Interview mit Snoopy von Crushing Caspars

Ein Interview von Slevin vom 24.05.2011 (4278 mal gelesen)
Nachdem die CRUSHING CASPARS nun schon seit einigen Jahren die Bühnen der hiesigen und auswärtigen Clubs bearbeiten, wollten wir uns mal nach der allgemeinen Stimmungslage erkundigen und fragen, was für die nähere Zukunft bei den Rostockern geplant ist.

Servus Snoopy, lass uns doch zu Beginn erstmal über eure aktuelle Scheibe "Back To The Roots… Nevertheless Up To Date" reden.

Snoopy: Da sind unsere ersten beiden EPs drauf und dann noch Songs aus einer Aufnahme-Session, welche bisher noch nicht erschienen sind. Die haben wir auch noch mit draufgepackt, damit die nicht ungehört bleiben. Das ist sozusagen ein Oldschool-Album für die Die-Hard-Fans. Wir wollten den Leuten ganz gerne noch mal diese alten Songs präsentieren. Die Nachfrage nach den alten EPs war immer da und eine Neuauflage hätte sich nicht wirklich gelohnt, da jeweils nur fünf Songs drauf waren. Da haben wir einfach alles zusammen noch mal auf eine CD gepackt und das ist jetzt sozusagen ein Abriss der ersten Jahre und den gibt es für sportliche 10 Euro. Denn teilweise sind die alten EPs bei ebay für über 60 Euro gehandelt worden. Das ist für fünf Songs, welche schon 15 Jahre alt sind doch eine ganz schöne Geldschneiderei und definitiv nicht in unserem Interesse.

Ich konnte mich ja letztens davon überzeugen, dass die alten Sachen auch live nach wie vor ordentlich Stimmung machen. Aber mir ist aufgefallen, dass von eurer alten Besetzung nicht mehr viele dabei sind und du hast das Instrument gewechselt, oder? Hast du früher nicht mal Bass gespielt oder habe ich das falsch in Erinnerung?

Snoopy: Von der aller ersten Besetzung bin ich noch der Einzige, der übrig geblieben ist. Gitarre hab ich aber auch damals schon gespielt, nur für den Hauptgesang war ich damals nicht alleine zuständig. Den Gesang hatte ich mir mit unserem alten Sänger Aggi geteilt und als dieser dann ausgestiegen ist, fiel dieser Pokal dann leider Gottes zu mir. Ich war da gar nicht so erpicht darauf zu diesem Zeitpunkt.

Aber mittlerweile hast du dich doch damit gut arrangiert wie man sieht und hört?

Snoopy: Naja man wächst mit seinen Aufgaben. Ich hab schnell rein gefunden, aber nach wie vor halte ich mich jetzt nicht für so einen besonderen Sänger aber soweit klappt es einigermaßen ganz gut und ich bin ganz zufrieden.

Um noch mal auf den Besetzungswechsel zurück zu kommen. Hat der schon vor eurem letzten Album "The fire still burns", aus dem Jahr 2007, statt gefunden?

Snoopy: "The Fire still burns" war auf jeden Fall eine andere Besetzung als jetzt, aber auch schon nicht mehr die Originalbesetzung. Wir mussten uns in den letzten Jahren leider einige Male umbesetzen. Das ist einfach der Tatsache geschuldet, dass wir relativ viel spielen. Das sind nach wie vor zwischen 80 bis 100 Konzerte im Jahr. Unsere alte Besetzung, also die Leute mit denen ich die Band damals gegründet habe, die sind natürlich auch in meinem Alter und haben Familien und auch die Jobs haben das einfach nicht mehr zu gelassen, dass wir so viel spielen. Und dann war die Entscheidung, sich so nach und nach von der Band zu verabschieden, im Prinzip so eine Sache der Vernunft. Das war eigentlich der Hauptgrund. Es war nicht so, dass es jetzt Knatsch gab und dass die Kollegen deshalb die Band verlassen hätten. Verantwortlich waren eher das viele Spielen und das damit verbundene Reisen. Einfach mal so für zwei oder drei Konzerte an einem Wochenende durch die halbe Republik fahren, das passte dann bei den meisten einfach nicht mehr zu den gegebenen Lebensmodellen.

