Interview mit Tchort von The 3rd Attempt

Ein Interview von T.Roxx vom 13.03.2016 (8303 mal gelesen)
Nach einer erfolgreichen Kurztour im Vorprogramm von TAAKE und einem Aufenthalt im Krankenhaus nahm sich Tchort von THE 3RD ATTEMPT für ein paar Fragen rund um das Album "Born In Thorns", dessen Entstehungsgeschichte und Black Metal im allgemeinen Zeit.

Herzlichen Glückwunsch zu eurem Hammer-Debüt "Born In Thorns". Weißt Du, wann die Vinyl-Version eures Albums erscheinen wird?

Tchort: Danke für das Review zu unserem Debut! Die Vinyl-Version sollte eigentlich schon im Dezember letzten Jahres erscheinen, aber ich denke, dass es bei dem Presswerk eine lange Warteliste gibt und so hat sich das Ganze stark verzögert. Unglücklicherweise weiß ich auch gerade nicht, wann die Vinyl-Version veröffentlicht wird.

Ihr wart gerade mit TAAKE und DOMINANZ auf Tour. Wie waren die Reaktionen des Publikums auf THE 3RD ATTEMPT?

Tchort: Überraschenderweise gut! Ich meine, unsere Musik passt sehr gut in ein Live-Format, aber die Tour startete ein oder zwei Wochen nach dem Release unseres Debüts. Wir haben demzufolge nicht erwartet, dass viele Leute im Publikum unser Album bereits gehört haben. Aber als wir in London gespielt haben, sang auf einmal das ganze Publikum die Chorusse zu einigen unserer Songs mit. Das hat uns überrascht. Die Reaktionen der Fans bei den wenigen Shows, die wir auf dieser Tour gespielt haben, haben uns schier weggeblasen.

Ich habe in eurem Promo-Flyer gelesen, dass ihr euren Sänger über online-Auditions gefunden habt. Wie kann ich mir online-Auditions für einen Sänger vorstellen? Habt ihr potentiellen Kandidaten Soundfiles von einigen eurer Songs geschickt, oder haben sie euch einfach online ein paar Cover-Versionen von populären Black Metal-Songs eingeschrien?

Tchort: Wir haben zwei Soundclips unserer Demo-Songs mit Drums, Gitarren und Bass hochgeladen und dann Interessenten gebeten, Lyrics zu verfassen und ihren Gesang zu der Musik aufzunehmen und an uns zu senden. Wir haben dann alles auf dieselbe Webpage hochgeladen und die Fans konnten Voten, wer der beste Kandidat ist. Ein paar Leute weckten unser Interesse und Ødemark war einer von ihnen. Ich sandte ihm ein paar unfertige Demos eines neuen Songs und innerhalb derselben Stunde hat er sie mit Lyrics und Vocals versehen und zurückgeschickt. Ich habe dann mehr Musik geschrieben und schickte sie ihm erneut. Und wieder hat er sie sehr schnell zurückgeschickt. So ist z. B. der Song 'Born In Thorns' entstanden und er wurde als unser neuer Sänger auserwählt.

Eure Band kommt aus Kristiansand. Kommen alle Bandmitglieder aus Kristiansand oder in der Nähe? Ich frage deshalb, weil ich von eigenen Urlaubsreisen in Norwegen weiß, dass man unter Umständen zwischen zwei Städten recht lang unterwegs ist - länger als beispielsweise in Deutschland für dieselbe Distanz.

Tchort: Ødemark and Tybalt leben beide in der Gegend von Oslo und so haben wir das Problem der Hin- und Rückreise jedes Mal, wenn wir uns treffen. In der Tat kostet das eine Menge Zeit und vor allem Geld und das ist natürlich keine perfekte Situation für eine neue Band, die kein Geld hat. Aber irgendwie kriegen wir das hin ...

Wie oft proben THE 3RD ATTEMPT? Kommt die Band nur für Proben vor Studioaufenthalten und Live-Gigs zusammen?

Tchort: Wir haben ein Wochenende lang geprobt, bevor wir unser Debüt aufnahmen und wir proben ein- bis zweimal vor einem Gig. Ich glaube, wir haben schon jetzt mehr Shows gespielt, als wir als Band geprobt haben, aber live spielen ist auch eine großartige Form von Proben.

Worum geht es in den Lyrics auf eurem Debüt und woher bezieht ihr die Inspirationen?

Tchort: Ødemark schrieb alle Lyrics. Das machte mehr Sinn für uns, denn er ist derjenige, der sie auch singt. Die Lyrics drehen sich um Selbstmord, die dunkle Seite des Verstandes und der Menschheit. Und wahrscheinlich um ein paar verworrene Dinge, wenn ich ihn richtig verstehe.

