Interview mit Ralf von Revel In Flesh

Ein Interview von Eddieson vom 12.03.2018 (11664 mal gelesen)
Viel zu selten verirren sich REVEL IN FLESH in die Breitengrade nördlich des deutschen Äquators. Als sie dann im Zuge ihrer Minitour mit FLESHCRAWL in Rheine ihre Zelte aufgeschlagen haben, schnappte ich mit Sänger Ralf und Gitarrist Fabian, um mit ihnen mal ein Gespräch über ihre Band zu führen.

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Hi, Ralf und Fabian! Danke für die Zeit. Ihr befindet euch ja gerade zusammen mit FLESHCRAWL auf einer Minitour und habt gestern in Hamburg gespielt. Wie war die Show?

Ralf: Ja, war eine gute Show. Das war unser drittes Mal in Hamburg und die Resonanz, das Feedback und von den Besucherzahlen, war es bisher unsere beste Hamburg-Show.

Dann lass uns doch etwas über die kommende Veröffentlichung "Relics Of The Deathcult" sprechen. Das ist eine Zusammenstellung all eurer Songs, der Split-Veröffentlichungen und der verschiedenen Bonussongs. Wie kam es zu dieser Veröffentlichung?

Fabian: Die Nachfrage war da. Wir wurden ständig auf Facebook etc angeschrieben, dass wir das doch endlich mal machen sollen, weil sie die Songs auch gerne im Auto hören möchten und sich die Sachen als MP3 auf den Rechner ziehen wollen.

Auf eurer Website steht geschrieben, dass es zu dem Cover der "Relics" auch eine Geschichte gibt, ihr momentan aber noch nicht mehr verraten wollt. Habt ihr Lust jetzt ein wenig mehr dazu zu sagen?

Ralf: Das Cover ist ebenfalls von Juanjo Castellano, unser Coverkünstler, der bisher alles Alben-Cover von REVEL IN FLESH gemacht hat, und auch drei unserer Seven-Inches hat er gestaltet. Die drei Figuren auf dem Cover der "Relics" tauchten auch schon auf den Seven-Inches mit auf. Die Charaktere sind auf der "Relics" aus einer anderen Perspektive gezeichnet. In der Mitte hast du die Figur von der REVEL IN FLESH-Split mit REVOLTING, dann ist rechts der Deathcult-Master, den hatten wir auf der Split mit FERAL und links ist dann der Priester, den wir auf dem Cover der Split mit WOMBBATH haben. Drumherum ist dann die typische REVEL-IN-FLESH-Landschaft. Es ist quasi ein Best-of- Castellano.

War das die Idee von Castellano oder habt ihr das zusammen entworfen? [b4m-antwor=Fabian] Die grobe Richtung haben wir ihm vorgegeben und dann hat er einfach losgelegt und einen Entwurf gestartet. Meistens passt das dann auch gleich.

Bei REVEL IN FLESH läuft alles auf der Basis von DIY. Ihr kümmert euch um die Konzerte, das Merch und so weiter. Da ihr alle ja noch normale Jobs nebenbei habt, ist das doch recht viel Arbeit, oder?

Ralf: Es ist extrem Zeitaufwendig. Es ist ein Hobby, das den Rahmen sprengt. Wir haben alles selbst bestmöglich organisiert. Das mit dem Merch, das Booking und es war bisher auch unsere Art und Weise, uns nach vorne zu bringen. Die Band haben wir so aktiv aufgebaut.

Aber wie wäre es mit einem professionellen Booker oder einem professionellen Background? Der würde euch doch sicherlich noch weiterbringen? Oder wollt ihr das gar nicht?

Fabian: Nicht wollen ist nicht unbedingt richtig. Momentan ist es so ein Schwellending. Wir haben alle unsere Jobs, teilweise im Schichtdienst. Es ist da natürlich etwas schwer, zu planen. Klar, es würde bestimmt noch etwas mehr gehen, aber wir befinden uns da echt gerade auf so einer Schwelle.

Ralf: In dieser Szenerie gibt es auch auf der geschäftlichen Ebene unterschiedliche Strukturen, wo du auch die Kontakte haben musst, oder noch brauchst. Dazu brauchst du auch noch das Glück zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und bei der richtigen Person zu sein. Aber wir haben für uns beschlossen, selbst die Drähte zu ziehen, so gut wir können. Alles Weitere ergibt sich dann. Momentan zeigt es ja auch, was wir geschaffen haben. Die Schwelle, die Fabian eben genannt hat, trifft es ganz gut. Und wir haben nun mal auch ein Leben neben der Band, ganz klar.

