Interview mit Dani von Gwydion

Ein Interview von Krümel vom 17.01.2014 (8805 mal gelesen)
Nach dem überragenden 2010er Album "Horn Triskelion" hielten die Viking Metaller GWYDION Ende letzten Jahres ihr drittes - nicht minder großartiges - Full-Length "Veteran" für uns bereit. Die Portugiesen zogen also mit einem neuen epischen Hammerwerk in die Schlacht und beweisen damit eindrucksvoll, dass sie gestandene Kämpfer sind und sich nicht hinter oder vor nordmännischen Metal-Kriegern verstecken müssen. Todesmutig wagte ich es, Keyboarder Daniel César einige Fragen zu meinem persönlichen CD-Highlight 2013 zu stellen. Trotz der wilden Ausstrahlung der GWYDION-Krieger wurde meine Neugier bereitwillig und überaus freundlich befriedigt. So wild sind sie also doch nicht ...

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Obwohl GWYDION bereits seit 1995 existiert und in eurem Heimatland Portugal recht bekannt ist, kennt man euch hier in Deutschland kaum. Könntest Du uns daher bitte die Band kurz vorstellen. Wie habt ihr euch zusammengefunden? Arbeitet ihr seit den Gründungstagen so zusammen?

Dani: Grundsätzlich kann man unsere Historie in zwei Perioden splitten: Die Zeit vor der Veröffentlichung unseres ersten Albums "Ynys Mon" war eher wie ein großer Lern- und Findungsprozess, was sehr wertvoll für die Band war. Es half GWYDION kontinuierlich zu wachsen und gab uns einen guten Ausblick auf unsere künftigen Ziele. Nachdem wir bei Trollzorn unterschrieben hatten und das Album herauskam, wurden wir innerhalb Europas ein wenig bekannter und in 2008 absolvierten wir eine wirklich gute Tour. Man konnte einige große Augen bei Fans aus ganz Europa beobachten und es gab sehr nette Kritiken. Nachdem wir 2010 "Horn Triskelion", welches GWYDION weltweit auf einen höheren Level hob, veröffentlichten, wurden wir mit exzellenten Reviews überhäuft, was viele überraschte. Mit "Veteran" hoffen wir jetzt, ein noch größeres Publikum zu erreichen und den Namen GWYDION in die Reihe der Referenzbands dieses Genres zu bringen.

Was wollt ihr konkret tun, um in Zukunft euren Bekanntheitsgrad hier und im restlichen Europa oder sogar der Welt zu erhöhen?

Dani: In naher Zukunft wollen wir soviel wie möglich durch Europa touren, um GWYDION bekannter zu machen. Das Wichtigste für eine Band ist es live zu spielen, gerade weil dahinter viel Promotion steht.

Wie eben erwähnt, besitzt GWYDION in der portugiesischen Metalszene einen gewissen Stand. War es schwer, euch diesen Status Quo zu erarbeiten? Vor allem unter dem Aspekt, dass es heutzutage immer mehr Bands gibt?

Dani: Ja, es war wirklich harte Arbeit. Wir wurden aber erst mehr respektiert, als wir eine Tour außerhalb Portugals in Europa machten. Nachdem wir begannen außer Landes zu spielen, wurden wir auch in unserer Heimat mehr beachtet.

Bist Du oder sind die anderen noch in weiteren Bands involviert?

Dani: Nein. Es ist keine Regel, die gebrochen werden darf; es ist noch nicht mal eine Regel, aber GWYDION ist für jeden von uns das einzige Baby und fordert eine Menge an Zeit, Blut und Schweiß von uns, so dass für andere Projekte nichts mehr übrig bleibt.

Wie finanziert ihr die Band und euer Leben; welchen Jobs geht ihr nach?

Dani: Nun, wir strengen uns immer sehr an, damit sich die Band selbst durch den Verkauf von Merchandise, durch Auftritte und all diese Dinge finanziert. Doch manchmal, wenn's nötig ist, arbeitet jedes Mitglied an einem bestimmten Projekt, z. B. Albumaufnahmen oder den zusätzlichen Einsatz für ein wichtiges Festival. Die meisten von uns sind Computerfreaks und unsere Jobs sind entsprechend.

Ist es schwierig Geld mit regulären Berufen zu verdienen und das dann evtl. mit dem Wunsch auf Tour zu gehen zu kombinieren?