Euer Album hat viele musikalische Facetten und Einflüsse. Ich kenne eine Menge konservativer Black Metal-Fans, die es eher auf die alte Art mögen. Das bedeutet: nur Blastbeats, eine fürchterliche Studio-Produktion, etc. - eben so wie in den frühen 90ern. Was denkst Du über solche Ansichten und wie definierst Du Black Metal?

Tchort: Ich denke, da draußen gibt es eine Million Black Metal-Bands, die alle möglichen Stilrichtungen des Black Metals spielen. Somit dürfte also für jeden Fan etwas dabei sein. Für mich wäre es nicht ehrlich, diese Art von Black Metal zu spielen - schließlich leben wir nicht mehr in den 90ern. Außerdem ist die ganze Atmosphäre und der Vibe, die die norwegische Black Metal-Szene damals umgab, verschwunden und wurde durch etwas Neues ersetzt. In diesem Sinne denke ich, dass unsere Musik eine Art Hybrid darstellt, weil sie viel von diesem alten Stil und der alten Atmosphäre enthält - gleichzeitig enthält sie aber auch Updates in Bezug auf Arrangements und Klang. Grundsätzlich ist unsere Musik für Live-Aufführungen geschrieben, aber natürlich versuchen wir, dass unsere Musik auch auf den Tonträgern ihre Wirkung entfaltet.

Es sieht so aus, als würde innerhalb der Black Metal Szene ein spezieller Lifestyle etabliert. Viele Fans und Bands unternehmen lange Wanderungen durch Wälder und Berge, stemmen Gewichte usw. Denkst Du, das physische und mentale Stärke ein Teil des Black Metal-Lifestyles ist und wie hältst Du Dich auf Tour fit?

Tchort: Die alte BM-Szene hatte eine Tendenz zu diesem "Übermensch"-Feeling, aber ich denke in der heutigen Gesellschaft ist es für Metaller wichtig, aufzustehen und von diesen Stereotypen des im Kopf ewig jung gebliebenen Typen mit Bierbauch und dünnen, kaputten Haaren wegzukommen. Oder ich sollte das dahingehend neu formulieren, dass die Metal-Szene in einem großartig ist und das ist, dass sie jeden willkommen heißt, der die Leidenschaft für die Musik teilt - ganz egal, wie diese Person aussieht. Und das finde ich großartig. Für mich ist es wichtig, fit zu bleiben, um in der Lage zu sein, live zu performen und vielleicht hat das auch was damit zu tun, wenn man Kids hat. Ich möchte nicht mit 50 an einem Herzinfarkt sterben. Wenn ich die Zeit dafür habe, laufe und schwimme ich gern und pumpe auch gern Gewichte. In meinem Job gehe ich zehn Stunden am Tag und so versuche ich, in meiner Freizeit ein alternatives Workout zu machen.

Warum haben Du und Bloodpervertor bei CARPATHIAN FOREST aufgehört und wie ist die Verhältnis zu den Ex-Bandmitgliedern?

Tchort: Das Verhältnis zwischen uns ist gut. Wir haben uns entschieden auszusteigen, weil wir unsere Musik veröffentlichen wollten und einfach müde wurden, auf ein neues CARPATHIAN FOREST-Album zu warten. Wir haben sieben Jahre darauf gewartet, dass wir mit CARPATHIAN FOREST ein neues Album aufnehmen und nachdem wir ausgestiegen sind, hat es uns weniger als ein Jahr gekostet, eine neue Band zu formieren, Mitglieder zu finden, einen Deal und ein Management zu bekommen, Musik zu schreiben, aufzunehmen und zu veröffentlichen und live zu spielen (u. a. auf einem Festival). Ich glaube, CARPARTHIAN FOREST funktioniert besser mit neuem Blut. Zuletzt sind wir nach "Fuck You All!!!!" keinen Schritt mehr weitergekommen.

Was sind eure größten musikalischen Einflüsse?

Tchort: Das Leben generell. Auf und Abs im Leben, Alkohol, Sex, Auto fahren ... wir sind vier verschiedene Persönlichkeiten in der Band und unsere musikalischen Leistungen sind ein Ergebnis von alledem. Ich denke, es wird offensichtlicher mit dem neuen Album, an dem wir bereits jetzt arbeiten.

Vielen Dank für das Interview. Ich hoffe, euch auch mal hier in Deutschland live zu sehen, wünsche euch noch viel Erfolg und freue mich schon auf euer nächstes Album!

Tchort: Danke, wir sehen uns auf Tour!

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