Ich habe letztens auf einem Video-Portal gesehen, dass ihr auch schon mal unplugged gespielt habt. Wie kam es dazu? War das eine einmalige Geschichte?

Snoopy: Das war mehr oder weniger eine einmalige Sache und das war ja auch nicht die ganze Band, das ist auch so eine Geschichte. Das entstand aus einer spontanen Idee. Ein Freund, der hier in Rostock bei einem Fernsehsender arbeitet, hatte mal bei uns angefragt ob wir nicht mal Lust auf so etwas haben. Daraufhin habe ich das im Proberaum zur Sprache gebracht und das stieß auch bei allen einigermaßen auf Interesse. Wir konnten auch noch zwei andere Rostocker Bands für diese Sache begeistern, so dass wir einen schönen Event ausgerichtet haben. Wir hatten das Ganze dann schon beworben und der Kartenvorverkauf lief schon, und fünf Tage bevor das losgehen sollte, haben mir dann die Kollegen gesagt, och nö mach mal lieber doch alleine, wir haben doch keine Lust drauf. Da habe ich mich dann spontan mit einem Freund zusammengeschlossen, der auch Gitarre spielt, und wir haben dann unser Programm, angereichert mit ein paar Johnny Cash Songs, in einer Akustikversion dargeboten. Das haben wir nur das eine Mal gemacht, wobei TV-Rostock hatte das Ganze ja mitgefilmt und dann auch gleich online gestellt. Da kam schon öfter mal eine Anfrage, ob wir das nicht noch mal machen wollen aber das soll schon etwas Besonderes bleiben und nicht etwas, was wir jetzt jede Wochen haben müssten.

Es gibt ja auch andere Bands aus dem Punkrock- und Hardcore-Bereich wie zum Beispiel IGNITE, welche gelegentlich mal unplugged spielen. Es ist ja eigentlich ganz nett, wenn man manche Klassiker dann auch mal in einer anderen Version zu hören bekommt.

Snoopy: Ich denke, bei uns war es aber eher die Neugier der Leute zu sehen, ob das funktioniert. Viele unserer Rostocker Freunde kennen uns als die Krawallo Krachband und konnten sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, dass man so was auch unplugged machen könnte. Aber die Resonanz der Leute war echt super und die Songs haben auch gut funktioniert. Alles in allem ein gelungener Abend. IGNITE sind für so etwas aber natürlich viel prädestinierter, der Zoli ist ja ein richtig guter Sänger und bei mir ist das ja eher so eine Gratwanderung, sag ich jetzt mal.

Ihr spielt ja nicht nur sehr häufig sondern habt teilweise auch richtig lange Anreisewege. Im Februar zum Beispiel wart ihr für ein Konzert in Athen. Wie kam es dazu?

Snoopy: Das ist entstanden über einen Veranstalter, der angefragt hat und uns gern nach Athen buchen wollte und da haben wir ganz spontan ein Konzert in Athen gegeben. Der Promoter hat uns dann quasi einfliegen lassen und wir haben da mit zwei wunderbaren Athener Bands einen Abend bestritten und ein schönes Wochenende in Athen verlebt. Das war ausgezeichnet und eine echt tolle Erfahrung. Die Leute sind gut abgegangen und haben uns dankbar angenommen, so dass wir das im Herbst gleich noch mal wiederholen werden. Ich hab auch noch einen Kontakt nach Bulgarien, vielleicht verbinden wir das dann gleich noch mit einem Konzert in Sofia.

Ihr kommt echt viel rum, wie schaut das mit dem Publikum aus, gibt es da Unterschiede von Region zu Region?

