Interview mit Helmuth von Belphegor

Ein Interview von Eddieson vom 10.08.2014 (10572 mal gelesen)
BELPHEGOR stehen mit ihrem neuen Geschoss "Conjuring The Dead" parat und heimsen nach und nach gute Kritiken ein. Mastermind Helmuth stand mit klaren Worten Rede und Antwort.

Hallo Helmuth! "Conjuring The Dead" steht in den Startlöchern. Wie geht es dir? Bist du aufgeregt?

Helmuth: Hi Jan. Ja, alles gut hier soweit. Das Feedback von der relevanten Metal Presse ist Hammer, das dürfte jetzt mein knapp über hundertstes Interview sein, das ich für unser neues Werk "Conjuring The Dead" mache. Ja, ich bin definitiv aufgeregt, das ist für mich immer was besonderes. Wenn ich das Master abgebe, Anfang Juni war das dieses Mal, dann stoppe ich völlig das jeweilige Album zu hören. Ich höre das Album erst wieder, wenn ich die CD bekomme. Am Dienstag ist es soweit, auspacken – auflegen, Speaker auf Maximum. Wahnsinn! imgleft

Ich persönlich finde es ist ein sehr starkes Album geworden. Sehr facettenreich und brutal. Stellenweise geht ihr zurück zu den Wurzeln, aber auch neue Elemente wurden hinzugefügt. Eine perfekte Mischung aus Black und Death Metal. Wie würdest du das Album beschreiben?

Helmuth: Das Album wurde bewusst mehr in die Death Metal Richtung komponiert. Das war der Plan diesmal, wieder gemeiner, brutaler…etwas zurück zu unseren Wurzeln, natürlich mit allen BELPHEGOR-Trademarks versiegelt und mit dem musikalischen Können anno 2014. Durch meine Krankeit, die drauffolgende Operation, der lange Weg zurück, war ich gelinde ausgedrückt ziemlich angepisst, daher ist das Liedgut viel brachialer geworden als auf den letzten Alben. Es war Zeit wieder Maßstäbe in Sachen Aggressivität, Brutalität und rauher Soundwall aufzufahren. Die Extrem Metal Szene heutzutage ist angepasst, müde, energielos geworden. Die meisten Bands hören sich an, als wie wenn ihnen die Zähne gezogen wurden und stagnieren seit Jahren. Was heute von den Medien-, Plattenfirmen-, Marketing-Clowns als extreme Art verkauft wird, ist 90% Schrott und Mainstream. Hier treten wir auf den Plan, mit dem neuen Werk, "Conjuring The Dead". Egal, ob man es mag oder nicht, Fakt ist, es gibt in diesem Bereich fast nichts mehr, was halbwegs an die Brachialgewalt des neues Offerings rankommt.

Würdest du es als euer bisher stärktes Album beschreiben?

Helmuth: Wir haben 10 Alben raus und jedes Mal versucht, das Beste rauszuholen. Unsere Soundkollagen auf die nächste Stufe zu hieven und neue Elemente/ Songstrukturen aufzusaugen, ohne unseren Chaos-Sound zu verleugnen. Es hat wenig Sinn, wenn ich sage es ist das beste Album. Für mich ist es ein sehr spezielles Album, da ich mich dadurch wieder aus meinen Zwängen befreit habe und mich aus dem Loch gezogen habe, wo ich feststeckte. Nach meiner Operation und dem steinigen Weg zurück an die Metal Front. Ich verbinde jedes Album mit einem bestimmten Zeitabschnitt in meinem Leben. "Conjuring The Dead" hat alles was ein brachiales Album anno 2014 braucht. Wer auf brutalen Death/Black Metal steht, wird eine Freude haben mit "Conjuring The Dead" und es lieben.

Hast du einen persönlichen Lieblingssong auf dem Album?

Helmuth: Jeder Song hat eine eigene Story. Wir haben bereits 'Gasmask Terror' und den Titelsong live gespielt, es war ein Genuss, diese beiden Death–Explosionen mit archaischer Überkraft in die Crowd zu trümmern. Ins kommende Liveset werden wir desweiteren das majestätische 'Rex Tremendae Majestatis' und den schnellsten Song, den ich je schrieb, entitled 'Black Winged Tormnet' aufnehmen und die kommenden Rituale premieren.

Wie lief die Aufnahme zu "Conjuring The Dead“?

