Interview mit Artem von VORAGOTH

Ein Interview von ReviewRalle vom 22.09.2025 (1308 mal gelesen)
Ich hatte die Ehre, ein ganz besonderes Interview führen zu können. Artem, Mastermind hinter dem einstigen Soloprojekt VORAGOTH, ist jemand, dem ich seit seinen ersten Schritten auf Instagram aufmerksam folge und inzwischen als guten Freund schätze. Nun kurz vorm Release des Debütalbums "Storm Obey No Masters" am 01.10.2025 nahm er sich die Zeit, mir einige Fragen zu beantworten! Es ehrt mich, dass erste deutsche Magazin zu sein und hoffentlich folgen noch viele mehr!

Hallo mein Freund, es freut mich sehr, dass du dir die Zeit nimmst, mir ein paar Fragen zu beantworten. Wie geht's dir so kurz vorm Release des Debütalbums?

Artem: Hallo Ralle! Danke für die Chance und deine Unterstützung. Schön, dass du dich uns angeschlossen hast! Ich bin aufgeregt und gleichzeitig auch etwas müde. Es fühlt sich wie eine lange Reise an; am Ende braucht man etwas Ruhe, aber man ist froh, es geschafft zu haben, und man kommt nicht mehr als derselbe Mensch zurück, der einst die Schwelle der Heimat überschritten hat.

Viele unserer Leser werden hier zum ersten Mal von VORAGOTH hören. Was genau ist VORAGOTH für eine Band, auf was für einen Sound dürfen sich unsere Leser einstellen?

Artem: Mit diesem Album taucht der Hörer in die dunklen Chroniken von Veloria ein, einem einst blühenden Reich, das nun von den Flammen eines endlosen Krieges versengt und vom entfesselten Sturmdämon verwüstet wird. Es ist ein reines Konzeptalbum. Abgesehen vom Intro gibt es sechs Songs, wobei der erste Track fast in zwei Teile getrennt werden kann, die bis zum Schluss jeweils mehr preisgeben. Stile zu benennen ist schwierig. Aber ich kann definitiv sagen, was VORAGOTH nicht ist: Es ist kein Kvlt Black Metal der zweiten oder dritten Welle - wie Post Black oder MGLA - und auch kein Mainstream Melodic Death wie ARCH ENEMY, CHILDREN OF BODOM oder IN FLAMES. Ein Blogger schrieb nach der Veröffentlichung von 'Renegades' (Anmerkung: Erste Single der Band), es habe "einen unverkennbaren Einfluss von DISSECTION". Jemand anderes erwähnte Ähnlichkeiten mit bestimmten Momenten in ENSLAVEDs Schaffen. Das mag stimmen, sollte die Leser aber nicht in die Irre führen, und das war auch nicht meine direkte Absicht. Ich habe auf meine eigene Art experimentiert. Ich würde hinzufügen, dass es Folk-Elemente, einige epische Arrangements, einen Hauch von klassischem Heavy Metal mit melodischen Soli und natürlich Blast Beats gibt. Von Anfang an wusste ich, dass ich in hochwertigen Sound - und ein hochwertiges Cover! - investieren würde. Ich wollte möglichst akustische Instrumente statt Plug-ins verwenden, auf analoges Mixing und Mastering setzen, Live-Drums und echte, "reampte" Gitarren über richtige Amps. Der Sound ist der Verdienst und der Geduld meines Tontechnikers zu verdanken, der die Gitarren über fünf verschiedene Amps mit zwei verschiedenen Mikrofon-Setups reampt hat, und wir haben viel Zeit damit verbracht, den richtigen Sound zu finden. Ehrlich gesagt war ich davon ein wenig besessen und hatte das Glück, einen ebenso besessenen Toningenieur zu finden, der diese Art von Musik liebt und sein Bestes gibt. Das Ergebnis ist ein dichter, druckvoller Sound mit dem Charakter von High-Gain-Gitarren der späten 80er und 90er Jahre, der aber so natürlich wie möglich gehalten ist. Wir haben lediglich EQ und etwas Kompression verwendet, um dieses organische Gefühl zu bewahren. Ich verwende standardmäßige sechssaitige Gitarren und einen viersaitigen Bass, der nur einen Ton tiefer gestimmt ist, sodass der Klang eher in Richtung "klassisch" geht. Letztendlich sollen die Leser und hoffentlich auch die Hörer entscheiden, wie der Sound klingt und zu welchem ​​Subgenre er gehört. Ich bin ehrlich zu mir selbst: Ich habe alles gegeben und meine ganze Seele hineingesteckt.

Du hast VORAGOTH als Soloprojekt ins Leben gerufen, aber mittlerweile hast du andere Musiker um dich geschart und ihr seid zu einer vollständigen Band geworden. Erzähl mal, wie kam es dazu und wer sind deine Weggefährten?

Artem: Wie auf jeder Reise trifft man unterwegs andere Reisende. Ich hatte das Glück, Gleichgesinnte zu treffen, die zufällig denselben Weg gingen. Ein Freund brachte mich in eine lokale Community von Musikern und Metalheads - ich war ein Neuling in Zagreb, als ich gerade hierhergezogen war. So fand ich einen Ort, an dem ich praktisch kostenlos proben und Gesang aufnehmen konnte. Mit der Zeit wurde klar, dass VORAGOTH eine Live-Band werden sollte. Wir gingen zusammen zu einem DARK TRANQUILLITY-Konzert in Zagreb, und dort nahm die Idee dann wirklich Gestalt an. Diese Leute sind genauso enthusiastisch und ein bisschen verrückt wie ich. Wir teilen viel Gemeinsamkeiten, und ich denke, wir werden diese Reise gemeinsam in unbekannte Länder fortsetzen.

Hatten deine Bandmitglieder schon Einfluss auf das Songwriting, oder waren die Songs allesamt in Stein gemeißelt?

Artem: Alle Songs entstanden, bevor die Mitglieder dazukamen. Ursprünglich hatte ich das Ganze als Ein-Mann-Black-Metal-Projekt konzipiert. Haha, es war nicht wirklich Black Metal und schon gar nicht ein Ein-Mann-Projekt! Die Songs selbst haben die jetzigen Bandmitglieder angezogen. Also ja, im Moment ist das gesamte Material ein Produkt meines Geistes und meiner Hände. Aber ich hoffe, wir können bald gemeinsam neue Songs schreiben.

Was sind die größten Einflüsse auf dein Songwriting? Ich weiß, dass du die Natur und die kroatischen Berge sehr wertschätzt. Hilft dir diese wunderbare Landschaft beim Sammeln neuer Ideen?

Artem: Ich lasse mich von vielen Quellen inspirieren, aber die Natur ist meine größte. Hier in Kroatien, am Schnittpunkt der Welten und Kulturen, fühlt sich die Natur absolut magisch an. Diese wilden Wälder, Berge, Höhlen, Flüsse und das atemberaubende Meer. Ich denke, ich werde eines Tages ein Nebenprojekt starten, vielleicht rein instrumental, und es zusammen mit Filmfotografie als Cover-Artwork veröffentlichen. Außerdem liebe ich Bücher und Spiele. Kürzlich habe ich den gesamten Witcher-Zyklus noch einmal gelesen und endlich das Spiel - alle drei Witcher-Spiele - durchgespielt. Ich war tief beeindruckt!

Hattest du beim Gründen deines Projektes schon diesen Folk- oder Black Metal-Mix fest im Blick, oder hat sich das über die Zeit einfach so entwickelt?

Artem: Ja, ich wusste von Anfang an, dass ich Folk-Elemente in die Klangwelten einweben würde und dass diese, wenn nicht rein schwarz, so doch zumindest aufgrund der Themen dieses Albums geschwärzt sein würden. Das sind schließlich düstere Themen. Aber ich wollte nichts völlig Hoffnungsloses und Depressives machen. Es sollte episch sein, fast wie ein Märchen. Das Album sollte nicht nur voller Riffs, sondern auch mit Schönheit verziert sein. Also orientierte ich mich an slawischen, germanischen und sogar schamanischen Traditionen aus Sibirien und dem Ural. Ich wählte eine sibirische Maultrommel, eine Schamanentrommel - handgefertigt von einem guten Freund - und eine irische Bouzouki, die ich auf sehr ungewöhnliche Weise neu stimmte, inspiriert von Percival Schuttenbachs Arbeit am "Witcher 3"-Soundtrack. Mein Ziel war es, eine Atmosphäre von Antike und Mysteriösität zu schaffen.

Welche Bands und Musiker haben dich in deinem Sein als Musiker besonders geprägt?

Artem: Apropos Black Metal: Von der zweiten Welle sind es IMMORTAL und WINDIR. Aber ich mag auch sehr, was im Black Metal gerade passiert: SAOR, GRIMA, GAEREA und ALCEST. Vom Melodic Death sind es natürlich CHILDREN OF BODOM, besonders die grünen, blauen und roten Alben - falls ihr die damals als Kind auch so genannt habt, wisst ihr welche ich meine - sowie DARK TRANQUILLITY und IN FLAMES. Hier bin ich ziemlich konservativ und sage, dass mir ihre frühen Platten am besten gefallen. Ich mag auch OPETH, aber von denen wirklich jedes Album. Aber manchmal höre ich überhaupt keinen Metal mehr und tauche ein in Ambient, Jazz, Dungeon-Synth oder elektronische Musik. Ich habe CARBON BASED LIFEFORMS einmal in einer Planetariumskuppel mit Vollprojektionen spielen sehen. Das war ein unvergessliches Erlebnis.

Gibt es schon konkrete Daten, wann ihr das erste Mal live spielen werdet und wie kontaktiert man euch am besten, wenn man euch buchen möchte?

Artem: Wir sind hochmotiviert, wissen aber auch, dass es eine große Herausforderung ist und noch viel Arbeit vor uns liegt. Unser erstes Konzert im Frühjahr 2026 in Zagreb zu spielen, wäre fantastisch. Das ist unser Ziel. Am besten erreicht ihr mich über Instagram, dort bin ich sehr aktiv. Oder per E-Mail an archcort@gmail.com.

Wo wir gerade bei dem Thema sind, mit welchen Musikern oder Bands würdet ihr gerne einmal live auftreten?

Artem: Ich würde mir gerne die Bühne mit BELORE, PRIMORDIAL, DÖDSRIT, MÅNEGARM, SAOR und GRIMA teilen. Sollten sie jemals nach Zagreb kommen, wären wir eine tolle Vorband und würden atmosphärisch gut harmonieren. Wenn es um deutsche Bands geht, wäre es eine große Freude mit FINSTERFORST aufzutreten. Und ich würde meine Seele verkaufen, um eines Tages mit EMPEROR, ENSIFERUM, AMON AMARTH und ENSLAVED zu spielen. Beim ersten Song werde ich Kettenhemd, Rüstung und Umhang tragen. Danach ziehe ich alles aus und behalte nur noch eine Tunika und Armschienen - das Kettenhemd wiegt 30 Kilo und der erste Song ist fast 7 Minuten lang - ziemlich schwer also. Ich denke, wir werden eine tolle Show daraus machen.

In Europa gibt es unzählig viele Metal-Festivals. Auf welchen möchtet ihr unbedingt einmal auftreten, habt ihr da eine Bucketlist, die ihr arbeiten wollt?

Artem: Cernunnos Pagan Fest, Heathen Gathering, Ragnarök, Midgardsblot - das steht auf meiner Wunschliste! Thematische, atmosphärische Blackened-Festivals. Aber ich würde auch gerne im Tolminator in Slowenien spielen. Ich liebe Trekking in dieser Region und sie liegt ganz in unserer Nähe. Ich wünschte wirklich, es gäbe mehr Festivals in Kroatien, aber die Szene hier hat noch einiges aufzuholen.

Vor dem Album ist ja bekanntlich nach dem Album. Sammelt ihr schon Ideen für neue Musik, oder liegt der Fokus gerade nur auf den anstehenden Release?

Artem: Ich sammle ständig Ideen für Musik - auch wenn ich arbeite, einkaufen gehe, mein Auto zur Inspektion bringe, in den Urlaub fahre oder Abendessen koche. Dieser Prozess hört nie auf. Aber ja, im Moment liegt mein Fokus auf der Veröffentlichung und ich sorge dafür, dass die Musik die Leute richtig erreicht. Es ist reines DIY, und hier liegt genauso viel Verantwortung wie beim Songschreiben. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, und wir haben auch schon mit den Proben begonnen. Aber ich möchte mich schon jetzt in Ruhe mit einigen dieser neuen Ideen auseinandersetzen, ohne mir Sorgen machen zu müssen, dass die Druckerei wieder etwas vermasselt hat. Ja, das ist einmal passiert - eine Charge wäre mit Tippfehlern fast in Druck gegangen!

Es gibt eine Frage, die ich allen Interviewpartnern stelle: Welche Musiker oder Bands verdienen eurer Meinung nach mehr Anerkennung? Ich bin schon auf eure Antworten gespannt!

Artem: Was für eine wunderbare Frage! Als ich etwas mehr darüber lernte, wie die Branche funktioniert und was es bedeutet, Musik zu machen, fiel mir etwas auf: Ganz oben stehen Künstler, die jahrelang oder sogar jahrzehntelang darum gekämpft haben, bei großen Labels unter Vertrag zu treten, und manchmal werden sie zu Gefangenen sowohl des Labels als auch ihres eigenen Erbes. Aber in der Independent-Szene findet man oft unglaubliche Dinge, die unbemerkt bleiben.Оргия Праведников - ORGY OF THE RIGHTEOUS - eine einzigartige Band aus Russland. Mir fällt nicht mal ein passender westlicher Vergleich ein. Vielleicht JETHRO TULL, wenn man es genau nimmt, aber das ist nicht ganz zutreffend. Sie sind großartig, mit atemberaubender Energie. SAOR verdienen definitiv mehr Aufmerksamkeit! So viel Vibe, inspiriert von Old-School-Bands wie BATHORY und neueren Folk-Traditionen. Ihre Musik transportiert die Atmosphäre und die raue Schönheit der schottischen Highlands. Sie könnten noch mehr Fans gewinnen. WARDRUNA sind zwar mittlerweile bekannter, aber ich glaube, sie haben noch nicht richtig erkannt, wie tiefgreifend sie die Folk-Traditionen in der Musikszene verändert haben. MYRKUR. Ihre Musik ist atemberaubend. Sie hat eine kraftvolle, feminine Energie in den Black Metal gebracht. Ehrlich gesagt sehe ich MYRKUR als Stadion-Act. Ich würde gerne mehr von ihren Konzerten sehen und hoffe auf ein baldiges neues Album.

Vielen Dank für die Zeit, mir ein paar Fragen zu beantworten, das letzte Wort gehört damit euch.

Artem: Vielen Dank, Ralle, für die unglaubliche Unterstützung! An alle Leser: Hört gute Musik, genießt euer Leben und unterstützt eure Lieblingskünstler! Und willkommen im Reich der VORAGOTHs!

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