Interview mit Tim von Germ

Ein Interview von Jukebox vom 30.10.2012 (5449 mal gelesen)
Gerade mal ein halbes Jahr hat es gedauert, bis Tim nach dem Album "Wish" nun mit der EP "Loss" um die Ecke kam. Dies war uns Anlass genug, dem vielbeschäftigten Multiinstrumentalisten einige Fragen zu stellen:

Hallo Tim, danke dass du dir die Zeit nimmst, uns ein paar Fragen zu beantworten. Zunächst einmal meinen Glückwunsch zum Album "Wish" und zur EP "Loss". Ich liebe diese beiden Scheiben!

Tim: Danke für diese netten Worte!

Kannst du uns zunächst etwas über die Gründung und die Geschichte von GERM erzählen?

Tim: Die Idee für GERM hatte ich irgendwann im Jahr 2003 und in den folgenden Jahren habe ich zu Hause einige Aufnahmen dafür gemacht. Ende 2006 habe ich dann eine 3-Track-EP aufgenommen, die jedoch nie veröffentlicht wurde. Lediglich ein Song, 'Raving Mad With Sadness', erschien auf Myspace. Ein paar Jahre später, nämlich 2009, habe ich dann damit begonnen, das aufzunehmen, was jetzt auf dem Album "Wish" und der EP "Loss" zu hören ist. Ende 2009 war ich nahzu fertig mit den Aufnahmen, aber dann musste ich mich auf ein anderes Projekt konzentrieren und konnte die Aufnahmen daher erst 2011 wirklich abschliessen. Ich bin daher froh, dass das Album und die EP nun veröffentlicht sind, denn es ist nun doch schon eine lange Zeit her, dass ich mit der Arbeit daran begonnen habe. Für mich ist damit das erste Kapitel von GERM beendet und das zweite kann begonnen werden.

"Wish" ist ja nun schon seit einigen Monaten erhältlich, "Loss" seit ein paar Tagen. Wie zufrieden bist du bisher mit den Reaktionen?

Tim: Ich bin wirklich sehr zufrieden und glücklich mit den Reaktionen. Es ist kaum zu glauben, wie positiv manche Reviews ausgefallen sind und was für großartige Dinge über GERM geschrieben werden. Ich habe auch immer damit gerechnet, dass einige Leute GERM nicht besonders mögen, vor allem diejenigen, die eher traditionelleren Black Metal erwartet haben, aber die positiven Reaktionen überwiegen bei Weitem.

Bei GERM lassen sich elektronische Sounds ausmachen, aber auch Rock, Pop und eben Black Metal-Elemente, vor allem durch den Gesang. Woher kommt deine Inspiration und deine Einflüsse für diese Experimente?

Tim: Ich habe da von Anfang an überhaupt nicht drüber nachgedacht. Ich wollte für GERM einfach die Elemente kombinieren, die ich gerne mag und dann schauen, was daraus wird. Es interessiert mich nicht, ob andere Leute sagen, das würde nicht funktionieren, denn in erster Linie tue ich das für mich. Ich habe schon immer sehr unterschiedliche Musik gehört und habe daher Einflüsse aus der Klassik, dem Grunge, Brit-Pop, Electro und so weiter, und daher war es ganz natürlich, dass sich Elemente dieser Genres in meiner Musik widerspiegeln.

Würdest du GERM denn trotzdem als Black Metal bezeichnen?

Tim: Es gibt eine Menge Black Metal-Elemente bei GERM und wenn du bei manchen Songs das Keyboard und den Klargesang weglassen würdest, könnten sie locker als Black Metal-Songs durchgehen. Ich bin mir dennoch nicht sicher, ob ich GERM als Black Metal-Band bezeichnen würde. Ich denke, wenn die Leute an die Musik mit der Erwartung herangehen, dass es sich um Black Metal handelt, wird es ihnen schwerer fallen sich darauf einzulassen, als wenn sie es sich einfach unvoreingenommen anhören, ohne etwas Bestimmtes zu erwarten.

Deine Musik hat stets eine sehr melancholische Atmosphäre. Was für eine Stimmung brauchst du selbst, um solche Lieder schreiben zu können und was bringt dich in diese Stimmung?