Snoopy: Wenn ich es mal nur auf Deutschland beziehe, da gibt es schon einen Unterschied zwischen Nord und Süd. Das liegt aber sicherlich an der Mentalität der Menschen, und dieses Gefälle merkt man schon. Unsere bevorzugten Regionen sind auf jeden Fall Thüringen und Sachsen. Da spielen wir schon besonders gern, da sind die Leute echt euphorisch und begeisterungsfähig. Im Norden, wo wir herkommen, da ist man erstmal eher etwas kühl und zurückhaltend. Das braucht seine Zeit bis man da mit den Leuten warm wird und das merkt man auch, wenn man Konzerte spielt. Wenn wir in einer Stadt im Norden spielen wo uns die Leute noch nicht kennen, da ist erst mal so eine abwartende, abschätzende Haltung bevor der Funke dann überspringt. In Sachsen zum Beispiels haben wir es immer so erlebt, egal wo wir da waren: entweder mögen es die Leute oder eben nicht und dementsprechend sind die Reaktionen überschwänglich bis euphorisch, oder die Leute haben kein Interesse und dann gehen sie aber auch konsequent weg. Das ist für meinen Geschmack ehrlich und das find ich auch gut so. Das ist im westlichen Teil der Republik auch genau das gleiche. Je südlicher man kommt desto euphorischer ist die Stimmung, ich denke das kann man schon so sagen.

Gibt es Städte wo ihr nach all den Jahren sagt, das ist ein Heimspiel für uns, da sind wir ganz besonders gern.

Snoopy: Dresden zum Beispiel ist eine Stadt, die wir sehr gerne mögen und wo wir sehr viele Freunde haben. Da haben wir auch schon mal neben unserer Record-Release Party hier oben an der Küste eine zweite Record-Release Party gespielt. Wir waren im Februar erst wieder in Dresden, und zwar in der Chemiefabrik, und das war schon so ein Highlight in diesem Frühjahr. Wir haben da mit KID NERO gespielt, mit denen haben wir ein paar Mal gespielt in diesem Frühjahr, das sind Freunde von uns aus Dresden und da war ausverkaufte Hütte in der Chemiefabrik. Es war eine super Stimmung, die Leute sind echt gut abgegangen. Wir mussten leider sogar Leute vor der Tür stehen lassen, das war nicht so schön aber es passte einfach keiner mehr rein.

Das war ja eher eine kleinere Club-Show. Aber wenn zum Beispiel die Persistence Tour, auf der ihr ja auch schon gespielt habt, in Dresden Halt macht, da kommen auch gleich mal 6000 Leute in die Messehalle. Wie siehst du die Entwicklung im Hardcore-Bereich generell?

Snoopy: Generell muss man sagen, dass Hardcore vor fünf, sechs Jahren noch einmal so einen richtigen Schub bekommen oder eine Reunion erfahren hat. Und dieses Phänomen, dass mittlerweile so viele Leute zu Hardcore-Shows gehen, macht dann eben auch solche Sachen wie die Persistence Tour möglich. Wobei früher auch schon größere Events möglich waren. Da hat man das einfach ganz geschickt gepaart, da hat alles aus dem Hardcore- und Punkrockbereich und alles, was einen politischen Anstrich hatte, zusammen musiziert. Heutzutage ist es ja so, wenn man sich alleine Hardcore anschaut, da gibt es so viele verschiedene Richtungen und Splittergruppen. Angefangen vom Deathcore bis Beatdown über Two Step und wie das alles heißt, das kann man ja fast gar nicht mehr alles miteinander kombinieren. Das zählt zwar alles irgendwie zum Überbegriff Hardcore aber der Anspruch der Leute an die Musik oder an die Bands ist teilweise so unterschiedlich, dass man das fast gar nicht mehr zusammen präsentieren kann. Was wir schon oft, gerade bei kleineren Festivals auf Clubshow-Ebene, erlebt haben ist, dass Veranstalter gerne Bands kombinieren die rein publikumstechnisch gar nicht zusammen funktionieren. Aber um noch mal darauf zurückzukommen, gerade bei diesen alten gestandenen amerikanischen Hardcore-Bands wie SICK OF IT ALL, MADBALL oder auch HATEBREED, das ist schon beachtlich, dass die heute Events in dieser Größenordnung spielen können. Wobei ich persönlich doch lieber zu den kleineren Club-Shows gehe, wo man auch nah an der Band dran ist. Für uns als Band ist es natürlich auch schöner, wenn man den Leuten fast in die Augen gucken kann und nicht durch eine zwei Meter hohe Bühne getrennt ist. Diese Energie, die da transportiert wird zwischen Band und Publikum, ist im Club einfach viel greifbarer. Das finde ich schon schöner.

