Interview mit Sänger Lon von The Fright

Ein Interview von Stormrider vom 14.03.2013 (10260 mal gelesen)
On stage konnten THE FRIGHT auf der kürzlich absolvierten Tour mit den THE 69 EYES ebenso überzeugen (Livebericht), wie mit ihrem bereits 2012 veröffentlichten, selbstbetitelten dritten Album (Review). Sänger Lon stand uns für ein kurzes Interview zur Verfügung, und lässt neben der Tour auch die Bandhistory Revue passieren.

Hallo Lon! Schön, dass es mit dem Interview klappt. Lass uns nicht lang zaudern, sondern gleich zu den Fragen übergehen. Ihr seid vor Kurzem mit den THE 69 EYES auf Tour gewesen. Ich habe den Gig in Frankfurt gesehen, und muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht war. Coole, absolut authentische Show, die ihr abliefert. Was ich danach so an Stimmen aufgeschnappt habe, sahen das 'ne Menge Leute ebenso. Wie lief die Tour aus Deiner Sicht? Konntet ihr neue Fans gewinnen?

Lon: Es gab zwei Dinge, die die Tour zu einem absoluten Erfolg gemacht haben. Zum einen die Fans, die uns total herzlich empfangen, und echt mitgerockt haben, und zum anderen die aufgebaute Freundschaft zu den THE 69 EYES. Die Typen sind entgegen vielen Gerüchten absolut bodenständige und sympathische Menschen... ähhm ... Vampire...

Das ist schön zu hören, dass so manches Vorurteil, was durch die Presse geistert, eben doch auch mal widerlegt wird. Was waren denn für dich die schönsten Momente auf der Tour? Welche Momente waren eher "schattig"?

Lon: Die schönsten Momente waren natürlich die, als wir auf der Bühne standen. Große Bühnen, gut gefüllte Shows und dazu noch Leute, die Bock hatten und Respekt vor einem Support. Die Momente danach am Merch-Stand waren auch super, da man die Möglichkeit hatte, noch einmal persönlich mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Die Saufgelage mit den THE 69 EYES waren cool, aber da kommen wir auch schon zur Schattenseite: Der Morgen danach, und das Gefühl als hätte man 'nen Bahnhof mit der Zunge geputzt, während alle Leute über dich trampeln ...

Ihr seid ja richtig old-school-mäßig mit einem eigenen Bandmobil unterwegs gewesen. Auf eurer Homepage bietet ihr an, bei Fans zu übernachten, bzw. fragt nach Schlafplätzen. Nutzt ihr das wirklich, und wie oft könnt ihr ohne Hotel auskommen?

Lon: Die meiste Zeit kommen wir ohne Hotel aus, was natürlich echt eklig und unangenehm werden kann, wenn wir unseren Bus zu unserer Übernachtungsmöglichkeit machen. Komfortabler sind Hostels und Hotels, aber auf der anderen Seite sind wir auch nicht AC/DC oder MÖTLEY CRÜE und können die High Class Rock 'n' Roll-Ansprüche stellen. Wir nehmen gerne was auf uns, wenn wir denken, dass die Gigs an sich wirklich was bringen. Solange wir nicht von irgend'nem Straßenköter angepisst werden geht das schon in Ordnung. Punkrock!

Bleiben wir noch für eine Frage beim Thema Touren und Gigs. Ihr habt ja bereits mit einigen bekannten Namen der Sleaze-Szene auf der Bühne gestanden. Von welcher Band konntet ihr bis dato am meisten mitnehmen?

Lon: Also wenn wir von der neueren Sleaze Szene sprechen, dann musikalisch von HARDCORE SUPERSTAR und bezüglich Party und folgendem Absturz von SISTER. Ich weiß nicht was genau in diesem Pfeffi drin war, aber dadurch hab ich 'ne echte Psychose "mitgenommen", die glücklicherweise nur für diesen Abend hielt.

Auch wenn ihr euch in den letzten Wochen neue Fans erspielen konntet, denke ich, dass viele unserer Leser mit euch noch nicht vertraut sind. Fasse doch bitte in kurzen Worten die Bandhistory von THE FRIGHT zusammen, immerhin seid ihr schon seit über zehn Jahren am Start, und habt die Band im zarten Teenageralter gegründet.

Lon: Bevor es richtig mit THE FRIGHT losging, haben wir mit 11 oder 12 Jahren angefangen, uns an den Instrumenten der Punkband meines Bruders in unserem Schuppen auszutoben. Als wir merkten, dass da wirklich Musik rauskommt beschlossen wir zwei Jahre später, also 2002, THE FRIGHT zu gründen. Der erste Output war unser Demo "7 Of The Blackest Songs On Earth", welches uns ein echt gutes Feedback von der Horrorpunk-Community bescherte, weil uns jeder mit SAMHAIN in Verbindung brachte. Nach etlichen Konzerten (u. a. das erste Horrorpunk Festival Deutschland) nahmen wir unser Debütalbum 2008 in Eigenregie auf. Was folgte war 2009 unser zweites Album "Born To Be Dead". Zu diesem Zeitpunkt waren wir noch ein Trio. Durch die gewachsenen Ansprüche kam unser Gitarrist Danny hinzu. Wir spielten eine Europa-Tour mit GHOULTOWN und Gigs mit u. a. HARDCORE SUPERSTAR, CRAZY LIXX, SISTER, LACRIMAS PROFUNDERE, THE OTHER, BLITZKID und wurden dadurch vom bekanntesten Horrorpunklabel "Fiendforce" gesigned. 2012 kam dann unser selbstbetiteltes Album "The Fright" raus, welches wir bis jetzt durch zwei Deutschlandtouren präsentiert haben.

