Interview mit Paul von Master

Ein Interview von Eddieson vom 13.01.2016 (7688 mal gelesen)
Paul Speckmann und MASTER stehen mit ihrem neuen Album "Epiphany Of Hate" in den Startlöchern. Underground-Kämpfer Paul beantwortete mir einige Fragen zur neuen Langrille und lässt dabei (natürlich) auch kein gutes Haar an den Politikern von heute.

Hi Paul! Wie geht es dir?

Paul: Danke, mir geht es gut. Ich relaxe gerade etwas zu Hause. Die Tour war ein bisschen hektisch. Erst eine Woche in Japan, dann zwei Tage Pause zu Hause, danach drei Wochen nach Südamerika. Das Wetter in Chile, Brasilien und Argentinien war natürlich super, aber Day-Offs können manchmal auch ziemlich langweilig sein, aber trotzdem macht man das Beste daraus. Aber wenn man dann eine Woche wieder zu Hause ist, dann will man gleich wieder los.

In ca. 2 Wochen wird ein weiteres Knochenbrecher-Album von MASTER das Licht der Welt erblicken. Wie denkst du über das Album?

Paul: Für mich ist es immer schwer über ein Album zu urteilen, welches ich in der letzten Zeit zigmal im Studio gehört habe. Ich werde es wohl erst in ein paar Monaten noch mal wieder hören. Weißt du, man steckt ganz viel Herz und Seele in ein Album, aber im Gegensatz zu dem, was andere vielleicht denken, langweilt mich ein Album, wenn es dann fertiggestellt ist. Jeder Idiot sagt, dass das beste Album ist, welches sie jemals aufgenommen haben, aber ich bin da Realist genug um zu sagen, dass das Album gut ist, aber ich warte ab, was die Leute dazu sagen.

Kann man "Epiphany Of Hate" als ein politisches Statement bezeichnen?

Paul: Ich bin mir nicht sicher, was du damit meinst. In meiner Realität hasst jeder jeden und das ist meine Offenbarung. Es tut mir leid zu sagen, dass die Welt sich auf dem Abstieg befindet und der Hass immer größeren Anteil am Leben vieler Menschen nimmt. Eifersucht und dieser Religions-Quatsch diktieren unser Leben und so werden wir alle irgendwann zugrunde gehen. Die Politiker erschaffen immer neue Gesetze, doch die Dinge laufen extrem falsch und bringen so nur Tragödien und den Tod zu uns.

Wie ist das aktuelle Album entstanden? Wie weit sind die Songs vor dem Studio arrangiert und wie läuft das bei euch ab?

Paul: Der Prozess ist bei jeder Aufnahme gleich. Ich sitze in meinem zweiten Schlafzimmer, in meinem Büro, wenn du so willst, wo alles beginnt. Manchmal, wenn mir danach ist, nehme ich die Akustik-Gitarre dazu. Für mich läuft es besser, wenn die Riffs natürlich entstehen und es nicht so gezwungen kommt. Ich schreibe in einem Jahr ca. 100 Riffs, von denen suche ich mir dann die besten raus. Das ist dann immer das Schwierigste für mich. Dann setze ich die Riffs zusammen, so dass ca. 15-20 Songs entstehen, die ich dann in den Proberaum mitbringe. Schlagzeuger Zdenek und ich arbeiten dann an einigen Arrangements und probieren etwas aus, doch meistens habe ich die Songs schon komplett. Dann zeige ich die Songs Gitarrist Alex und wir beginnen mit den Proben. Alex hat immer viel zu tun, deshalb ist es schwer für ihn Songs zu schreiben. Aber für das neue Album hat er den Song 'Just Take My Right Arm' geschrieben, und der ist ein wahrer Killer-Track. Die Lyrics flossen so aus mir heraus, als ich die Songs gehört habe. Viele Bands schreiben ja ganze Konzeptalben, das mache ich nicht, die Songs stehen für sich selbst. Ich lasse meinen Gefühlen freien Lauf und so entstehen die Lyrics auf eine natürlich Weise. Wir leben in einer verrückten abgefuckten Welt, da ist es nicht schwer genug Inspiration zu finden.

Ich habe das Album jetzt schon einige Mal gehört und 'Just Be Yourself' und 'Red Alert' haben sich als meine Favoriten herauskristallisiert. Hast du einen oder mehrere Favoriten auf dem Album?

Paul: 'Subdue The Politician' und der Titeltrack sind meine Highlights. Aber, wie ich schon sagte, für mich haben sie alle einen besonderen Charme. imgleft

Was ist der größte Unterschied zwischen "The Witchhunter" und "Epiphany Of Hate"?

Paul: Nur die Zeit, die Proben und die Studiozeit unterscheiden sich. Wir machen immer alles gleich auf jedem Album. Diesmal haben wir noch versucht etwas mehr zu proben, was sich dann letztendlich ausgezahlt hat, aber ich denke auch, dass das vorherige Album ein Killer-Teil geworden ist.

Ja, das kann ich bestätigen. Ich mag ja das neue Artwork. Es ist schön old schoolig ausgefallen. Wie kam es zu diesem Artwork?

Paul: Es wurde vom selben Künstler erschaffen, der auch auf dem Vorgängeralbum das Artwork gemacht hat. Es stammt von Artwars-Mediadesign. Er erstellt und verkauft Kunst und Rico von FDA hat mich gefragt, was ich von diesem Artwork halte und ich mochte es sofort. Für mich gab es also keinen speziellen Prozess, aber ich weiß, dass ich auf meinem Freund Marc von Artwars-Mediadesign in Deutschland zählen kann und er weitere Killer-Artworks für mich und weitere Bands machen wird.

Mal eine rhetorische Frage. Was ist dir wichtiger Technik oder Gefühl?

