Ein Interview von Eddieson vom 01.04.2025 (16078 mal gelesen)
Mit "Back From Hell" veröffentlichen CALIBAN demnächst ihr 16. Studioalbum. Sänger Andy nahm sich etwas Zeit, um über das Album, die Vergangenheit und die kommende Tour zu quatschen.
Hi Andy. Wie geht es dir?
Andy: Moin Jan, wieder gut, danke. Busy mit den Vorbereitungen für die anstehende Tour im April und Mai.
In knapp vier Wochen erscheint euer neues Album "Back From Hell". Welcher Zeitraum gefällt dir besser: Vier Wochen vor dem Release, wo die ganze Promoarbeit geleistet werden muss, oder die vier Wochen nach dem Release, wo die Reaktionen der Presse und der Fans ins Haus flattern?
Andy: Ich bin mehr Fan von der Zeit danach, weil da endlich die Anspannung fällt und man mit freiem Kopf einfach wieder Shows spielen kann. Die Zeit davor ist natürlich wichtiger, aber bedeutet für meinen Kopf immer viel Stress.
In meinen Ohren ist "Back From Hell" recht düster ausgefallen, was vielleicht auch daran liegt, dass das Album Themen wie innere Kämpfe und Ängste behandelt. Wie denkst du über das Album?
Andy: "Back From Hell" ist sehr ehrlich und zeitlos, düster und emotional, ein Spiegelbild eines sehr inspirierten Kollektivs. Es wurden viele Dinge zusammen aufgearbeitet und auf dem Album untergebracht, quasi eine Art von Selbsttherapie, sehr befreiend! Wie sagt man so schön: Where there is darkness, there is light. "Back From Hell" steht für Hoffnung, Kraft und den Mut wieder aufzustehen, wenn man am Boden war, in welchen Belangen auch immer. Es gibt immer eine Perspektive und auch wenn man das vielleicht manchmal denkt, man ist nie allein mit einem Thema und kann immer Hilfe finden.
Iain ist seit neuestem in der Band. Er übernimmt nicht nur den Bass, sondern auch die cleanen Vocals. Er bringt natürlich auch eine neue Klangfarbe mit in die Songs. Seine Stimme ist etwas rauer als die von Marco. Marco hat nach 18 Jahren die Band verlassen. Wie kam es dazu und wo habt ihr Iain aufgetrieben?
Andy: Ich weiß nicht, was der Vergleich mit Marco soll, denn Marco hat immer "nur" Growl-Parts gebrüllt, aber nie gesungen. Gesungen hat früher Denis, danach hab ich diesen Part mit übernommen und Denis die Backings für live ... aber ja, Iain hat eine sehr geile Stimme und wir ergänzen uns perfekt auf dem Album. Das Marco-Thema möchte ich nicht weiter oder wieder zum Thema machen, das ist jetzt schon eine Weile her und sollte ruhen. Iain kennen wir schon sehr lang und wir waren auch schon zusammen mit "WBTBWB" auf Tour, wo er damals Mitglied war. Iain hat sich nach der Trennung von Marco angeboten und nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, doch einen Ersatz für Marco in die Band zu holen, haben wir Iain mit ins Boot geholt und sind sehr happy damit.
Sorry, da habe ich Marco und Denis etwas durcheinandergebracht. Ihr arbeitet ja immer gerne mit anderen Künstlern zusammen. Auf "Back From Hell" sind es Leute von THE BROWNING, MENTAL CRUELTY und FIT FOR AN AUTOPSY. Wann und wie entscheidet ihr, wer euch in den Songs unterstützen soll?
Andy: Manchmal ergibt sich das im Prozess des Schreibens, weil man dann bei einem Part denkt, dass er auch gut mit Sänger XY funktionieren könnte, oder weil man vielleicht auch schon mit jemanden zusammen in der Produktion steckt. Manchmal hat man natürlich auch Wunsch-Features, die dann explizit angefragt werden.
Auf der "Elements" hattet ihr schon einen Song mit einem deutschen Text, dann kam die "Zeitgeist"-EP und jetzt kommt mit 'Alte Seele' ein neuer Song mit einem deutschen Text. Wonach entscheidest du, ob ein Song deutsche oder englische Texte haben soll?
Andy: Nach Gefühl. Manchmal hört man einen Songs und dann springen einem deutsche Zeilen in den Kopf. "Zeitgeist" war ja so geplant, also die Ausnahme der Regel.
Als ihr angefangen habt mit dem Songwriting für "Back From Hell", was war euch da besonders wichtig für die Songs?
