Them - Sweet Hallow

Review von Akhanarit vom 01.10.2016 (4703 mal gelesen)
Them - Sweet Hallow Musikalisch orientieren sich THEM sehr nah an ihrem Vorbild KING DIAMOND und scheinen die Musik der Masterminds mit jeder Pore aufgesaugt zu haben. Und doch bringen die Musiker ihre eigenen Vibes mit ein, sodass man natürlich blind, blöd und taub sein müsste, um die Referenzen nicht zu erkennen, aber THEM auch Unrecht tun würde, täte man sie einfach als billigen Abklatsch ab. Dazu ist diese Hommage hier einfach viel zu grandios. 2008 gegründet, startete Sänger Troy Norr (COLDSTEEL) mit THEM erstmals als KING DIAMOND-Coverband, legte sie aber um 2011 erst mal ad acta. 2014 kam es dann zu einer Reformierung und Markus Ullrich (A COSMIC TRAIL, LANFEAR, SEPTAGON) kam als Gitarrist hinzu. Ein Jahr später schlossen sich Gitarrist Markus Johansson (4ARM, SYLENCER) sowie Mike LePond (Symphony X) am Bass an. Kevin Talley (ex-DECREPIT BIRTH, ex-DYING FETUS, ex-MISERY INDEX, ex-SIX FEET UNDER, ex-SUFFOCATION, ex-CHIMAIRA) machte die Besetzung dann komplett. Jetzt war man keine einfache Coverband mehr. Jetzt wurde eigenes Material geschrieben und THEM scheinen sich gedacht zu haben: "Wenn KING DIAMOND keine neuen Songs schreibt, dann machen wir das eben." Das Resultat liegt uns nun in Form von "Sweet Hollow" vor. Genug der Vorrede! Steigen wir direkt mal ein, denn hier beginnt diese herrliche Geschichte des Wahnsinns!!!

Man hört, wie ein Grab geöffnet wird. Beschwörungsformeln erklingen, bis dann 'Rebirth' glückt. Das Weinen eines Kindes läutet dann "Sweet Hollow" ein. Gutes Intro und ein würdiger Einstieg in dieses Konzeptalbum. War es bei KING DIAMOND noch King selbst, die kleine Missy und die verschrobene Großmutter, um die sich viele Stories des 1988er "Them"-Albums rankten, so sind es bei THEM und 'Forever Burns' im Speziellen zu Beginn Elissa und Miranda, die von einem Priester auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Miranda fleht ihren Vater um Hilfe an, doch der kann nichts ausrichten. Erst so langsam begreift man, dass Vater KK derjenige war, der das Grab geöffnet und die Wiedererweckung seiner Tochter vollzogen hatte. Dann erfolgt ein kleiner Sprung in der Zeit.

Das verdammte Haus (welches ihr ja noch vom "Them"-Albumcover her kennt) soll von der Familie Hawthorne neu bezogen werden, die sich bei 'Down The Road To Misery' schon auf dem Weg zum neuen Heim befindet. Endlich angekommen. Die Spannung ist greifbar, die Augenbinde wird gelüftet und die nichtsahnenden neuen Bewohner ziehen unbedarft ein. Musikalisch begleitet diesen Track ein markanter Chorus, der durch seine Wiederholung fast hypnotischen Charakter bekommt, während sich die Gitarristen ganz schön ins Zeug legen und ein regelrechtes Feuerwerk an Riffs und Soli abfeuern. So darf es gerne weitergehen.

Die Kinder Mary und Erik werden bei 'Ghost In The Graveyard' dann in der Nacht von Stimmen zum Verstecken spielen auf den Friedhof die Straße runter und hinter den Hügel gelockt. Schlag Mitternacht findet nicht nur Erik Mary hinter einem Grabstein kauern, sondern auch KK. Hier gehe ich mal davon aus, dass dieser längst als Geist in einer Art Parallelwelt existiert. Zuckend, die Augen komplett in weiss getaucht, entdeckt also Erik seine Schwester. Der ganze Aufbau ist so nahe am KING DIAMOND-Material dran, dass es schon verblüffend ist. Auch die ganzen kranken Windungen und Drehungen sind vorhanden. Hier hat sich eine Band wahrlich inspirieren lassen!

Schnell wird Mary in 'The Quiet Room' verfrachtet, wo sie sich erholen soll. Doch "sie" sind da. Die Stimmen ... allgegenwärtig ... kommunizieren miteinander und beschließen, sich der kleinen Mary anzunehmen. Eine theatralische Ballade im düsteren Musical-Stil umrahmt das Ganze, bis mit 'Dead Of Night' die wohl eingängigste Nummer auf "Sweet Hollow" entfesselt wird. Fast poppig frisst sich diese Nummer in eure Gehirne und je öfter ihr diesen Song hört, desto weniger wird er euch loslassen. Stimmen ... in eurem Kopf ... in Marys Kopf? Ja, das muss es sein. Durch die Stimmen wird Mary erneut gerufen und begibt sich auf die Spitze des Hügels, von dem aus sie den Friedhof überblicken kann. Hier kann sie den Tod förmlich sehen. All die Seelen, die sich hier versammeln, lassen sie ihr Verlangen spüren.

