Interview mit ART AGAINST AGONY von Art Against Agony

Ein Interview von Metal Guru vom 21.10.2018 (10059 mal gelesen)
Vor ca. zwei Wochen wusste ich von ART AGAINST AGONY absolut überhaupt nix - weder, dass sich hinter der Abkürzung AAA ein 'Künstlerkollektiv' versteckt noch dass die Jungs und Mädels auch (aber nicht nur) Musik machen noch welcher Art diese Musik sein könnte. Jetzt - ca. zwei Wochen später - liegen all ihre CDs/EPs hier rum bzw. drehen sich im oldfashioned CD-Player, ein persönlicher Kontakt ist hergestellt und das erste Mailinterview ist auch im Kasten - na, das nenn' ich schnell!

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Was oder wer genau war/ist/wird ART AGAINST AGONY und wie kam es zum Band-, Kunst- oder Projektnamen?

ART AGAINST AGONY: ART AGAINST AGONY ist ein internationales Künstlerkollektiv, bestehend aus Filmemachern, Fotografen, Grafikdesignern und Musikern, welches seit 2012 versucht, auf unkonventionelle Art und Weise verschiedenste etablierte Vorstellungen von Kunstschaffen zu durchbrechen. Da alle Künstler im Kollektiv Musiker sind, hat sich die musikalische Plattform von ART AGAINST AGONY seitdem am weitesten entwickelt: Wir schauen mit dem Release unseres Albums "Shiva Appreciation Society" nun auf insgesamt drei Studioalben und zwei EPs zurück, welche wir in vier Jahren veröffentlicht haben. Unsere Videomenschen haben sich neben der tatkräftigen Unterstützung für unsere beiden Musikvideos für 'Coffee for the Queen' (2017) und 'Nandi' (2018) vor allem der 'Random Art Series' auf YouTube gewidmet. Unsere Fotografen haben auf unserer Webseite ihre eigene Plattform, hier nehmen wir von Zeit zu Zeit an Ausstellungen teil und versuchen auf diese Weise die Kerngedanken unseres Projektes zu vermitteln. Der Name ist dabei Programm: Hinter dem Namen ART AGAINST AGONY - Kunst gegen Leid - steckt in erster Linie eine Reflexion über das, was uns Menschen eigentlich ausmacht, und schließlich in zweiter Linie eine ethische Reflexion darüber, warum wir es eigentlich als solch hochentwickelte Spezies schaffen, mit Teleskopen Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien zu bestaunen, es aber gleichzeitig nicht fertig bekommen, uns selbst als Zivilisationen und Kulturen, als Mitmenschen und Artgenossen, ständig und überall zu überfallen, abzuschlachten und auf schrecklichste Art und Weise zu schikanieren. Da ich die Leser dieses Interviews nicht mit einem auschweifenden philosophischen Traktat langweilen möchte, sei der Gedankengang an dieser Stelle so weit wie möglich abgekürzt und die beiden Grundideen von ART AGAINST AGONY ohne seitenlange Erläuterungen kurz dargestellt: Erstens: Was uns letztlich als Menschen ausmacht, sind nicht unsere Körper, Namen oder Gesichter, sondern nur unsere Taten. Während wir als Körper bereits in wenigen Jahrzehnten schon wieder verstorben sind, so werden unsere Taten in folgenden Generationen bestehen bleiben. Daher tragen alle Mitglieder von ART AGAINST AGONY Masken und Kostüme und Pseudonyme, um in ihrem künstlerischen Schaffen eben darauf zu verweisen, dass der nur der Kunst selbst, nicht dem Künstler, der Ruhm gebührt. Zweitens: Laut buddhistischer Annahme ist alles Leben Leid. Wir entwickeln uns als Spezies ständig in technologischer Hinsicht weiter, jedoch verbleiben wir tief im Kern sehr rückständige Tiere, welche aufgrund ihrer Natur gar nicht in der Lage sein können, beispielsweise die hohen Ideale der Aufklärung (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) auch nur im Ansatz zu realisieren. Wer wirklich danach strebt, das Leid in unserer menschlichen Existenz zu mindern, muss danach streben, das Leben in seiner jetzigen Form zu mindern. Ein unaufhaltsames Streben nach mehr Wachstum, nach mehr Essen, nach mehr Sexualpartnern, nach mehr Lebensraum, etc. halten wir für ethisch verwerflich, und alle Taten, die sich gegen das Leben in seiner jetzigen Form richten, bezeichnen wir als Kunst. Kunst ist letztlich das einzige, was Tier und Mensch unterscheidet. Der Mensch kann sich als einziges Tier gezielt und gewollt gegen seine eigene Natur richten, daher besteht die Aufgabe der Menschen eben darin.