Tim: Ich will nicht wie ein dummer Teenager klingen, aber ich bin generell kein besonders positiver Mensch. Ich musste schon mit verschiedenen Dingen im Leben kämpfen, die es mir eben oft nicht leicht gemacht haben. Ich kann natürlich auch an verschiedenen Dingen meinen Spass haben und mal eine gute Zeit verbringen, aber insgesamt ist meine Stimmung eben nicht sehr positiv. Daher ist es für mich viel einfacher, melancholische Musik zu schreiben, als irgendetwas Fröhliches mit einem Upbeat. Einige Leute empfinden GERM auch als ein wenig fröhlicher als beispielsweise AUSTERE, aber ich sehe das nicht so. Unterm Strich kann man schon sagen, dass ich eher eine bestimmte Stimmung brauche, um KEINE melancholische Musik zu schreiben.

Was kannst du uns sonst über die Aufnahmen erzählen? Wie lange hast du gebraucht, und hast du alles alleine gemacht?

Tim: Es hat wirklich viel Zeit gekostet, vor allem wegen den vielen verschiedenen Sounds und Spuren und weil ich eben alles selbst eingespielt habe. Für die Aufnahmen habe ich zunächst bei mir zu Hause Demos gemacht und bin dann damit ins Studio gegangen, wo ich alle Instrumente selbst eingespielt habe. So ist für jeden Song zunächst mal die Basis entstanden. Mein Produzent LT und ich haben uns dann zusammengesetzt und überlegt, was wir noch in die Songs einfügen oder ergänzen könnten. Er ist ein unglaublich guter Gitarrist, so dass er in den Songs, in denen es eine Lead-Gitarre gibt, diese auch übernommen hat und zudem noch einige Keyboard-Passagen eingebaut hat. Zudem habe ich auch mit James Page zusammengearbeitet, mit dem ich auch in der Vergangenheit schon bei einigen elektronischen Sounds und dem Progammieren gearbeitet habe.

Du hast schon in vielen verschiedenen Bands Schlagzeug gespielt, spielst aber auch Gitarre und Keyboards und singst auch noch. Bist du in einer sehr musikalischen Familie aufgewachsen, oder hast du dir alles selbst beigebracht?

Tim: Nein, ich komme aus keiner musikalischen Familie. Weder meine Eltern spielten irgendein Instrument, noch hatte ich Geschwister, mit denen ich hätte Musik machen können, denn ich bin ein Einzelkind. Ich habe die Musik schon sehr früh für mich entdeckt und von da an gab es für mich nichts anderes mehr im Leben. Angefangen habe ich mit dem Schlagzeug, aber im Laufe der Jahre habe ich mir selbst dann auch die Gitarre und das Piano beziehungsweise Keyboard beigebracht. Das Singen ist lediglich etwas, das ich halt ebenfalls mache, aber ich bin kein besonders guter Sänger. Um ehrlich zu sein, mag ich meine Stimme überhaupt nicht, aber ich tue es eben trotzdem.

Du hast schon in vielen Bands gespielt, unter anderem bei AUSTERE und GREY WATERS. Kannst du uns etwas über die Gründe für deren Auflösung sagen?

Tim: Die Auflösung von AUSTERE ist etwas Trauriges, aber wir sind uns einig, nicht viel darüber zu sprechen. Wir hatten unsere Gründe für die Auflösung und es war auch ein guter Zeitpunkt. Wir sprechen noch oft darüber, aber ich denke trotzdem, dass es die richtige Entscheidung war. Ich bin sehr stolz auf AUSTERE und ich bin froh, dieses Erbe hinterlassen zu können. Bei GREY WATERS hätte ich mir gewünscht, dass wir zumindest das Debüt-Album fertiggestellt hätten, bevor wir uns aufgelöst haben, aber auch hier denke ich dennoch, dass es die richtige Entscheidung war. Es hätte keinen Sinn gemacht mich zu etwas zu zwingen, bei dem mein Herz nicht voll dabei ist. Das wäre auch nicht fair den Leuten gegenüber gewesen, die geduldig auf dieses Album gewartet haben. Es ist besser, etwas nicht zu veröffentlichen, als etwas zu veröffentlichen, das nicht so gut ist, wie es eigentlich sein sollte.

