Moin Roman. Wie geht es dir?

Roman: Moin Moin! Mir geht es fantastisch, danke! Was die Band selbst betrifft: Wir haben unsere Bandcamp-Page endlich aufgestellt, sodass man dort alle Releases und Merch kaufen beziehungsweise bestellen kann. Wir sind derzeit eine reine DIY-Band, insofern: Geht auf unsere Bandcamp Page. Außerdem haben wir seit einigen Jahren ein stabiles Line-up. Neben mir sind Fabian Schaper (Gitarre) und Norman Rieck (Drums) dabei. Bei Live-Shows hilft uns Ulf Imwiehe (PHANTOM CORPORATION, SLAUGHTERDAY) am Bass. Großartige Musiker und wirklich gute Freunde! Kann man mehr vom Leben erwarten? [lacht]

Seit Ende März ist eure neue EP "Reborn Abomination" raus. Das ist nach eurem 95er-Album "Coma: The Spheres Of Innocence" ein neues musikalisches Lebenszeichen. Wie kam es dazu?

Roman: Das stimmt nicht ganz. 2012 gab es eine neue Single, 'Dark Blood', welche in limitierter Auflage veröffentlicht wurde. Nach weiteren Line-up-Wechseln habe ich schließlich 2018/19 mit Norman Rieck einen kongenialen Songwriting-Partner und Drummer gefunden. Wir schreiben ständig Material, insofern standen die fünf Songs für die EP relativ schnell. Allerdings waren wir damals noch zusammen in einer anderen Band aktiv, was sehr viel Zeit beanspruchte, weswegen die EP erst 2024 aufgenommen wurde. Mit Mathias Riediger und seinem Zenephant Studio fanden wir dann den richtigen Engineer für das Projekt. Er hat die Produktion bewusst sehr lebendig und rau gelassen. Die Drums sind zum Beispiel komplett un-editiert und ohne Replacements oder Trigger aufgenommen! Alles ist echt! Für mich muss eine Produktion natürlich, ausgewogen und fett klingen, aber trotzdem darf es nicht zu Tode komprimiert, gemixt und produziert sein. Es muss lebendig klingen, es muss atmen. Im Herbst geht es wieder ins Zenephant Studio. Wir können es kaum abwarten.

Nach eurer Auflösung 1995 hast du die Band 2010 mit neuen Mitgliedern reaktiviert. Was war deine Motivation dies zu tun?

Roman: Ich wollte ursprünglich das gesamte alte Material einmal vernünftig und mit gutem Sound aufnehmen und suchte mir dafür Musiker. Nach den ersten Proben stellte sich aber heraus, dass es großen Spaß machte, neue Songideen auszuprobieren. Wir nahmen oben erwähnte Single auf und spielten einige Shows, bevor ich die Band erneut für kurze Zeit auf Eis legte, da die üblichen Musiker-Krankheiten auftraten und ich die Schnauze einfach voll hatte. Aber ich habe nie aufgehört, Songs für CORPSES zu schreiben. Death Metal is in my DNA!

Das neue Material auf der EP ist ziemlich stark geworden. Wie kamen die Songs zustande? Hast du das alles geschrieben oder ist das, ganz klassisch, als Band entstanden?

Roman: Ich habe alle Songs inklusive der Texte der EP geschrieben. Aber ohne unseren Drummer Norman Rieck wäre dies nicht möglich, da wir ein Songwriting-Team sind. Sein Spiel verändert und beeinflusst mein Gitarrenspiel und umgekehrt. Manchmal entstehen ganze Parts aus irgendeinem wahnsinnigen Kram, den er zum Aufwärmen spielt. Der Typ ist talentiert, spielt so unfassbar laut und ist komplett irre! Unser zweiter Gitarrist Mr. Schaper veredelte die Songs dann noch mit seinen Leads - und fertig war die EP. Auf der nächsten EP wird auch er kompositorisch vertreten sein, was die Sache noch spannender machen wird.

Wie hast du die Reaktionen auf die EP wahrgenommen?

Roman: Die Reaktionen sind wirklich fantastisch, was uns natürlich ungemein freut. Die Leute scheinen zu merken, dass der Hauptsongwriter und Gründer der Ur-Besetzung immer noch an Bord ist, insofern hat sich der Sound nicht zu weit weg von damals bewegt, außer, dass ich natürlich einfach ein besserer Musiker geworden bin, so wie das eben bei den meisten Musikern ist. VOMITING CORPSES steht für brutalen Old School Death Metal, daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, aber natürlich gibt es hier und dort immer wieder fremde oder moderne Einsprengsel, welche den Sound frisch halten. Einige freuen sich auch einfach, dass die Band wieder da ist und die alten Songs live spielt. Die Band hat sich ja damals quasi direkt nach dem Albumrelease 1995 aufgelöst, insofern wurden viele Songs nie live gespielt.

Wenn man als junger Typ Mitte der Neunziger Blood & Gore-Lyrics für Death Metal-Songs schreibt und dann noch mal ungefähr 30 Jahre später als erwachsener Mann, ist da die Fantasie gleich oder lief es damals oder heute besser?

Roman: Ehrlicherweise haben wir nie reine Blood & Gore-Lyrics gehabt beziehungsweise geschrieben, sondern eher sozialkritische Themen zwischen den Zeilen einfließen lassen. Klar bedient man sich hier und da am oder beim derben Vokabular des typischen mid/late 80s Death Metals, aber die Kunst besteht sicherlich darin, trotzdem einen künstlerisch anspruchsvollen Faden zu haben, welcher hier und da durchschimmert. Auch hier hat sich nichts geändert. Auf "Reborn Abomination" findest du Songs über religiösen Fanatismus, Verlogenheit und unsere kranke Konsumgesellschaft. Nur lassen weder Songtitel noch ein flüchtiger Blick auf das Textblatt die Katze sofort aus dem Sack. Du weißt was ich meine.

