Morbid Evils - Deceases

Review von Metal Guru vom 31.08.2017 (4433 mal gelesen)
Morbid Evils - Deceases Gerade mal sechs Titel in gerader mal 40 Minuten und elf Sekunden sind am geradesten nicht gerade viel, schon gar nicht nach zwei verstrichenen Jahren seit "Hate". Unter normalen Umständen spräche ich hier entweder von Abzocke (eine als ‚full length’ CD getarnte EP) oder einer Art Schadensbegrenzung (in Sinne von ‚weniger ist mehr’). Ich entscheide mich für Letzteres: Die hier aufgefahrenen fürzich plus Minütchen verfliegen nicht etwa wie im Fluge, sondern quälen sich eher wie lautstärkemaximierte Lava heraus aus den Boxen hinein in die Gehörgänge, sodass allein die Vorstellung einer 60- oder gar 75-minütigen Version dieser Audioattacke 2/3 Stunden wie eine Ewigkeit erscheinen lässt. Ich verzichte ferner darauf, jeden einzelnen Fall ('Case I' bis 'Case VI') zu sezieren, zu ähnlich (nicht zu gleich) klingen die sechs: bleiern, dumpf, erstickend, langsam, quälend, tödlich - genau das Richtige für ein romantisches Candlelight-Dinner mit der neuen, noch zu beeindruckenden Liebsten ...

Bölker/Grunzer/Schreihals Keijo Niinimaa und seine Mannen sind typische Todesmetaller einer gewalttätigen Gegenwart: Was nicht durch virtuose oder mindestens durchschnittliche Beherrschung der Instrumente erreicht werden kann, versucht man durch Geschwindigkeitsabsenkung, Lautstärkeanhebung oder (wenn gar nichts anderes mehr geht) Verzerrungszunahme zu bewerkstelligen, dies durchaus mit Erfolg! Und wem nicht nur äußere (klangliche), sondern auch innere (textliche) Werte wichtig sind, wirft einfach einen Blick auf die Songtitel – die verraten in etwa deren literarischen Gehalt.

Der Sound auf "Deceases" spottet jeder audiophilen Beschreibung: Hier wird gebohrt, gefräst, genietet, gesägt, geschlagen, geschmiedet und geschweißt wie in lärmungeschützten Fertigungshallen dritter oder vierter Welten, Organschäden wie z. B. Hörstürze, Schwerhörigkeit oder Tinniti nicht nur möglich, sondern eher wahrscheinlich, wenn nicht gar gewollt! Die im todesmetallischen Bereich übliche Vergewaltigung jeglicher Dynamik zugunsten einer kalkuliert klaustrophobischen Kompression muss hier an dieser Stelle nicht schon wieder erwähnt werden: 0 db als Faustregel, alle und alles (egal, wer oder was) immer gleich laut - die lausige Loudness hat ihren wahnwitzigen War um einen der vorderen Plätze einer heillosen Hitparade des toten Lärms längst gewonnen. Also, ich mag solchen Lärm - manchmal ...

Das Cover sagt mir absolut überhaupt gar nix. Weder abgetrennte Gliedmaßen noch dazugehörige Blutlachen noch fauliges Fleisch noch rausgerupfte Innereien noch zerschmetterte Körper transportieren den oben erwähnten literarischen Gehalt. Stattdessen eine ungelenke Zeichnung einer noch ungelenkeren Gestalt auf zwei Beinen mit verwachsenem Schädel und ohne erkennbare Arme - was soll man davon halten?

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
blood blood blood blood blood dry dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Murder (Case I) 7:02
02. Dead Weight (Case II) 6:05
03. Evaporate (Case III) 7:23
04. Tumour (Case IV) 6:25
05. Death Breath (Case V) 5:50
06. Abacinated And Blind (Case VI) 7:26
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 40:11 Minuten
VÖ: 25.08.2017

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