Vermutlich dringen wir bei 'FestEvil' schon in Marys beeinflussten Geist ein. Ein typisches Freak-Show-Intro ertönt. Neben dem Alligator-Mann und der Lady mit den zwei Köpfen wird auch KK Fossor angepriesen mit dem Label: "der Mann, der seine Familie nicht retten konnte". Gefolgt von hämischem Gelächter. In der Show bieten sich natürlich diverse Monstrositäten, welche Besucher zu Tode ängstigen sollen und die schon bald ihren Besuch bitter bereuen werden. Besonders prägnant ist ein Dialog zwischen KK und seiner Frau Henrietta, in dem sie ihn fragt: "Aber was geschieht wenn jemand stirbt, weil ich nichts getan habe?" - KKs Antwort: "Dies ist weder die Zeit noch der Ort, dieses Übel zu thematisieren." Meine Interpretation wäre, dass Henrietta (natürlich auch ein Geist) Gewissensbisse hat, die kleine Mary auf "deren" Seite gezogen zu haben, während KK am Ende nur einen Ersatzkörper für seine Tochter sucht. Diese Vermutung würde zumindest 'The Crimson Corpse' plausibel machen. Instrumental betrachtet gibt es hier einen kleinen Sprung und die Musik wirkt harscher, näher am Thrash Metal als die vorherigen Songs, die sich irgendwo zwischen Heavy Metal und Dark Metal bewegt haben. Die Dramatik des erscheinenden "purpurnen Leichnams" soll hervorgehoben werden. Jetzt existieren jedenfalls beide Körper und während sich der von Miranda materialisiert hat, wird der von Mary scheinbar synchron gesteuert.

'Blood From Blood' beginnt. Mary wird nun, geführt von Miranda, die gesamte Familie auslöschen. Oder vielleicht sogar beide Familien? Henrietta scheint die einzige zu sein, die hier überleben wird, da sie ihre Zimmertür verschlossen hat. Ein kurzes "Rest in pieces" bringt die Geschichte wohl so ziemlich auf den Punkt. Hier erfahren wir die Namen der Eltern der neu eingezogenen Familie. John wachte durch ein seltsames Geräusch auf und seine Frau Matilda drängte ihn, nach dem Rechten zu sehen. An der Kellertür angekommen erblickt er seine Tochter Mary, die ihm eine Axt in den Schädel rammt (hier erinnern wir uns doch glatt wieder an KING DIAMOND und die Vorgänge in 'Give Me Your Soul'). Erik und Matilda scheinen die nächsten zu sein, durch die sich Mary förmlich durchhackt.

Bei 'The Harrowing Road To Hollow' soll es zum Showdown kommen. KK scheint eingesehen zu haben, dass das alles ein riesiger Fehler gewesen ist und Mary soll von ihrem Fluch erlöst werden. Und er packt sie und reitet so schnell es geht zum Friedhof, um das Ritual ungeschehen zu machen. Doch Mary wendet sich nun hasserfüllt gegen KK, um ihn zu erwürgen. KKs einzige Hoffnung ist, dass Henrietta ihn schnell genug erreichen wird, um sein beschlossenes Ableben zu besiegeln. Doch wird sie die Rage der besessenen Mary auch überleben können?

Man wird noch etwas auf die Folter gespannt und anstatt einer Antwort auf all die Fragen gibt es mit 'Salve' erst einmal ein Instrumental-Stück, beginnend mit unheilvoller Orgelmusik, bis dann eine Lead-Gitarre und die Drums mit einsteigen, um sich aufs Finale vorzubereiten ... Henrietta schafft es tatsächlich rechtzeitig und gemeinsam mit KK wollen sie den erst selbst gerufenen Dämon aus Mary austreiben. Während des Rituals geht jedoch etwas schief und Henrietta wird von Mary vernichtet. KK hat keine andere Wahl, als die Beschwörungsformeln der Vernichtung allein zu vollenden. Gerade noch rechtzeitig ('When The Clock Struck Twelve') schickt KK seine eigene Tochter in die Hölle zurück und der Bann ist gebrochen. Mary ist von ihrem Fluch erlöst und wir bleiben mit einem angenehmen Schaudern zurück.

Fazit: Ja, geil!

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
01. Rebirth
02. Forever Burns
03. Down The Road To Misery
04. Ghost In The Graveyard
05. The Quiet Room
06. Dead Of Night
07. FestEvil
08. The Crimson Corpse
09. Blood From Blood
10. The Harrowing Road To Hollow
11. Salve (Instrumental)
12. When the Clock Struck Twelve
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 54:12 Minuten
VÖ: 30.09.2016

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten