Lifthrasil - Vor dem Sturm

Review von Opa Steve vom 24.09.2004 (5184 mal gelesen)
Lifthrasil - Vor dem Sturm Wenn es einen Titel "Die deutschen Dimmu Borgir" geben würde, dann ständen Lifthrasil wohl als Anwärter auf den ersten Plätzen. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn auch die Textsprache des süddeutschen Quartetts ist deutsch.

Schon beim Intro stechen die sorgfältig ausgewählten Keyboardsounds hervor. Statt billigen und abgelutschten Streicherflächen gibt es eine Vielfalt an guten orchestralen Klängen, und das stimmige Intro bereitet den Weg zu dem ersten Song "Der zweite Schatten". Schon beim Opener lässt sich allerdings noch ein offensichtlicher Punkt erahnen, an dem die Band bei der nächsten Produktion unbedingt arbeiten sollte. Vielleicht ist man unfair, da man mit Dimmu auch das übermenschliche Drumming eines Nicolas Barkers im Hinterkopf hat, aber bei manchen Passagen leisten sich hier die Drums hörbare Timingschwächen, die auch bei diesem Tempo bei heutigem Niveau nicht mehr zum Standard gehören.

Ansonsten weist die Produktion keinen Anlaß zur Kritik auf. Klampfen und Vocals sind sauber und kräftig umgesetzt. Der Einsatz der Keyboards, die von den Multiinstrumentalisten Christian Seidel (sonst Gitarre) und Andreas Kern (Bass/Gesang) wurde schön dezent realisiert. Der Titelsong "Vor dem Sturm" trägt als starker Midtempobanger viel zur Gesamtatmosphäre dieses Albums bei. Starke Leads und mehrstimmige Parts geben dem Track etwas Hymnenhaftes, dessen Fluss leider um die dritte Minute durch weitere Drumprobleme böse rausgerissen wird. Für mich klingen diese Kesselfiguren eher wie derbe Spiel-/Aufnahmefehler als nach gewolltem Stilmittel.

Songtechnisch wird sich im Verlauf des Albums weiter gesteigert. "Im Morgengrauen...." bietet wunderbaren Bombast sowie auch streckenweise ordentliche Geschwindigkeit. Streckenweise ist dieses Stück würdig, um in großen Filmproduktionen den Background als Filmmusik zu liefern. Ein toller Titel, der sich hinter den besten Werken der letzten Borgir-Scheibe nicht zu verstecken braucht.

Nach einem schwächeren "Nagelfar" packen Lifthrasil wieder alle Stärken aus. "Das letzte Gefecht" bedient den erfreuten Hörer wieder mit toll arrangierten Keyboardpassagen, reiner Black-Metal-Raserei, Midtempo-Bangern, und und und... Bei "Entmenschlichung" wird man noch böser und fieser, und auch bis zum letzten Ton des Albums sind keine Ausfälle mehr zu vermelden.

Lifthrasil sind ein Newcomer, der uns zwar keine Innovationen bietet, aber verdammt solides Handwerk. Als Anspieltipps würde ich gerade mal "Schreie verhallen ungehört" und "Nagelfar" ausnehmen - die restlichen 8 Songs bieten für Liebhaber symphonischen Black Metals alles, was das Herz begehrt. Es ist zwar etwas schade, dass man die oben zitierten Patzer an den Drums nicht vor dem Mix noch eliminiert hat. Vielleicht lag's an den ungewohnten Studiobedingungen, denn ansonsten macht der Drummer nicht gerade den Eindruck, als hätte er's nicht drauf. Vor allem die perfekte Ballerei beim Schlusstitel muss wirklich lobend erwähnt werden. Verbuchen wir's also als Debütfehler und Steigerungsmöglichkeit - eine kleine Schwäche macht das ansonsten starke Album nicht unsympathischer.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
Intro
Der zweite Schatten
Schreie verhallen ungehört
Vor dem Sturm
Im Morgengrauen kommt der Fall der Nebel
Nagelfar
Das letzte Gefecht
Entmenschlichung
Verliese des kalten Jenseits
In den schwarzen Hallen
Band Website: www.lifthrasil.de
Medium: CD
Spieldauer: 46:24 Minuten
VÖ: 28.06.2004

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