Helmuth: Alles lief perfekt. Durch meine Krankheit dachte und hatte ich oft im Hinterkopf, dass das vielleicht mein letztes BELPHEGOR-Werk wird, darum wollte ich alles geben und hab noch nie so hart an einer Platte gearbeitet. Durch meinen schwierigen Weg zurück musste ich die Platte auch 4-5 x Delayen, einige Male dachte ich, fuck, ich kann den Motherfucker niemals fertigstellen und war knapp davor alles hinzuschmeißen. Aber Kapitulation ist nicht meins. Jetzt, wo alles im Kasten ist, und "Conjuring The Dead" weltweit released ist, bin ich zufrieden und sehe, dass sich die ganze Mühe, der Verzicht gelohnt hat.

Und seid ihr Perfektionisten im Studio oder könnt ihr auch mal über kleine Fehler hinwegsehen?

Helmuth: Ich habe Erik Rutan als Produzenten gewählt, da ich seit langem diese Vision hatte, wie würde wohl ein BELPHEGOR Album mit einem amerikanischen Sound klingen? Ich konnte mir das sehr gut vorstellen. Die Zusammenarbeit in den Manastudios zu Florida war auf einem sehr hohen Level, alles war sehr ernst. Erik zwang uns teilweise, die besten Resultate aus uns rauszuholen. Ja, wir haben bis ins kleinste Detail arrangiert, um alles auf die nächste Stufe zu hieven. Ich denke, das ist uns gelungen und hoffe, dass unsere Supporter das auch so sehen. imgright

Wie sieht es mit den Texten aus? Gibt es da einen roten Faden, der sich durch das Album zieht, oder steht da jeder Song für sich?

Helmuth: Es geht um den Untergang der Menscheit, eine Menge gefährlicher Dinge passiert im Moment auf diesem Planeten. Wir sind dabei, uns unser eigenes Grab zu schaufeln. Ich habe für z. B. 'Gasmask Terror' wieder einen „Direkt in die Fresse“-Kriegs-Text geschrieben. Offensive as Fuck! Den ersten dieser Texte hatte ich 1999 für "Necrodaemeon Terrorsathan" gemacht. Das Album wurde 2000 entfesselt. Der Song hieß 'S.B.S.R.' On top wie immer Antigod-/Antilife-Poems, kein intellektueller Bullshit. Wo gehobelt wird, fallen Späne. Diese Art von Musik muss aufregen, Ur-Instinkte wecken, eine wütende Eruption, sicher nicht beruhigen.

Eine Premiere gibt es auf dem neuen Album auch. Ihr habt zum ersten Mal Gastmusiker auf einem Album, dann auch gleich nicht irgendwen, sondern Attila von MAYHEM und Glenn von DEICIDE. Wie kam es dazu?

Helmuth: Ja, ich habe den Song auch so hinarrangiert. Das Liedgut ist typisch BELPHEGOR, eine perfekte Symbiose aus brutalem Death und rasenden Black Metal-Einflüssen. Die Strophen eben technisch und Death-lastig, perfekt für Mr. Beenton und die beiden Chorusse mehr in die Black Metal Richtung mit obskurer Melodieführung, wo ich wusste da kann sich Attila gemeinstens austoben. Glen ist mein fave Sänger im Death Bereich, der Mann hat ein Volumen, beeindruckend. Und Attila ist mein Fave Vocalist im Black/Avantgarde Bereich, es mussten die zwei sein. Wenn ich mir was in den Kopf setze oder eine Vision habe, dann arbeite ich daran das zu verwirklichen. Mein Ziel war, entweder diese zwei Haudegen oder Fuck das Projekt. MAYHEM und DEICIDE haben BELPHEGOR immer inspiriert, ich denke diese zwei Bands waren generell sehr wichtig für den extremen Metal. Respekt, dass sie ihre Magick in 'Legions Of Destruction' gesteckt haben.

Zum Titelsong gibt es ja auch ein Video. Wie wichtig sind dir Videos? Sehr wichtig oder doch irgendwie notwendiges Übel?

Helmuth: Ich finde es interessant ein Video zu drehen. Frag mich nicht wie wichtig es ist, ich habe da wenig Plan, wir sind keine Marketing-Label-Marionetten. Wir machen das, auf was wir Bock haben. Die Hauptrolle hat ein bekanntes Tattoo Model aus Deutschland gespielt, Makani Terror, eine smarte Frau mit einer guten Aura für derartigen visuellen Horror. Das Video zu 'Conjuring The Dead' ist auch eine Bereicherung für die Bonus-DVD, die mit dem limitierten Digipak kommt und hat eine Laufzeit von über 70 Minuten. Das ist ein Dankeschön an die Leute, die uns in welcher Art und Weise auch immer die letzten 2 Dekaden unterstützt haben.

Insgesamt haben es zehn Songs auf das Album geschafft. Wurden noch mehr Songs geschrieben und was passiert mit denen?

Helmuth: Wir schreiben immer einen Track mehr, heißt während des Recording Prozesses, zeigen die Songs dann Gesicht und dann wählen wir immer einen Song aus, den wir wegwerfen. Ich habe da mittlerweile an die +10 Songs, die wir immer entsorgt haben. Keine Ahnung, ob wir da jemals was benutzen.

Welches Album hat dich als letztes von vorne bis hinten überzeugt?

Helmuth: Ich liebe VAN HALEN mit David Lee Roth. Ich habe früher gitarrenmäßig sehr viel gelernt von Gitarristen wie Eddie Van Halen. Wer nicht? Als ich mir das neue Album "A Different Kind Of Truth" zulegte, kamen mir fast die Tränen [lacht]. Wie geil war das denn, diese Gitarren, Diamond Dave am Mikro, Wahnsinn. Das neue MAYHEM-Album ist auch wieder ein Kracher geworden.

Und welches war das letzte perfekte Konzert, das du besucht hast? imgleft

Helmuth: Wir spielen ständig Shows, sind immer kativ, das würdigen viele Metal-Leute. Heißt wir kommen viel rum und ja es gibt immer wieder Bands, die man gerne sieht oder man trifft sich mit Gleichgesinnten. Die MetalCommunity, ich meine die Gemeinschat im Metal ist unreal. Egal wo du hinkommst, ich denke das sind die geilsten Menschen, desweiteren sehr loyal & wechseln nicht über Nacht von dem zum nächsten Sound. Einmal Metal immer Metal.

Gibt es irgendwas, was dich im Metal besonders nervt und manchmal bis zur Weißglut treibt?

Helmuth: Ich liebe Rock/Metal Musik. Auch klassische Komponisten und Flamenco-Gitarristen. Erhabene Musik, mit echten Instrumenten gespielt, kein Plastik- Computer-Dreck, den man im Radio hört. Ich kümmere mich nicht um diese ganzen Idioten die rumweinen, wie kleine Kinder, was ihnen alles nicht passt und was alles anders sein muss. Meinungen sind wie Arschlöcher, jeder hat eines. Mich nervt diese Respektlosigkeit von einigen Spießern. Ich supporte, was ich mag und ignoriere den Rest. Für mich wäre es Zeitverschwendung, anderer Leute Kreativität/Art etc. schlecht zu machen. Wahrscheinlich fühlen sich diese Würmer dann besser, weil ihr eigenes Leben einfach nur langweilig ist. Wie auch immer, wir ziehen unser Ding durch, ohne Kompromiss und marschieren weiter und weiter. Wer es mag, genial, wird gewürdigt, eine Ehre für mich. Wer nicht oder sich deswegen angepisst fühlt, alles okay für mich. Wir waren immer ein Geschwader mit Ecken und Kante und haben uns nie angepasst, im Gegenteil. Welche Band kann das noch sagen nach über 20 Jahren?

Wann kann man mit einer Europa Tour rechnen?

Helmuth: Wir spielen jetzt noch 6 Open Airs im August und dann marschieren wir nach Nord–Amerika, wo wir unsere 9. Tour spielen. Dieses Mal kehren wir zurück als Headliner, das wird eine interessante Herausforderung. Wir sind wie immer bereit. Nachher kommt Japan, vielleicht in China noch paar Shows dazu & Ende des Jahres zurück nach Süd-Amerika, wo wir eine Festival-Tour spielen. Wir sind bereits bis März 2015 solide gebucht. Wir haben uns bewusst in Deutschland rarer gemacht, wir wollen nicht wie gewisse Bands andauernd präsent sein. 2015 werden wir wieder vermehrt in Deutschland einfallen, das ist sicher. Ihr ward die ersten damals, die uns sofort mit offenen Armen empfangen haben, das vergesse ich nie. Interessierte Promoter die uns buchen möchten, etc. können sich unter belphegor[ät]aon.at melden.

So, das war es auch schon. Vielen Dank für deine Zeit. Ich wünsche viel Erfolg mit dem Album. Die letzten Worte gehören dir.

Helmuth: Danke für'n Space, Jan, und heftige Grüße an eure Leserschaft. Checkt das neue Album, entitled "Conjuring The Dead". Wer auf brachiales Liedgut steht und wieder was richtig abgefahrenes hören will, der wird mit "Conjuring The Dead" eine gute Zeit haben und aus dem vollen Schöpfen. Eine Ehre – dieser Horror.

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