M.I.GOD. - Specters On Parade

Review von Metal Guru vom 15.02.2019 (3587 mal gelesen)
M.I.GOD. - Specters On Parade M.I.GOD. aus Nürnberg spielen laut Infoblatt 'Sophisticated Metal' - aha, mal wieder 'ne neue Schublade für anderweitig nicht kategorisierbare Musik oder fatale Fehleinschätzung, grenzenloser Größenwahn oder einfach nur die Wahrheit und nichts als eben diese (Wahrheit)? Und wenn schon: Kann mir vielleicht mal irgendjemand da draußen den Unterschied zwischen 'Progressive' und 'Sophisticated' Metal erklären? Auf spezielle Fragen erstmal allgemeine Antworten: Max Chemnitz (Führungsgesang), Dan Heß (Rhythmisierungsgitarre und Hintergrundgesang), Uli Holzermer (Führungsgitarre und Hintergrundgesang), Dodo Schmitt (weißschwarze Tasten und Hintergrundgesang), Mick Steger (Bassgitarre) und Eric Wunderlich (Schlagzeug) präsentieren nach ihrem 2012er Debüt "Floor 29" mit ihrem 2019er Zweitwerk "Specters On Parade" ein Konzeptalbum der durchdachten, elaborierten, verkopften Art - oh, my God! Egal, die eine Nürnberger Lady und die fünf Nürnberger Gentlemen können singen und spielen - keine Frage! Und einundzwanzig Stücke in sechsundsechzig Minuten und zwölf Sekunden sind sicherlich 'ne Menge Material und Zeit, um genau DAS zu beweisen - puh! Allerdings wird diese Materialmenge erstens durch sieben zwischengequetschte/vorangestellte/untergehobene Geräuschkulissen (Dröhnen/Schritte/Telefon, Glocken/Kirche/Orgel, Regen/Wind/Wetter) und zweitens durch den letzten (nicht wirklich zum Rest des Albums passenden Cover-)Song 'I Feed You My Love' relativiert. Bleiben runde fuffzich Minuten (Flyer-Zitat) 'Drama, Horror, Mystery und Thriller' - uiuiui ...

"Specters On Parade" zeichnet sich durch bodenständigen Bass, melodischen/tonal ‚richtigen’/(für meinen Geschmack viel zu) viel Gesang, zwei 'männliche' (elektrifizierte, gedroppte und verzerrte) Gitarren, ein 'weibliches' (mir zu leises, zu seltenes, zu verhemmtes) Keyboard und ein (offensichtlich mit Füßen und Händen eingespieltes) Schlagzeug aus, zusätzlich die oben genannten Geräuschkulissen - so weit, so sophisticated! Die Produktion gefällt auch (kein datenminimierter MP3-Müll), aber bedingungslose Begeisterung will trotzdem nicht so recht (oder auch links) aufkommen - warum bloß? Ich mach's kurz: Weder kompositorisch noch instrumentell noch gesanglich hauen mich die "Specters On Parade" vom Hocker - das Teil strengt desto mehr an, je länger es läuft! Na ja, wahrscheinlich hab’ ich unter dem Begriff 'Sophisticated Metal' mehr 'aha'/weniger 'soso', mehr Innovation/weniger Tradition, mehr Musik/weniger Text, mehr Mut/weniger 'Nummer Sicher', mehr Überraschung/weniger Vorherhörbarkeit erwartet - selbst Schuld! Nein, meine Erwartungen werden viel zu verhemmt, viel zu selten, viel zu leise erfüllt - wenn überhaupt! Und dann Max: Er kann singen, trifft die Töne und vibriert verträglich - ja, ja und nochmals ja! Sein Stimmvolumen tönt dabei beachtlich, sein Stimmumfang hingegen begrenzt und seine Stimmfarbe macht mich (als heterogener 'High-Register-Lover') eher aus als an - sorry ...

Wer sich im Besitz des Original-Booklets befindet (und sich zudem die Mühe macht, dieses auch zu lesen), wird gegebenenfalls feststellen, dass Herr Chemnitz hier als alleiniger Lead- und Backingsänger (zusammen mit Frau Schmitt) aufgeführt wird. DAS entspricht nur zum Teil den Credits, die somit die Livebelegung meinen könnten. DIE liegen auf einer Studioscheibe aber nicht vor - verwirrend! Ferner taucht im Kleingedruckten (und NUR da) mehrmals der Name Michael Sopolidis auf: DER verantwortet ('arranged, performed and recorded') demnach die oben erwähnten Geräuschkulissen, die ihrerseits einen nicht zu unterschätzenden Anteil des Gesamtwerks einnehmen - verwirrender! Schließlich wird Sänger Max (no barks, no growls, no screams) auch noch als alleiniger Arrangeur, Storyboarder und Texter hervorgehoben - musste diese Hervorhebung wirklich sein und wenn ja, warum? Ach so, die tiefsinnigen Texte über Selbstsuche, Entfremdung, Angst und so weiter - also, ehrlich gesagt erschließen sie sich mir kaum oder überhaupt nicht, was vielleicht an der Stimme, vielleichter am Thema, am vielleichtesten an der Wortwahl liegt. An der Sprache liegt's auf jeden Fall nicht, DENN: Die Deutschen im Allgemeinen/M.I.GOD. im Besonderen singen/sprechen heute ein bedeutend besseres Englisch als Krautkapellen der 70er (AMON DÜÜL, BIRTH CONTROL, ELOY, EMBRYO oder JANE als Krautlands peinlichste Vertreter). Trotzdem frage ich mich, warum der Nürnberger Sechser glaubt, ein 'sophisticated' Thema wie das selbst gewählte in einer anderen als seiner Muttersprache angemessen behandeln zu können? Bitte nicht falsch verstehen - englische Aussprache, englische Grammatik, englisches Vokabular - alles ok und Texte hör- und verstehbar, dennoch klingt "Specters On Parade" auf mich extrem gewollt, konstruiert und unlocker.