War Horror-Sleaze-Punk schon damals das, was ihr unbedingt machen wolltet? Oder seid ihr mit einer ganz anderen musikalischen Ausrichtung gestartet? Thüringen war ja nun eher nicht als der Nabel des Genres bekannt.

Lon: Angefangen haben wir wirklich direkt mit SAMHAIN-inspirierten Horrorpunk. Hinzu kamen immer mehr Einflüsse aus verschiedenen Genres. Wenn man so jung beginnt Musik zu machen, durchläufst du natürlich etliche Jahre an Selbstfindung. Wir persönlich haben den Anspruch, jedem Album einen eigenen Charme zu geben. Danach schreiben wir einfach drauf los, und wenn's uns gefällt, dann wird es released. Wie man das dann final nennt, ist mir eigentlich egal... Ich nenne es Horrock 'N' Roll!!

Du hast es ja schon angesprochen, letztes Jahr habt ihr mit "The Fright" euer drittes, selbstbetiteltes Album rausgebracht. Häufig wird das selbstbetitelte Album ja als erstes, als Wendepunktalbum oder als Album zur Sounddefinition genommen. Denkt ihr, dass ihr mit dem Album "euren" Sound gefunden habt?

Lon: Wir fühlten uns zu diesem Zeitpunkt einfach musikalisch und persönlich genug gereift. Wir haben unser verlorenes, viertes Bandmitglied gefunden, und dachten uns... kommt, wir greifen jetzt mit diesem Album und dem neuen Label im Rücken an! Und im Rückblick auf das, was innerhalb des letzten Jahres alles passiert ist, ging der Plan auf. Wir wurden schon immer als junge DANZIG gehandelt, in diesem Gefilde ist der Kern unserer Musik auch zu Hause. Aber es gibt so viele andere Einflüsse aus dem Gothic, Punk und Metalbereich, was uns so klingen lässt, wie wir klingen. Wir definieren unseren Sound durch eben diese Vielfältigkeit.

Ich persönlich mag die Unbekümmertheit mit der ihr das Album eingespielt habt. Es wirkt, im Gegensatz zu vielen Goth-Sleaze-Produktionen die eigentlich etwas dreckig klingen sollten, immer noch ein wenig räudig und ungeschliffen, leider auch etwas dumpf. Wie zufrieden seid ihr, mit ein wenig Abstand zu dem Album, heute noch? Häufig möchten Musiker im Nachhinein ja doch das ein oder andere ändern.

Lon: Dem kann ich nur zustimmen. Du veröffentlichst das Album heute, und morgen fällt dir auf, was alles hätte cooler sein können. Wir sind auch heute noch zufrieden mit "The Fright", aber es gibt auch viele Dinge, die wir besser machen wollen bezüglich der Produktion und dem Songwriting. Aber so soll's sein, völlige Zufriedenheit bedeutet natürlich auch Stagnation, und solange du immer wieder Dinge entdeckst, die du besser machen willst, treibt dich das unglaublich an.

Da das Album ja schon bald ein Jahr auf dem Buckel hat, ihr erfolgreiche Touren dazu spielen konntet und man Eisen bekanntlich am besten schmiedet, solange sie heiß sind, was sind eure Pläne für die nächsten Monate? Arbeitet ihr bereits an neuem Material? Und wie präsent seid ihr auf den kommenden Sommerfestivals?

Lon: Wir werden dieses Jahr ausgiebig an unserem neuen Album arbeiten. Wir haben uns da so einiges vorgenommen, und das bedarf seiner Zeit. Es werden aber natürlich auch hin und wieder ein paar Einzelgigs kommen, und THE FRIGHT werden auf dem ein oder anderen Festival zu sehen sein. Dazu kann ich aber noch nicht Näheres sagen. Checkt einfach hin und wieder unsere Dates.

Das kann ich wirklich nur jedem Rocker empfehlen! Dennoch kommen wir nun auch schon zum Ende unseres kleinen Interviews. Lon, ich danke dir für die Zeit, die du dir zur Beantwortung unserer Fragen genommen hast. Ich wünsche THE FRIGHT weiterhin viel Erfolg, und hoffe bald wieder was von euch zu hören. Wie es bei uns gute Sitte ist, gehören die letzten Worte dir. Noch etwas, was du unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtest?

Lon: Danke!! Ich möchte allen Leuten danken, die zu unseren Shows kommen und unsere Platten kaufen, denn letztendlich ist es das, was dich als Band am Leben hält. Glaubt an euch, glaubt an uns, denn so kann die Midnight Revolution weitergehen! Cheerz!

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