Wo kommt Ihr ursprünglich her?

ART AGAINST AGONY: Das Projekt wurde 2012 noch von zwei Schülern aus einer Kleinstadt rund um Stuttgart gegründet, mittlerweile sind wir aber auf dreizehn Maskenträger angewachsen, die sich auf Japan, Indien, Russland, mehrheitlich aber immer noch auf Deutschland begrenzen. Wir sind nahezu permanent im Tonstudio für Aufnahmen, und weil sich unser Tonstudio in Stuttgart befindet, befindet sich in Stuttgart auch sowas wie ein 'Produktionszentrum', allerdings nicht notwendigerweise auch unser 'Wirkungszentrum'.

Was macht Ihr außer Musik sonst noch so - sagt bloß, Ihr arbeitet noch 'richtig' in 'normalen' Jobs?

ART AGAINST AGONY: Keiner von uns ist ein 'studierter' Musiker. Wir sind beruflich tätig als Maschinenbauer, Elektrotechniker, Kulturwissenschaftler, Philologen, Gymnasiallehrer, Informatiker, Chemiker, Physiker, Laborassistenten, Unternehmensberater, Fotografen, Grafikdesigner, Ton- und Lichttechniker.

Könnt Ihr von Eurer Kunst/Musik 'leben' (was auch immer DAS bedeuten soll)?

ART AGAINST AGONY: Musik, die darauf ausgelegt ist, möglichst viel Geld zu generieren, widerspricht nicht zwangsläufig unserer Philosophie. Allerdings geht mit der Präsentation von massentauglicher Musik auch oft ein Kult um Gesichter, Körper und Namen einher: Beispielsweise der Hype um Helene Fischer und der sie umgebende finanzielle Erfolg dreht sich in ganz wesentlichen Aspekten nicht um ihre Musik, sondern um ihren Körper und ihren Namen als Werbemittel für eine ganze Reihe von Produkten, in welche sich - unter anderem - dann auch Tonträger einreihen. Wir können von unserer Kunst selbstverständlich nicht leben. Allein die letzte Albumproduktion mit Musikvideo und europaweiter Promotion für Album und Tour hat uns einen nicht zu niedrigen fünfstelligen Betrag gekostet, obwohl wir sämtliche Musik selbst produziert haben und nicht auch noch (wie andere Bands normalerweise) ein Tonstudio mit Soundengineer anmieten mussten. Auch auf Null kommen wir niemals raus. Wir sind also in der glücklichen Lage, dass unsere Berufe ART AGAINST AGONY am Leben halten, und in der unglücklichen Lage, dass diese Berufe (und mehr und mehr auch schon Familien der Mitglieder) uns sehr viel Zeit kosten, welche wir nicht in das Kunstprojekt investieren können, aber gerne würden. Wir möchten daher an dieser Stelle für eine besondere Möglichkeit für Fans von uns werben, die uns gerne nachhaltig unterstützen möchten: Auf der Online-Plattform Patreon http://www.patreon.com/artagainstagony kann man ART AGAINST AGONY mit einen monatlichen Betrag unterstützen und erhält als Gegenleistung sämtliche bisherige und zukünftige Musik frei Haus (5$), sämtlichen aktuellen Merch und zukünftigen Merch (10$), und sogar freien Eintritt zu allen Konzerten von ART AGAINST AGONY (15$). Selbstverständlich werden wir auf Patreon nicht das große Geld machen, schon gar nicht auf alle dreizehn Mitglieder verteilt. Aber wir können es uns mit der monatlichen Unterstützung leisten, bestimmten Personen im Projekt für bestimmte Zeit schlichtweg mehr 'Zeit' zu erkaufen. Muss ein neues Album abgemischt werden, so sollte unser Tontechniker nicht so viele Jobs nebenher annehmen müssen, sondern möglichst viel Zeit für ART AGAINST AGONY haben. Bräuchte die Band gerade mehr Zeit, um Songs zu komponieren, können sich die Musiker einen extra Tag bei der Arbeit frei nehmen pro Woche. Hat unser Videoteam gerade eine unglaubliche Location gefunden und eine Skript für ein neues Kunstvideo, so hilft die Unterstützung auf Patreon, das extrem teure Equipment anzumieten. Mit der Unterstützung unserer Fans auf Patreon bekommen wir Zeit, die wir sonst nicht hätten, und wir werden Kunst schaffen können, die sonst nie entstehen würde. Weiterhin haben wir hin und wieder spezielle Extras für unsere Unterstützer auf Patreon parat: Einen frühen Einblick in den Mix eines neuen Albums, eine Einladung zum Videodreh als Statist, sogar kleine Lesson Videos der Musiker, wo diese ihre Ideen erklären und als PDF zum Download stellen.

Eure Website erklärt, warum Ihr Künstlernamen benutzt und Masken tragt - gibt es noch andere (bisher nicht genannte) Gründe für Eure komplette Pseudonymisierung?

ART AGAINST AGONY: Dies ist eine sehr interessante Frage, und daher möchten wir ehrlich sein: Abgesehen von der großen philosophischen Fassade, die wir heute benutzen und die sich über die Jahre entwickelt hat, mag auch ein Jugenderlebnis unseres Gründungsmitglieds und Leadgitarristen 'the_sorcerer' ganz entscheidend zur späteren Vollmaskierung beigetragen haben: "Stell dir vor, du spielst dein ganzes Leben lang Akustikgitarre, und niemand interessiert das, außer eventuell deine Oma - beim Weihnachtsfest. Dann, mit vierzehn, kaufst du dir deine erste E-Gitarre, und mit einem Schlag schaut dich jeder an. Alle. Sogar die ganzen unglaublich hübschen und arroganten Mädchen, die sonst überhaupt gar nie ein Wort mit dir gewechselt haben, geschweige denn sich mit dir zusammen zeigen wollten. Auf einmal spielst du in dieser beschissenen Rockband auf einem beschissenen Amp, und alle wollen sie dich haben. Du hast deine dreißig Sekunden im Scheinwerferlicht und machst den Yngwie, und sobald das Licht ausgeht, hast du freie Auswahl. Du kannst sie alle haben, auch der Reihe nach. Die Sache hat aber einen Haken: Du kannst sie nur für eine Nacht haben. Maximal für ne Woche. Dann merken die Mädchen, dass der Typ, mit dem sie da rummachen, gar kein Rockstar ist, sondern immer noch der gleiche Typ ist, den sie vorher vierzehn Jahre lang ignoriert haben. Die Mädels haben sich in den Typen auf der Bühne verknallt, nicht in dich.".

Sicher kennt Ihr noch THE ART OF NOISE - haben die Euch von der Idee her irgendwie inspiriert?

ART AGAINST AGONY: Tut uns Leid, hier müssen wir passen. THE ART OF NOISE ist uns unbekannt (ungläubiges Schweigen von Seiten B4Ms).

Wie schneidet Eurer Meinung nach das neue Album "Shiva Appreciation Society" im Vergleich zu den Vorgängeralben "Three Short Stories" oder "The Difference Between A Duck And A Lobster" ab - was/wer/wie sind die Ähnlichkeiten/Gleichheiten/Parallelen, was/wer/wie die Unterschiede/Verbesserungen/Verschlechterungen?