Paul: Das Feeling natürlich! Es gibt so viele Bands da draußen, die auf ihren Instrumenten rumhacken aber kein Gefühl zustande bekommen. Auch nur eine Stunde später kann ich mich an kein Lick oder Song erinnern. Mit MASTER schreibe ich meistens Akkorde oder Riffs, die schon irgendwie hängen bleiben, denke ich. Die Leute rufen immer noch nach den ganzen Klassikern, überall auf der Welt. Gerade jetzt während des Interviews höre ich Robin Trower, er ist ein begnadeter Gitarrist. Qualität bedeutet mehr als Quantität. Sieh dir nur Lemmy und MOTÖRHEAD an.

Wie viel Punk steckt eigentlich in Paul Speckmann und nimmt der Punk Einfluss auf die Musik von MASTER?

Paul: Ich bin in den Achtzigern aufgewachsen und habe viel GBH, THE EXPLOITED, DISCHARGE, MINOR THREAT und BATTALION OF SAINTS gehört. Ich hatte das Glück in einer Ära aufzuwachsen, die großartige Musik hervorgebracht hat. MOTÖRHEAD, VENOM, ich sah METALLICA und RAVEN in ihren großen, alten Tagen, als Metal alles bedeutete. Ich habe viele Bands auf ihren ersten Touren erlebt, daher nehme ich meinen Einfluss und darauf bin ich stolz.

1991 und 1992 waren zwei großartige Jahre für den Death Metal. Auch MASTER haben da ihr "On The Seventh Day..."-Album veröffentlicht. Hast du spezielle Erinnerungen an diese Zeit?

Paul: Nein, eigentlich nicht. Nach diesem Album bin ich etwas zurückgefallen. Ich musste wieder arbeiten gehen und mein verrücktes Leben in Ordnung bringen. Deswegen habe ich an diese Zeit keine tollen Erinnerungen. Wir hatten unsere letzte Europa Tour 1992 und dann, nachdem das "Collection Of Souls"-Album 1993 floppte, begann der Kampf von Neuem, bis ich 1998 von Pavemant Music wiederentdeckt wurde. Andy Kulosa und Pavement Music haben meine Karriere wieder zum Leben gebracht. Seitdem blicke ich eigentlich nicht mehr zurück.

Du bist ja auf dem deutschen FDA-Rekotz Label. Nimmst du auch Notiz von der deutschen Death Metal Szene?

Paul: Um ehrlich zu sein, habe ich nie großartig die Szene verfolgt. Ich habe genug mit meiner eigene Band zu tun. Die deutsche Szene wird immer mit DESTRUCTION und KREATOR in Verbindung gebracht und das ist auch richtig so. Deutschland hat MASTER immer unterstützt und das weiß ich zu respektieren, auch wenn einige Festivals lieber einen MASTER-Klon spielen lassen, als das Original. Auch heute versuche ich noch dieselbe Gage für MASTER zu nehmen wie vor zehn Jahren und wundere mich dann über Absagen. So spielen wir halt lieber im Underground, wie wir es schon immer getan haben.

Welches Death-Metal-Album war 2015 für dich die größte Überraschung?

Paul: Keine Ahnung! Ich höre keinen Death Metal, sorry!

Du bist ja vor einigen Jahren aus den USA nach Tschechien gezogen. Jetzt wird aber Europa immer mehr von den USA beeinflusst, im politischen Sinne, als auch in vielen Anderen. Die USA ist also überall. Siehst du das auch so?

Paul: Deine Brüder vom RAMMSTEIN haben das ja auch schon gesagt. Ich bin vor 15 Jahren nach Tschechien gezogen. Mein Freund und ich haben in dieser Zeit mehr Freiheit gefunden als in den letzten 10 Jahren auf Tour in den USA. Die Politiker aller Länder haben einfach zu viel Kontrolle und es wird immer schlimmer. Die folgenden Generationen tun mir einfach nur noch leid, denn sie werden wie Roboter sein, die nur noch nach den Regeln der Politiker leben müssen. Freiheit ist nahezu verloren gegangen, wenn die Jugend sich dem nicht widersetzt. imgright

Du wirst ja oft als "Ikone" oder "Legende" bezeichnet. Was hältst du eigentlich davon?

Paul: Ach, darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich bin froh, dass ich Shows spielen kann, egal, ob nun Festivals oder Club Shows, und ich mein Leben mit Metal finanzieren kann. Viele der sogenannten Metal-Größen der Szene, in der ich mich bewege, haben nebenbei noch Jobs in den USA.

Wir befinden uns am Anfang eines neuen Jahres. Was wird 2016 für MASTER bringen?

Paul: Einige Festivals, eine weitere US-Tour und sicherlich 'ne Menge Europa Tourneen.

Eine weitere Legende ist vor einigen Tagen gestorben. Lemmy. Was denkst du?

Paul: Ich bin natürlich sehr traurig. Ich habe Lemmy zu verschiedenen Anlässen getroffen. Auf Festivals oder auf Shows, zu denen ich gegangen bin, wenn sie in den USA gespielt haben und jedes Mal, wenn ich den Kerl getroffen habe, sei es unter den verschiedensten Umständen hat er mich immer respektvoll behandelt und war immer ein cooler Typ. So ist es nun mal, wir werden alle irgendwann sterben und hoffentlich hinterlassen wir eine Art Zeichen in der Gesellschaft, so, wie es Mr. Kilmister getan hat.

Ein schönes Schlusswort, denn damit sind wir am Ende des Interviews. Ich bedanke mich für das Interview und wünsche dir und dem neuen Album natürlich alles Gute. Die letzten Worte gehören dir.

Paul: Supportet den Underground. Wer mehr Infos möchte und an der Band interessiert ist, gehe auf master-speckmetal.net

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