Dani: Ja, natürlich ist es das. Wir müssen täglich unsere 8-10 Stunden Arbeit mit 6-10 Stunden an Proben pro Woche plus Aufnahmen, plus Gigs, plus Anreise etc. unter einen Hut bringen. Außerdem noch all die "nicht musikalische" Arbeit wie Promotion, Interviews, Kontakte. Und es dann noch hinbekommen, ein Privatleben zu führen. Zusätzlich haben wir nur eine limitierte Anzahl an Urlaubstagen, um unterwegs auf Tour oder bei einzelnen Auftritten sein zu können. Es ist manchmal wirklich hart, so was aufrechtzuerhalten, zumindest in unserem Fall. Aber wie bei jeder Leidenschaft bemühen wir uns ganz besonders, um alles am Laufen zu halten. Wir sehen als Band alles was wir tun als Lohn für unsere Mühen.

Wäre es Dein/euer Bestreben vom Musikmachen leben zu können? Oder ist euch eher wichtig unabhängig zu sein und ein gutes Gefühl dabei zu haben?

Dani: Nun, wir denken, dass in diesen "Underground"-Bands keiner von der Musik leben kann. Wenn wir ein Angebot bekämen, was wir absolut nicht ausschlagen könnten, dann würden wir natürlich nicht zwei Mal überlegen. Aber bei all dem wissen wir auch um die dunkle (negative) Seite, wenn man eine Band am Start hat. Label-Angebote und der Markt sind zurzeit sehr instabil, als dass man von Bandeinnahmen leben könnte. Außerdem arbeitet jeder von uns in unterschiedlichen Bereichen und viele sind auf ihre eigenen Karrieren und persönlichen Interessen fokussiert. Wir möchten uns nicht an einen Vertrag oder ein Label gefesselt fühlen. Es ist traurig, richtig gute Bands mit schlechten Alben zu erleben, nur weil die Plattenfirma eine Scheibe innerhalb eines bestimmten Zeitraums verlangt. Für uns ist es wichtig, unabhängig zu bleiben und nichts zu forcieren. Das aktuelle Werk ist so entstanden. Wir haben nahezu zwei Jahre gebraucht, nur um es zu veröffentlichen; aber es ist so erfolgt, wie wir es wollten.

Dann lass uns jetzt ein wenig über "Veteran" sprechen, welches meiner Meinung nach ein wirklich brillantes Stück Musik ist. Wie seid ihr bei dessen Entwicklung vorgegangen? Arbeitet ihr alle gemeinsam an den Kompositionen?

Dani: Es war ein Prozess echten Teamworks. Alle hatten ihre eigenen Ideen und wir verbanden sie in diesem Album. Die meisten der Parts wurden auf dem Keyboard oder der Sologitarre komponiert, aber jeder trug etwas zur Improvisation bei und das Werk reflektiert unsere Teamarbeit. Dann gibt es noch die Lyrics. Sämtliche Texte stammen von Sänger Ruben. Als er uns erzählte, er wolle eine komplette Konzeptstory über einen Krieger schreiben, mussten wir kleine Veränderungen an den Songs vornehmen und sie dementsprechend platzieren, um der Geschichte durch das ganze Album hindurch mehr Dichte und mehr emotionale Bedeutung zu geben.

Inwieweit waren die Songs schon arrangiert bevor ihr ins Studio seid?

Dani: Bei unseren früheren Scheiben hatten wir vor den Aufnahmen nur die Hauptparts arrangiert. Während des Recordingprozesses merkten wir oft, dass wir einige Parts der Stücke ändern müssen. Heutzutage haben wir mehr Erfahrung und wir denken über alles nach, bevor wir das Studio entern. Wir haben Ideen von den Dingen, wenn wir z. B. weibliche Stimmen haben möchten oder einige seltsame Instrumente. Aber die Kreativität gehört demjenigen, der aufnimmt. Dennoch hatten wir bei den letzten beiden Scheiben großartige Hilfe von Fernand, dem Betreiber des Aufnahmestudios. Er hat eine Menge Ideen und während des Recordings fallen ihm immer mehr Dinge ein, um unsere Songs zu verbessern ...

Wie sind die Reaktionen zu "Veteran"? In welchen Ländern habt ihr bisher das beste Feedback für euer Werk erhalten?

Dani: Bisher läuft alles fantastisch. Wir haben das Gefühl, dass die Leute unser Albumkonzept und die natürliche Bandentwicklung verstehen. In der Hauptsache sehen sie es als unsere reifste Scheibe an. Ich glaube überall in Europa ist man zufrieden damit, ich kann mich nicht erinnern, dass es irgendwo "besser" ankam.