Bist du auch bei WOODS OF DESOLATION noch aktiv und kannst uns vielleicht etwas zu einem neuen Album sagen?

Tim: D. (der Kopf hinter WOD - Jukebox) hat mich nur für ein Album angeheuert. Geplant war zu Beginn lediglich, dass ich auf dem Album (er meint "Torn Beyond Reason" - Jukebox) Schlagzeug spiele und singe. Letztendlich ist es dann doch so gekommen, dass ich ihm beim Arrangieren der Riffs, dem Schreiben der Melodien und bei der Produktion geholfen habe. Ich bin sehr stolz auf meine Arbeit an diesem Album, aber ich hab kein Interesse daran, es nochmal zu tun. Daher kann ich auch nichts zu einem neuen Album sagen, denn ich habe mit D. schon lange nicht mehr gesprochen.

Gibt es für dich aktuell andere Bands oder Projekte neben GERM?

Tim: Ich arbeite gerade mit einigen alten Freunden an einer neuen Band und ich hoffe, dass wir bis zum Ende des Jahres etwas haben, das wir den Leuten vorspielen können. Wir werden außerdem nächstes Jahr ein paar Shows in Australien spielen. Der Stil wird völlig anders sein als das, was die Leute erwarten, aber ich bin sehr froh darüber, wie die Dinge bisher laufen.

Hältst du es für möglich, dass man dich mit GERM auch in Deutschland live sehen kann?

Tim: Das würde ich gerne bestätigen können, aber realistisch betrachtet wird das wohl in naher Zukunft nicht der Fall sein. Es wäre ein riesiges Unterfangen, für GERM eine Live-Besetzung zu finden. Die richtigen Musiker zu finden wäre sehr schwer, und ich gebe mich mit Nichts zufrieden, das nicht perfekt ist. Daher ziehe ich es lieber vor, nicht live zu spielen, als eine halbgare oder schlechte Show zu spielen. Ich möchte das aber für die Zukunft nicht ausschliessen, aber derzeit ist GERM ein reines Studio-Projekt.

Was steht als nächstes auf deinem Plan? Ein weiteres Full-Lenght-Album von GERM, oder etwas völlig anderes?

Tim: Wie bereits erwähnt hoffe ich, bald das Debüt der neuen Band veröffentlichen zu können, also haltet die Augen auf! Davon abgesehen bin ich mit dem Schreiben der neuen GERM-Platte fertig und habe die Demos dafür bereits zu Hause auf meinem Computer. Damit werde ich sicher noch eine Weile beschäftigt sein, werde hier und da kleine Änderungen vornehmen und so weiter. Ich versuche Anfang nächsten Jahres ins Studio zu gehen und die Songs aufzunehmen, aber wann es wirklich so weit sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Wie siehst du das Internet? Siehst du es als Musiker aufgrund der Downloads als Problem, oder eher als Möglichkeit, seine Musik publik zu machen?

Tim: Ich denke, dass das Internet ein tolles Werkzeug ist, um deine Musik den Menschen zugänglich zu machen, die ansonsten nie davon hören würden. Trotzdem denke ich, dass 90% der Leute glücklich damit sind, sich illegal Alben runterzuladen, statt sich eine physische CD zu kaufen. Ich denke, dass man das nicht aufhalten kann, aber den Leuten muss bewusst werden, dass Künstler und Musiker auf die Verkäufe angewiesen sind, um neue Musik produzieren zu können. Aber ich glaube nicht, dass sich das so schnell ändern wird, also muss man damit zurecht kommen und sich arrangieren. Ich hoffe einfach, dass es auch noch genug ehrliche Menschen da draußen gibt.

Tim, vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen und alles Gute für die Zukunft. Wir freuen uns auf viele weitere Scheiben von dir. Traditionell gehören die letzten Worte an unsere Leser dir:

Tim: Vielen Dank für das Interview und an alle, die sich die Zeit nehmen, es zu lesen. Schaut regelmäßig auf unsere Facebook-Seite für weitere Infos.

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