Nach dreimaliger Kompletthörung (= auf der Suche nach irgendeiner Form nennenswerter Sophistication) gebe ich "Specters On Parade" ziemlich gefrustet auf - was nicht existiert, kann vielleicht gesucht, NICHT aber gefunden werden! Das mag abgewandt, allerhand und arrogant klingen, aber mittelmäßig memorable Melodien, kaum Keyboards, recht repetetive Rhythmen, eine starke (aber auf Dauer anstrengende) Stimme, eine strange (aber mich nicht ansprechende) Story und viel zu wenige positive Überraschungen ergeben eben nicht mehr als sex'n'halb 'unsophisticated' Tropfen ...

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Vertigo
02. The Solitary Ghost
03. Tongues Of Poison
04. We All Belong To The Dark
05. Embracing The Neon
06. Titans Of The Void
07. The Sleeping Cruelty
08. Atelier Macabre
09. Specters On Parade
10. Sonata In Tenebris (Interlude I)
11. Tears Of Today
12. What's Your Favorite Scourge?
13. Chances
14. The Call
15. Weight Of A Million Souls
16. Cluster (Interlude II)
17. Bound To A Daydream
18. Between The Devil And The Deep Blue Sea
19. The Threshold
20. Terminus: Life
21. I Feed You My Love
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 66:12 Minuten
VÖ: 15.02.2019

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Moin, Markus! Für den Fall, dass Sie mit 'Wenn Ihnen die Mukke nicht gefällt', 'nieder machen müssen' oder 'harte Kritik' rein zufällig meine Rezension meinen - sex'n'halb Tropfen sind weiß (M.I.)Gott weder Ausdruck von Nichtgefallen noch Niedermachung noch harte Kritik! Das wären vielleicht drei bis null (Tropfen) und DIE hab' ich nicht vergossen! Aber Sie haben natürlich Recht: 'Geschmäcker und persönliche Meinungen sind verschieden'. In diesem Sinne ...
(21.02.2019 von Metal Guru)

Ich bin weder ein Vocal-Experte noch ein detail-verliebter Journalist oder gar ein bezahlter Pro-Kommentar-Poster Ich bin einfach nur jemand der gute Mukke hören will. Ich habe die Vor-Scheiben von M.I.God. gehört und fand die Mukke bisher immer sehr gut und kam auf meiner Playlist im Auto auch immer wieder auf diese Band zurück. Das neue Album von M.I.God. hat mir sogar eine Träne in die Augen getrieben (ja auch Männer können mal weich werden) und das ist es was Musik ausmacht. Musik muss berühren, Musik muss mich zucken lassen entweder mit dem Kopf und/oder mit den Beinen! Musik muss ich einfach abholen und mitnehmen. UND GENAU DAS TAT "SPECTERS ON PARADE" BEI MIR! Klar können alle Musik-Kritiker jetzt anfangem mich zu zerreissen, dass ich doch keine Ahnung von Musik habe und nicht weiß wovon ich rede, da ich ja nur ein (dummer) "Hörer" bin! Wenn Ihnen die Mukke nicht gefällt, dann ist das Ihre Sache. Die Kritik ist hart, aber wenn Sie meinen das Sie gerecht ist, dann ok, hat sie halt nicht ihren persönlichen Geschmack bzw. Erwartung getroffen. Jeder darf seine Meinung sachlich und frei äußern -> ist ja auch erwünscht nur so wird man ja besser (sofern es was zu verbessern gibt). Ich als Hörer finde ich Scheibe super gelungen und aus MEINER SICHT ist das die beste Scheibe von M.I.God.! Ich gebe nichts auf schlechte Kritiken, denn Geschmäcker und persönliche Meinungen sind verschieden und ich habe schon so manchen Film/Song für gut oder sehr gut befunden, den Kritiker meinten nieder machen zu müssen. Würden alle das gleiche mögen wäre die Welt ja nur noch schwarz-weiß und verdammt langweilig. Wer Musik mag und braucht (so wie ich), der bildet sich seine Eigene Meinung und hört einfach mal in die kostenlosen Hörproben-Tracks bei Amazon rein und urteilt nach eigenem Ermessen. Ich habe auch kein Problem wenn nur 100 Leute die Songs von M.I.God. mögen und die Konzerte besuchen -> so ist man denen näher deren Arbeit man zu schätzen weiß. Ich kann gebe meine persönliche Wertung
10/10   (17.02.2019 von Markus)

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