Gibt es denn auch Rezensionen, die euch auf den Zeiger gehen? Beispielsweise, wenn ihr euch ungerechtfertigt verrissen glaubt?

Dani: Nun, Reviews können sowohl für etwas gut sein oder aber auch nicht. Als Musiker wollen wir keine Sachen lesen, von denen wir denken, sie machen keinen Sinn. Aber wie auch immer, wir müssen die Meinung anderer Leute respektieren - und wenn möglich, in Zukunft manche Dinge besser machen bzw. korrigieren.

In einer CD-Besprechung habe ich etwas von "Stagnation" und "Schritt zurück" gelesen. Was hältst Du davon? Würdest Du diesen Aussagen zustimmen oder siehst Du schon Unterschiede zum Vorgänger-Album?

Dani: Wie ich schon vorher sagte, respektiere ich diese Meinung, doch ich bin damit natürlich nicht einverstanden. Ich denke nämlich, genau das Gegenteil ist der Fall. Ich finde, "Veteran" ist ein großer Schritt vorwärts. Dieses Album ist viel abwechslungsreicher als die vorherigen. Man hört einen leicht veränderten musikalischen Stil, weil die Kompositionen epischer und mehr "Metal" statt Folk sind im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen. Von Beginn der Band an hatten wir schon eine sehr einflussreiche epische Komponente in den Stücken. Daher beschlossen wir logischerweise, eine starke Mischung aus Heavy Metal Riffs und Epic/Folk Songs zu erschaffen.

Vorhin erwähntest Du bereits, dass es textlich um ein zentrales Thema geht: die Geschichte eines Kriegers. Könntest Du die Story mit ein paar Worten kurz umreißen?

Dani: Es ist ein Konzept, welches hauptsächlich über das Leben eines Kriegers - von seiner Geburt bis zu dem Zeitpunkt, an dem er zum Veteran wird - erzählt. Die Geschichte führt durch das Training, die Eroberungen, die Niederlagen, etc ... Alles basiert auf Portugals Landesgeschichte und weist auch Parallelen zur Bandgeschichte selbst auf!

Woher nehmt ihr eure Inspiration für die Lyrics und überhaupt für eure Art Metal Musik zu erschaffen?

Dani: Wir erhalten unsere Anregungen durch das, was uns die Musik "sagt". Zunächst komponieren wir unsere Songs hauptsächlich ohne Texte. Erst danach fügt Ruben seine Gefühle und seine textlichen Konzepte dazu und schreibt dann alles nieder.

Habt ihr konkrete Pläne für eine Europa-Tour, um die CD zu promoten? Ich finde, das Material mit seinen vielen Sing-Along-Passagen ist mehr als ideal für Live-Shows.

Dani: Nun, wir planen da etwas, aber es ist noch zu früh für konkretere Angaben. Aber wir arbeiten an einem coolen Weg, um unser neues Album zu promoten! Wie Du richtig sagst, ist "Veteran" ein großartiges Werk für Live-Performances. Der CD-Release-Gig war toll für uns; mit einer riesigen Akzeptanz seitens des Publikums und der Presse. Also ja, wir denken, es funktioniert live wirklich klasse. Doch wir müssen auch weiterhin alte Stücke spielen, so dass wir alle Geschmäcker unserer Fans abdecken können. Es gibt ein paar Songs wie 'Mead Of Poetry' und 'Odin's Cult', die die Leute zum Ausrasten bringen, daher müssen wir eine gute Mischung aus neuem und altem Material darbieten.

Bei uns ist es Tradition, dass die letzten Worte dem Musiker gehören - Du kannst also alles sagen, das Du auf dem Herzen hast ... Und danke nochmals!

Dani: Zunächst möchten wir euch für dieses Interview danken; für die Zeit und das Interesse an unserer Arbeit. Zweitens danken wir allen, die uns bei der Entstehung des Albums geholfen haben. Unser Dank geht auch an die Fans, die dabei halfen, den Grundstock zu legen, der uns erlaubte "Veteran" zu veröffentlichen. Es war ein hartes Stück Arbeit, es zu produzieren und herauszubringen. Aber wir waren in der ganzen Zeit in Gedanken immer bei unseren Fans, unseren Freunden, so dass wir uns selbst bis zum Limit unserer Vorstellungskraft und Kreativität gepusht haben, um das zu machen, was wir für ein großartiges Album halten; mit einem tollen Sound. Und wir hoffen, dass jeder ebenfalls Gefallen daran findet. Horns up!!

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