Da wir gerade dabei sind, gibt es Veröffentlichungen aus der letzten Zeit die dich vom Hocker gerissen haben?

Snoopy: Ja, die letzten SICK OF IT ALL Alben waren schon bahnbrechend würde ich sagen. Da bin ich auch schon seit Jahren Fan. SUICIDAL TENDENCIES gehören nach wie vor zu meinen absoluten Favoriten. Die letzten beiden TERROR Alben sind auch nicht zu vergessen, das sind auch richtige Bretter. Im europäischen Bereich ganz klar führend für mich sind BACKFIRE und BARCODE das sind so meine Lieblingsbands wo mich die letzten beiden Alben stark beeindruckt haben. Jüngst muss ich sagen sind ALL FOR NOTHING eine Band, die mir sehr gut gefällt, und natürlich die älteren deutschen Bands, mit denen wir auch oft spielen wie PUNISHABLE ACT und ISOLATED zum Beispiel, die auch nach wie vor gute Alben veröffentlichen.

Was steht für den Sommer auf euren Tourplan. Sind irgendwelche Festival-Highlights geplant?

Snoopy: Sucks'n'Summer und Spirit from the Street spielen wir in diesem Jahr und ein paar kleinere Festivals wie Audigast Open Air und Bike and Roll. Parallel haben wir uns aber auch noch ein wenig Freiraum gelassen in diesem Jahr und nicht alles zugebucht wie sonst, weil wir verschärft an neuen Songs arbeiten wollen. Damit wir endlich mit der neuen Besetzung, mit der wir jetzt im Prinzip seit zwei Jahren durch die Lande fahren, auch mal in Form einer neuen Platte etwas vorweisen können. Das Hauptaugenmerk für 2011 liegt auf jeden Fall auf einem neuen Album.

Gibt es schon eine grobe Richtung in welche es mit der neuen Platte gehen soll?

Snoopy: Es wird nach wie vor in die schnelle Hardcore-Richtung gehen, und da unser neuer Schlagzeuger, unser Bassist und ich auch ein paar Wurzeln im Metal haben, kann es sein, dass wir vielleicht auch ein paar metallische Sachen mit einbauen. Es wird auf jeden Fall ein fließender Übergang zu unserer letzten Scheibe "The fire still burns". Einen Stilbruch wird es auf jeden Fall nicht geben. Das kann ich, nach den ersten acht Songs, die schon geschrieben sind, definitiv sagen. Aber es wird hoffentlich eine Entwicklung zu erkennen sein, nachdem jetzt drei neue Musikanten dabei sind.

Dann darf man also auf neues Material aus dem Hause CRUSHING CASPARS gespannt sein. In diesem Sinne will ich dich nicht länger von wichtigeren Dingen abhalten und bedanke mich für das Interview und wünsch euch viel Spaß bei den nächsten Konzerten und alles Gute für die Aufnahmen zum neuen Album.

Snoopy: Jo, danke ebenso und danke für das Interesse und bis vielleicht bald mal.

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