren Inspirationsquellen bekennt, aber ich fürchte, "Daytime Stories ... Nightmare Tales" würde wie MONUMENTs "Hair Of The Dog" (2016) nach anfänglicher Begeisterung rasch in meinem Plattenregal verstauben. Ich wünsche den ATTICK DEMONS alles Gute, denke aber, sie werden in unseren Breitengraden auch nach diesem Release ein Geheimtipp bleiben.



Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Contract
02. Make Your Choice
03. Renegade
04. Revenge Of The Sailor King
05. Hills Of Sadness
06. Headbanger
07. Devil's Crossroad
08. O Condestavel
09. Running
Band Website: www.attickdemons.com
Medium: CD
Spieldauer: 49:45 Minuten
VÖ: 25.09.2020

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