Circus Maximus - Nine

Review von Stradivari vom 02.06.2012 (4197 mal gelesen)
Circus Maximus - Nine Auch wenn es mich selbst anödet - es kommt irgendwie keine Rezension einer Prog-Veröffentlichung ohne den elenden Vergleich mit DREAM THEATER aus. Gut, einerseits verständlich, da sie dieses Genre quasi "kreiert" haben, aber andererseits hat die Truppe um John Petrucci ihre besten Jahre nun wahrlich bereits einige Zeit hinter sich gelassen. Die letzten Scheiben waren definitiv zu sperrig und unzugänglich. Nicht, dass man mich nun falsch interpretiert, natürlich sind die New Yorker spielerisch nach wie vor überirdisch gut. Aber: die Kompositionen sind mittlerweile zu einem akustischen Perpetuum Mobile mutiert und die Band als solches stagniert. Warum ich mir erlaube, diese Blasphemie zu begehen? Weil es endlich, endlich eine Gruppe geschafft hat, die durch Inzest verscheuchte Enklave der DREAM THEATER-Klone zu verlassen, und dem Progressive Metal somit frisches Leben eingehaucht hat.

"Nine" ist das dritte Album der Norweger CIRCUS MAXIMUS und sie haben nun das scheinbar unmögliche möglich gemacht. Ihr komplexes Liedgut ist dermaßen leicht verdaulich, dass es auch, oder gerade, Nicht-Prog-Nerds verzücken wird. Die zehn Songs sind ausgereift und bis zum letzten Ton durchstrukturiert und arrangiert, ohne jedoch auch nur ansatzweise steril oder konstruiert zu klingen. Spannungsbögen und Songstrukturen sind dermaßen perfekt ausbalanciert, dass der zehnminütige Opener 'Architect Of Fortune' wie im Fluge vergeht, Songs in klassischer Single-Dimension, wie zum Beispiel 'Namaste' oder 'Used' jedoch anmuten wie Monumentalwerke. Lediglich der Rausschmeißer 'Last Goodbye' präsentiert sich als das epische Prog-Metal-Stück, wie man es eigentlich durchgehend vom ganzen Album erwartet hätte. Aber selbst dieser Titel hat einen leicht nachvollziehbaren roten Faden und verursacht Gänsehaut, da er mit einer unglaublichen spielerischen Leichtigkeit, emotionalen Lebendigkeit und virtuosen Brillanz dargeboten wird. Am Ende von "Nine" frage ich mich, warum ist eigentlich bisher noch nie jemand auf die Idee gekommen, die Breaklastigkeit und Tempowechsel des Classic-Prog konsequent mit der entspannenden Leichtigkeit des AOR zu kreuzen, und diese Melange in gut konsumierbaren Häppchen zu kredenzen?

Kurz gesagt, CIRCUS MAXIMUS ist die Hybridisierung gelungen. Sie haben der DNA von DREAM THEATHER jene von JOURNEY angelagert und herausgekommen ist ein wunderbares, einzigartiges Stück Edelmetall. Seit ROYAL HUNTs Meisterwerk "Show Me How To Live" hat mich keine Scheibe auch nur annähernd derart gefesselt, fasziniert und beeindruckt. Ein Meilenstein.

Appetizer: 'Promo Trailer'


STRADIVARI

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Forging 1:16
02. Architect Of Fortune 10:12
03. Namaste 4:10
04. Games Of Life 5:01
05. Reach Within 4:59
06. I Am 4:20
07. Used 5:01
08. The One 4:08
09. Burn After Reading 8:48
10. Last Goodbye 10:00
Band Website: www.circusmaximussite.com
Medium: CD
Spieldauer: 57:45 Minuten
VÖ: 01.06.2012

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Das macht mich aber jetzt richtig neugierig, der Promo Trailer ist ja schon fett. Ich werde mir die Scheibe auf jeden Fall kaufen. Wie immer super Review, Stradivari!
(02.06.2012 von Baterista)

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