Secret Rule - Against

Review von Rockmaster vom 23.02.2020 (4586 mal gelesen)
Secret Rule - Against Seit 2014 haben die italienischen SECRET RULE mit "Against" ihr bereits fünftes Album produziert. Da fragt man sich gleich: Sind die Female Fronted Metaller besonders kreativ? Oder liefern sie Fließbandarbeit ab? Hören wir mal rein und machen uns ein Bild. Der Opener 'Spira Mirabilis' vermittelt einen ersten Eindruck. Das Intro ist kurz und besteht aus ein paar Samples und Elektronikfrickel-Effekten. Danach kommt ein deutlicher Cut, und Angela Di Vincenzo beginnt zu singen. Die instrumentale Begleitung der ersten Takte ist auf bombastisch komponiert, ein bisschen fetterer Sound hätte hier den Effekt noch verstärkt. Auch in der Fortsetzung scheint der Produzent der Band eine Radikaldiät verpasst zu haben. Insbersondere die Gitarre von Andy Menario und das Schlagzeug von Alex Beccati sind abgemischt wie eine Packung Tiefkühlgemüse ohne Salz. Vielleicht war beabsichtigt, dass Bassist Michele Raspanti das zartrosa Steak auf dem Teller repräsentiert, aber was man nicht sieht beziehungsweise hört, kann man auch nicht genießen. Immerhin liefern die Keyboards, deren Ursprung uns der beiliegende Rezeptblock nicht verrät, ein wenig Würze. Immer wieder werden elektronische Effekte über das Ganze gekippt wie eine Sauce Hollandaise bestehend aus Wasser, E405 und E110. Fetten Bass gibt's gar nicht. Das hier ist Low Fat Low Carb Food. Da wirkt die wirklich schöne Stimme von Angela wie die Dekoration aus Gemüseschnitzerei.

Die Kompositionen der Titel sind absolut auf die Gesangsstimme von Angela zugeschnitten (die gelegentlichen männlichen Shouts unterschlagen wir mal, die sind weit weg von Angelas Niveau). Ansonsten zementiert der beschriebene Sound einen oberflächlichen Eindruck von leichter Uninspiriertheit, der so aber gar nicht stimmt - jedenfalls nicht ausnahmslos. Die Rhythmen wirken schnell eintönig und das Riffing ist zwar hart, folgt aber meist dem gleichen Schema. 'Endless Promises' ist aber ein Anspieltipp, der aus dieser Wahrnehmung wirklich herausfällt. Der Titel hat wirklich auch mal einen angenehmen Drive. 'Purgatory' indes belegt wieder den Zwiespalt, in dem SECRET RULE sich befinden. Die Melodien und insbesondere der Refrain (der aber auch gefühlt hundertfach wiederholt wird) haben Ohrwurm-Qualitäten, der Rest bleibt belanglos. Und die elektronischen "wiki-wikis" werden zu einem echten Nerv-Faktor. Hier wie auch an vielen anderen Stellen fällt auf, wie anorganisch und aufgesetzt die Synthie-Effekte wirken. In dieser Ausprägung sind sie einfach überflüssig. Zu allem Überfluss sind dann auf 'My Last Breath' noch ein oder zwei Gitarrensaiten verstimmt.

Erreichen werden SECRET RULE alle, die mit einer schönen Gesangsstimme und schönen Gesangsmelodien restlos glücklich sind, und vielleicht noch eine verzerrte Gitarre dazu mögen oder sich zumindest nicht daran stören. Erstaunlicherweise hat sich bei ihren Alben auch schon das Who is who (nicht zu verwechseln mit dem Who the fuck is) die Klinke in die Hand gegeben - darunter Aylin (SIRENIA), Stefan Helleblad (WITHIN TEMPTATION), Henrik Klingenberg (SONATA ARCTICA), Timo Somers (DELAIN), Sander Zoer (DELAIN, LEAH), Henning Basse (MAYAN, FIREWIND). Auch in der Liveszene sollen sie bislang gut angekommen sein. Es besteht also durchaus Grund zur Hoffnung. Ich habe nur eine Bitte an die Band: Nehmt euch mehr Zeit! Beim Komponieren (außer das, was ich auf "Against" gehört habe, ist genau die Art und Weise, wie ihr spielen wollt) und vor allem bei der Produktion. Und, was Effekte anbelangt: Viel ist viel, wenn es viel passt. Ansonsten ist zumeist weniger mehr.


Gesamtwertung: 4.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Spira Mirabilis (4:03)
02. Shades Of Humanity (3:30)
03. Rise Again (4:38)
04. Going Nowhere (4:57)
05. Digital Revolution (3:57)
06. Endless Promises (3:36)
07. Purgatory (3:51)
08. Against (4:35)
09. Deep Solitude (3:48)
10. Outsiders (4:31)
11. My Last Breath (3:36)
12. Don't Let Me Fade (3:46)
Band Website: www.secretrule.it/
Medium: CD
Spieldauer: 48:48 Minuten
VÖ: 21.02.2020

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