In Deutschland habt ihr euch ja schon einen ordentlichen Status erspielt. Wie sieht es denn mit dem Ausland aus?

Ralf: Kam bei uns definitiv zu kurz. Die Bookings waren bisher fast nur in Deutschland. Im Ausland hat sich bisher noch nicht so viel ergeben. Wir waren in Holland, Schweiz und Spanien. Dieses Jahr spielen wir das erste Mal in der Tschechei und morgen in Belgien. Langsam wird es mehr. Da fehlen aber auch etwas die Kontakte und die Angebote, die es wert sind, dafür sehr weit zu fahren. Für eine Einzelshow lohnt es sich nicht, 700 Kilometer zu fahren.

Kommen denn Reaktionen aus dem Ausland seitens der Fans?

Ralf: Mit den letzten beiden Alben kamen wesentlich mehr Bestellungen aus dem Ausland. Es gibt weltweit einige Die-Hard-Fans, die bei uns nachfragen oder bestellen. Die eigentliche Anzahl der Fans bekommste natürlich nicht mit. Die verteilen sich über die sozialen Medien. Die schauen sich das per YouTube an oder laden sich das irgendwo runter.

Fabian: Es ist aber schon eine internationale Geschichte. Es gibt aus jedem Eck der Welt jemanden, der bei uns etwas bestellt.

Ralf: Viele exotische Länder aus Asien und Südamerika usw. imgleft

Ich, als reiner Musikkonsument, kann mich über die Szene in Deutschland nicht beklagen. Die ist doch schon recht gut aufgestellt. Wie seht ihr das aus Sicht einer Band?

Fabian: Sie ist wieder gut. Death Metal war ja lange Zeit recht abgegrast. Die ganze Tech-Death-Schiene war überlagert, dann kam Metalcore. Damals hatten wir Glück, dass wir auf die New-Wave-Of-Old-School-Death-Metal-Welle aufsteigen konnten. Da waren wir zur richtigen Zeit und am richtigen Ort.

Ralf: Die "Deathevokation" kam 2012 raus und wir waren eigentlich eine der ersten neuen deutschen Bands, die in diese Kerbe geschlagen haben. Wobei ich trotzdem denke, dass wir als Band im Gesamten das widerspiegeln, was wir sind. Da steckt eine Menge Herzblut drin.

Ich denke auch. Vor allem, wenn ihr alles selbst macht, muss da schon eine große Leidenschaft drinstecken.

Fabian: Es gibt sehr viele Bands, bei denen man das Gefühl hat, das sie zusammengewürfelt sind. Der eine hört Death, der andere Black Metal, der nächste nur Thrash Metal. Ich glaube, dass das nicht gut für eine Band ist. Bei uns hören alle dieselben Sachen, stehen auf denselben Sound.

Ralf: Ist eine klare Agenda, welche Einflüsse da mit reinspielen. Dazu kommt, wie das Album sich zu präsentieren hat, die Lyrics müssen passen, das Artwork dazu. Es muss alles, wie ein Puzzle zusammenpassen.

Ihr habt da also schon im Vorfeld genaue Vorstellungen?

Ralf: Wir wissen mittlerweile, was uns passt und was nicht. Du musst auch versuchen, den Gedanken weiterzuspinnen. Den nächsten Schritt zu gehen. Die Entwicklung ist ja von Album zu Album da.

Wir haben ja eben schon über Splits gesprochen. Wie kommen die zustande? Sprecht ihr mit den anderen Bands, kommen die auf euch zu oder sind das Ideen des Labels?

Ralf: Alle drei Formen von dem, was du gerade aufgezählt hast. Es sind Freundschaften mit Bands oder Labels. Es gibt unterschiedliche Art und Weisen. Am meisten ist es aber der direkte Kontakt mit einer Band.

Das sind aber alles Songs, die ihr extra für die Split schreibt oder sind es auch Überbleibsel von irgendwelchen Alben-Songwriting-Sessions?

Ralf: Teils extra geschrieben, aber auch teils von einem Album übrig geblieben.

Habt ihr einen ganz großen Traum, den ihr mit der Band erreichen wollt?