Andy: Uns war wichtig, dass wir wieder mehr zusammen am Album arbeiten, das ist bei dem letzten Album "Dystopia" durch Corona nicht möglich gewesen und wir waren insgesamt am Ende nicht mehr so happy damit. Wir wollten auch wieder mehr Oldschool-CALIBAN-Elemente in den Songs unterbringen und das Alte mit dem Neuen in Symbiose bringen. Viel Härte, viel Emotion, rohe Wut und Ehrlichkeit.
Das Coverartwork zu "Back From Hell" ist erstaunlich bunt ausgefallen. Was kannst du mir zum Artwork erzählen?
Andy: Bunt ist relativ, ich empfinde es eher als gute Darstellung eines Abbildes der Hölle. Düster. Wir haben in der Vergangenheit schon mit Chris Lovell zusammengearbeitet und sind super Fans von seiner Kunst. Waren also umso glücklicher, als Chris uns zugesagt hatte, das Artwork zu "Back From Hell" zu machen. Inspiration für ihn waren alleine der Titel und zwei bis drei Songs.
Letztendlich sind 13 Songs auf dem neuen Album gelandet. Sind das auch die 13 Songs, die ihr aufgenommen habt, oder gibt es noch mehr als diese Songs, die für das Album aufgenommen wurden und jetzt irgendwo auf irgendwelchen Festplatten schlummern?
Andy: Es gibt immer einiges an Ausschuss bei einer Albumproduktion. Wir sind aber mittlerweile ziemlich gut darin schon im Vorfeld zu spüren, welche Songs oder Ideen das sind und arbeiten nicht unnütz daran weiter.
CALIBAN-Texte fallen oftmals sehr persönlich aus oder behandeln ab und zu politische Texte. Bekommt ihr da Feedback von den Fans, dass ihnen bestimmte Texte besonders gut gefallen haben oder dass ihnen ein besonderer Text durch schwierige Zeiten geholfen hat?
Andy: Persönlich ja, politisch eher selten, Politik überlassen wir anderen. Man bekommt immer wieder mal Feedback von Fans zu den Texten und das freut einen natürlich auch immer sehr, vor allem wenn man hört, dass der Text durch eine schwierige Zeit geholfen hat! Ich glaube, der Text, der bis jetzt am meisten Respons bekommen hat und den meisten Leuten durch eine harte Zeit oder Phase gebracht hat, ist 'Memorial'. Ein Song, der mich auch immer noch teilweise auf der Bühne zu Tränen rührt.
CALIBAN existieren seit über 20 Jahren, ihr feiert mit "Back From Hell" euer 16. Studioalbum, habt unzählige Touren und Konzerte gespielt - unter anderem auch auf den größten Festivals, aber es gibt bisher noch kein CALIBAN-Livealbum. Was ist da los? Kein Interesse daran?
Andy: Es gibt von ein paar Songs Liveaufnahmen, die wir zum Beispiel als Bonustracks genommen haben. Aber vielleicht kann man das ja irgendwann noch mal in Angriff nehmen.
Lass uns mal kurz zurückgehen zum Ende der 90er und Anfang der 2000er Jahre. Das war die Zeit, in der ich CALIBAN kennengelernt habe, die Zeit, wo ihr noch in kleinen Jugendzentren aufgetreten seid. Die Zeit von "A Small Boy And A Grey Heaven" und "Vent". Die ja musikalisch noch ein wenig anders sind, für mich ja immer noch die besten CALIBAN-Alben darstellen. Wie denkst du über eure ersten beiden Alben? Sind sie für dich gut gealtert oder doch eher eine Jugendsünde?
Andy: Ich bin Fan der Zeit, in der diese Alben entstanden sind, vielleicht mehr von dem ganzen Gefühl, was man von damals noch hat, wie aufregend und unbeschwert die Zeit war. Ich höre kaum eigene Sachen, aber wenn, vor allem auch die alten Songs, dann mit einem Lächeln im Gesicht.
Im April und Mai geht es auf Europa-Tour. Wie bereitet ihr euch auf die kommende Tour vor und was können die Fans von der Show erwarten?
Andy: Wir sind natürlich kräftig am Proben und gehen unser Set für die Tour durch. Wir haben ein leicht neues Konzept, welches wir ausprobieren werden. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten, solltet ihr euch am besten persönlich auf der Tour anschauen.
Andy, vielen Dank für die Zeit und das Interview. Ich wünsche euch viel Erfolg für "Back From Hell" und die kommende Tour.
Andy: Besten Dank auch dir und vor allem deinen Lesenden. Ich hoffe natürlich, dass das Album bei euch guten Anklang findet und ihr die Songs feiern werdet. Wir sind auf jeden Fall sehr happy mit "Back From Hell". Wir sehen uns auf Tour oder sonstwo auf den Brettern dieser Welt. Danke dir.