Autopsy - The Headless Ritual

Review von Contra vom 20.07.2013 (5420 mal gelesen)
Autopsy - The Headless Ritual Als AUTOPSY im Jahre 1995 zu Grabe getragen wurden, war die Trauergemeinde groß. Als AUTOPSY sich 16 Jahre später mit "Macabre Eternal" aus dem Jenseits zurückmeldeten, war die Trauergemeinde kaum ein Stück kleiner. Zu krass war der Schnitt zwischen dem Reanimationswerk und den Klassikern, mit denen die Mannen es schafften, in rohen, klassischen Death Metal verflucht gut passende Doom-Parts einzubauen. Die Reinkarnation des US-Urgesteins haut jetzt mit "The Headless Ritual" ihr nächstes Lebenszeichen raus.

Der Opener 'Slaughter At Beast House' ballert erstmal in fröhlich-klassischer Manier durch, dass einem die Ohren schlackern. Riffgewitter und knatternde Produktion haben AUTOPSY nicht verlernt. Was sie allerdings verlernt haben, sind die großzügig beigemengten Doom-Anteile, die ihren Stil schon immer ausgemacht haben. Nicht, dass die auf einmal nicht mehr da wären, nein. Sie wirken einfach nur völlig deplatziert, und das auch noch in gefühlt jedem Lied. Ein Großteil der Tracks auf "The Headless Ritual" hat einen klar definierten Death-Teil und einen klar definierten Doom-Teil: Mehrere Minuten ballernde Riffs und drückende Vocals, dann mehrere Minuten einzelne, langgezogene Noten und langsame Snareschläge, die geröchelte, gezischte oder schlichtweg gekotzte Vocals untermalen. So häufig kippen AUTOPSY in den Downtempobereich ab, dass ich mehrmals das Gefühl hatte, ein Song wäre längst vorbei. Beispiel: 'She Is A Funeral' brannte sich mir vor allem durch den wahnsinnig eintönigen (im Wortsinn. Ein Ton. Tausend mal wiederholt) Doom-Teil in den Kopf. Irgendwann fadet (fade ist da genau das richtige Wort) das ad nauseum wiederholte Geröchel aus und nach kurzer Pause gibt es wieder Riffgewitter. Aber keinen neuen Song, denn ein paar Minuten später kommt das Geröchel schon wieder herbeigeeilt. Das es auch besser geht, beweist 'When Hammer Meets Bone'. Ein Nackenbrecher, bestehend aus einem hammergeilen Riff und herrlich vorgetragenen Gore-Vocals. Warum, WARUM ZUM TEUFEL muss das wieder in "eine Note alle zehn Sekunden, dazu miese Vocals und das Ganze zwei Minuten am Stück" ausufern? Es hätte alles so gut werden können, wenn AUTOPSY sich beim Songwriting nicht irgendwann dran erinnert hätten, dass ihr Gimmick Doom-Passagen sind.

Als ich angefangen habe, Metal zu hören, sah mein Vater das nicht ein. "Der kann ja gar nicht singen", sagte er. "Die können ja gar keine anständigen Lieder schreiben", sagte er. "Das ist ja nur Krach", sagte er. Ich sollte ihm "The Headless Ritual" niemals zeigen, sonst glaubt er noch, dass er recht hatte. Solange AUTOPSY das Schlachtbeil ausgepackt lassen, ist Spaß vorhanden. Aber das miese Songwriting und die in den langsamen Passagen furchtbaren Vocals machen den schnell wieder kaputt. Dem Death Metal gegenüber Unbedarfte bemerken ja gerne mal, dass der Sänger da doch nur ins Mikro kotzen würde. Einen ähnlichen Eindruck könnte man hier auch bekommen. Was AUTOPSY mit "Macabre Eternal" in den Raum stellten, wird durch "The Headless Ritual" nur bestärkt: "Severed Survival" und "Mental Funeral" werden auf ewig unerreichte Meilensteine bleiben. Aber man hätte es sich sparen können, AUTOPSY noch einmal zu exhumieren.

Anspielen: 'Slaughter At Beast House', 'When Hammer Meets Bone'.

Gesamtwertung: 5.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Slaughter At Beast House
02. Mangled Far Below
03. She Is A Funeral
04. Coffin Crawlers
05. When Hammer Meets Bone
06. Thorns And Ashes
07. Arch Cadaver
08. Flesh Turns To Dust
09. Running From The Goathead
10. The Headless Ritual
Band Website: www.autopsydeathmetal.com/
Medium: CD
Spieldauer: 44:15 Minuten
VÖ: 28.06.2013

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