Fabian: Der große Traum? Eine wirklich große Tour mal fahren, so mit Nightliner und so. Das wäre was. Über mehrere und weite Länder, um auch da mal die Szene zu erleben. Sonst bin ich eigentlich glücklich so.

Ralf: Wie gesagt, für uns steht auch ganz klar der Gedanke, dass wir als Band das auch wollen. Als Einheit. Es müssen fünf Leute sein, die dahinterstehen, denn nur wenn alle dahinterstehen kommt das gut. Eine Band ist auch ein soziales Gefüge. Da muss die Harmonie und Chemie stimmen.

Fabian: Ich glaube auch der Fan, beziehungsweise der Hörer, merkt das. Wenn die Leidenschaft nicht mehr dabei ist, spürt das der Hörer.

Du sagtest ja gerade schon, dass Death Metal auch seine schwache Zeit hatte, mittlerweile ist er wieder groß, was auch einige Reunions mit sich brachte. Über welche Reunion wart ihr besonders glücklich und welche hätte es besser nicht geben sollen?

Fabian: Ich beschränke mich da nur auf die Sachen, die ich gut finde. Da ich damals nicht die Chance hatte, sie zu sehen, freue ich mich sehr darüber, dass es AT THE GATES wieder gibt, eine der besten Live-Bands überhaupt. Auf der anderen Seite bin ich mir nicht sicher, ob man noch neue Alben von denen braucht. Die sind zwar gut, aber die werden immer an den alten Alben gemessen. Die können schreiben, was sie wollen. Die Latte hängt extrem hoch. CARCASS haben auch ein Megaalbum rausgebracht.

Ralf: Für mich sind es ASPHYX und AUTOPSY. Bei denen merkt man, dass die Bock auf die Musik haben. Ansonsten ist es ein geschäftlicher Gedanke. Die Bands, die stehen für den Style und der Spirit ist ja noch da.

Ralf, du bist auch beim neuen JUST-BEFORE-DAWN-Album dabei?

Ralf: Genau, da kommt jetzt das dritte Album, da bin ich bei einem Song dabei, und bei den beiden davor war ich auch schon als Gast am Start.

Wie kam es dazu?

Ralf: Der Gründer von JUST BEFORE DAWN ist der Anders von BLOOD MORTIZED. Er hat JUST BEFORE DAWN als Projekt gestartet. Er schreibt die Songs und holt sich dann verschiedene Sänger, Leadgitarristen oder Schlagzeuger dazu. Dann ist das eine Art File-Sharing-Projekt. Mittlerweile haben sie auch eine Live-Band, mit der sie ein paar Shows spielen werden und Dave Ingram am Gesang sein wird.

Das Jahr ist noch jung. Wie sehen die Pläne für 2018 für REVEL IN FLESH aus?

Fabian: Erst mal das Wochenende gut überstehen. Mit allen Gliedmaßen wieder Zuhause ankommen. Das wäre das erste Ziel.

Genau, ich hatte gelesen, dass ihr gefragt wurdet, wann Dan Swanö nun endlich festes Mitglied bei euch werden würde und ihr sagtet daraufhin, dass er kein Wochenende mit euch überstehen würde.

Ralf: [die Jungs lachen] Ja, unsere Ausflüge sind anstrengend für Geist, Körper und Seele.

Fabian: Wir trinken nicht immer nur Tee, so wie jetzt. [lacht]

Ralf: Aber, um noch mal auf die großen Ziele zu kommen. Wir haben einen neuen Schlagzeuger, da gilt es wieder, eine Einheit zu bilden. Neue Songs zu schreiben, für dieses Jahr steht der Konzertplan, wir spielen 12 bis 13 Shows. Ziel ist auch, ein neues Album zu schreiben. Wir wollen es nicht erzwingen, dieses Jahr ein neues Album zu machen, aber die Richtung führt dahin. Wie gesagt, die "Relics" kommt ja jetzt raus, neues Merch usw. An Ideen fehlt es jedenfalls nicht.

Habt ihr nach den letzten Alben mehr Shows gespielt, als vorher?

Ralf: Wesentlich mehr hat es schon nach der "Death Kult Legions" angefangen. Ab dem Album hat man gemerkt, dass ein Schub kommt. Die "Emissary Of All Plagues" war für uns vom Feedback, Promotion, von der Presse und von den Shows noch mal ein Schub nach vorne. Das war spürbar.

Damit sind wir auch schon am Ende. Dann habt ihr die letzten Worte.

Ralf: Wir bedanken uns und Death by Metal!

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