Euer erstes und bisher einziges Album "Coma: The Spheres Of Innocence" ist 1995 erschienen. Das liegt jetzt 30 Jahre zurück. Wie denkst du heute über das Album?

Roman: Das Album ist ehrlicherweise ein totales Trauma für mich! Die Songs liebe ich immer noch, aber der Sound des originalen Albums und des von mir nicht autorisierten Re-Releases ist einfach schlecht. Ich selber habe das Ding deswegen immer gehasst! Schuld an allem waren die beiden damaligen Studiobetreiber. Zwei unfassbare Arschlöcher, die eine Glamrock-Band hatten, mit der sie keinen Erfolg hatten. Irgendwie, was ja total albern und kindisch ist, waren die eifersüchtig auf uns, weil wir einen Plattendeal hatten und sie nicht. Sie haben dann die Aufnahmen sabotiert und den Mix ganz bewusst versaut und sogar Songs gelöscht, welche dann nie veröffentlicht wurden. Absoluter Wahnsinn. Es kam sogar zu gerichtlichen Auseinandersetzungen und so weiter. ACHTUNG: Ende des Jahres re-releasen wir das "COMA"-Album in Eigenregie, komplett remixt und remastert! Endlich klingt das Album für mich so, wie ich es nicht mehr zu träumen gewagt hätte. Dazu gibt es tonnenweise neues Artwork, Fotos und vier exklusive Bonustracks.

Kannst du dich noch an die damalige Zeit erinnern? Wie sind die Songs damals entstanden und wie liefen die Aufnahmen zu dem Album? Wie liefen die Konzerte?

Roman: Wie oben bereits beschrieben waren die Aufnahmen komplett schräg, aber wir waren 18, 19 Jahre alt und waren noch komplett grün hinter den Ohren, insofern ist vieles schiefgegangen, ohne dass wir selbst irgendwas dafür konnten. Das Songwriting fand hauptsächlich im Proberaum statt. Das Gros des Songmaterials kam von mir, im Proberaum werkelte man dann als ganze Band an den Ideen und formte schließlich Songs daraus. Wir waren sehr kreativ. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich mich sogar noch daran erinnern, wie ich im August 1988 mit unserem ersten Gitarristen Ali Loy zusammen 'Screaming Spirits' und 'Disgusting Life', die ersten VOMITING CORPSES-Songs überhaupt, geschrieben habe. Gitarre spielen konnten wir damals nicht wirklich, aber wir wussten genau, wie es klingen sollte.

Nachdem wir jetzt kurz in die Vergangenheit geschaut haben, gucken wir jetzt mal in die Zukunft. Wie geht es mit VOMITING CORPSES weiter? Ist schon neues Material geplant oder in Arbeit?

Roman: Die nächste EP ist bereits fertig geschrieben! Und im Herbst diesen Jahres folgt auch schon eine neue Single, 'Dystopian Euphoria'. Wir wollen in Zukunft alle 12 bis 15 Monate eine neue Fünf-Song-EP veröffentlichen. Wozu ganze Alben machen, dafür lieber regelmäßig und in relativ kurzen Abschnitten einen neuen Release raushauen. Da wir sowieso alles selbst machen und es über Bandcamp verkaufen, ist dieser Ansatz für uns am sinnvollsten.

Und mit Konzerten? Wie sieht es mit Live-Aktivitäten aus? Ist da was geplant?

Roman: 2025 sollen noch Shows zum 30-jährigen Jubiläum der "Coma ..."-LP stattfinden, zeitgleich mit dem Re-Release des Albums. Für 2026 planen wir diverse Festival-Auftritte und viele Einzelshows.

Letzte Frage. KI ist ja groß im Kommen, auch in der Musik und auch im Metal. Sei es, dass die KI die Musik schreibt oder das Cover entwirft. Wie denkst du darüber?

Roman: Ich würde NIEMALS KI benutzen, um Musik zu schreiben! Das hat für mich nichts mehr mit Musik als Kunstform zu tun. Ich bin schließlich Musiker und beherrsche meine Instrumente und kann somit Songs schreiben und vernünftig aufnehmen und einspielen. Bei CD-Covern, Lyric-Videos, Shirt-Designs etcetera ist für jemanden wie mich und viele andere Musiker, die nicht wirklich zeichnen können und auch nicht das nötige "Kleingeld" haben, um einen Künstler entsprechend zu bezahlen, aber eine ziemlich genaue Vorstellung davon haben, wie ihr Albumcover aussehen soll, KI ein nützliches Tool. Ein geiles Cover ist ein geiles Cover, egal wie es entstanden ist. Reine KI-Art, ohne sie selbst zu bearbeiten und zu verändern, sieht eben auch meistens echt beschissen aus. Man muss schon viel Zeit und Ideenreichtum investieren. Aber man hat am Ende ein Cover, mit dem man 100% zufrieden ist und nur darum geht es, meiner Meinung nach.

Roman, vielen Dank für deine Zeit. Hoffe auf weiteres Material von euch und überlasse dir die letzten Worte.

Roman: Okay, erst mal danke für deine Interviewanfrage. Und zum Schluss die Worte des true Godfathers of Death Metal Mr. Jeff Becerra (POSSESSED): "Arise from the dead. Attack from the grave The killing won't stop 'til first light We'll bring you to hell. Because we want to enslave Your soul will be frozen with fright We'll break through the crust Leave from our crypts. Protected by eternal life Lay down the laws. From our satanic scripts Bringing you nothing but strife. DEATH METAL ... DEATH METAL" Konzertanfragen immer gerne an: vomitingcorpses@gmail.com