ART AGAINST AGONY: Alle drei Alben sind Konzeptalben, welche zumeist auf die gleiche Art und Weise komponiert wurden. Wir nehmen ein Riff auf für Song A, dann eine Melodie für Song B, eine Drumspur für Song C. Dann liegt alles unberührt für eine Woche in Dropbox und alle hören sich das Material auf der Arbeit über Ohrstöpsel an. Beim nächsten Treffen im Studio wird das Riff aus Song A um zwanzig Sekunden um eine Melodie erweitert, und weil jetzt das Riff nicht mehr ganz passt, wird auch gleich das Riff angepasst und neu aufgenommen. Alles bleibt wieder liegen zum Anhören, beim nächsten Treffen wird wieder etwas hinzugefügt und altes Material angepasst. Manche Songs bleiben auch mal einen Monat liegen, andere gleich am nächsten Tag verändert. Ein einzelner Song von der ersten Idee bis zum fertigen Track auf dem Album braucht in der Regel vier bis zwölf Monate und entwickelt sich in dieser Zeit so extrem, dass sich die ersten Aufnahmen teilweise komplett anders anhören wie die Albumversion. Ein Song webt sich über Monate wie ein Teppich, und bekommt mit der Zeit rhythmisch und harmonisch ganz verschiedene Ebenen, die später den Song bei jedem Anhören den Song 'anders' klingen lassen. Nur ganz selten gibt es Songs, welche quasi über Nacht entstehen und fertig geschrieben werden. ('Liberty', 'the_duck', 'Queen's Lullaby'). Der große Unterschied zwischen den drei verschiedenen Alben und den beiden EPs besteht darin, dass einerseits die technische Komplexität und Länge der Songs enorm zugenommen hat, andererseits aber auch die Qualität der Produktion sich mit der Zeit wandelte: Heute produzieren wir im eigenen Tonstudio und haben einiges an Erfahrung (und immer noch Einiges zu lernen!), beim ersten Album aber gab es für den ersten Song, den wir je zum Mastering geschickt haben, noch folgenden Dialog: 'Jungs, das ist schon ziemlich geil, aber das alles hört sich sehr Mono an, ihr habt mir sicherlich die falsche Version geschickt, ich brauche von euch die Stereoversion zum Mastern.' 'Okay, danke! Aber was meinst du mit Mono/Stereo?' Das neue Album "Shiva Appreciation Society" zeichnet sich vor allem durch die erstmalige Mitwirkung unseres indischen Perkussionisten 'the_maximalist' aus, welcher in ganz zentraler Hinsicht rhythmisch und auch harmonisch am Songwriting beteiligt war. Der Song 'Nandi', für welchen wir auch ein Musikvideo gemacht haben, führt stilistisch auf Terrain, welches sich auf den beiden ersten Alben überhaupt nicht findet. Auch die Rolle des Klaviers wurde beim jetzigen Album deutlich hervorgehoben. Live spielen wir eher selten mit Pianisten (wieder ein Schicksal, dass man als Berufstätiger hinnehmen muss), aber für dieses Album hat sich unser Pianist 'the_surgeon' einmal komplett nackig gemacht: Auf dem Track 'Emissary' hört man am eindruckvollsten, wie weit die Entfernung zwischen ersten und drittem Album inzwischen geworden ist. Wir werden auch in Zukunft Songs 'weben' wie bisher, allerdings werden in der Band die Stimmen laut, auch mal wieder ein paar 'straight forward'-Produktionen zu machen: Etwas nach klassischem Songschema, nicht länger als vier Minuten etc. Nicht um jeden Preis alles verändern über Monate hinweg, auch mal ein Riff 'in Ruhe lassen' (so etwas wie 'Copec!' auf dem ersten Album). Mit Sicherheit wird es auf der nächsten Platte also auch das eine oder andere 'entspannte' Stück für den Hörer geben, welches man ohne Doktortitel genießen kann (lacht).

Thema Veränderung: Wurden 'The Glasses' und 'The Harlequin' gegangen und 'The Malkavian' und 'The Twin' geholt oder betrachtet Ihr Euch als loses Künstlerkollektiv, bei/in/mit dem jeder/jede darf, der/die gerade kann?

ART AGAINST AGONY: Bedingt durch unsere beruflichen Situationen wechseln hin und wieder die Mitglieder, jedoch ohne dass jemand rausgeworfen wird. 'the_glasses' ist nach Japan ausgewandert (wir sind seit Jahren dabei, heimlich eine Japan-Tour zu organisieren), 'the_malkavian' war ursprünglich selbst Fan und hat den heißen Stuhl direkt übernommen. 'the_harlequin' gab seinen Posten am Bass 2016 freiwillig an 'the_heretic' ab, nachdem die Songs immer komplizierter und komplizierter wurden ('the_harlequin' ist weiterhin begeistert bei uns am Merch und als Roadie), und seitdem 'the_heretic 2017' eine Professur für Physik in den Niederlanden wahrnimmt, haben wir uns mit 'the_twin' eine sehr talentierte Bassistin, Grafikdesignerin und studierte Tontechnikerin aus Russland in die Band geholt, welche nun in Stuttgart ein weiteres Studium absolviert. Jeder Künstler ist nach wie vor Teil des Projektes und involviert sich je nach eigener Zeit und nach Bedarf unser Produktionen.

All Eure bisherigen Veröffentlichungen zeichnen sich durch guten, besseren, exzellenten Sound aus - sind Euch MP3s & Co. genauso zuwider (wie auch dem Fragensteller) oder sind fein ausbalancierte Lautstärkeverhältnisse, Stereoplazierungen, Tiefenstaffelungen und die Verwendung von Effekten (auch) Teil Eures künstlerischen Anspruchs?

ART AGAINST AGONY: Danke für das Kompliment! Wie bereits ersichtlich, wuchs die Qualität unserer Aufnahmen mit der Zeit und der Erfahrung. Wir haben folgenden Anspruch: Jeder kann unsere Musik scheiße finden, weil er damit nichts anfangen kann. Dafür haben wir auch vollstes Verständnis. Hätten wir unsere eigene Mucke vor zehn Jahren gehört – gut möglich, dass wir heute gar keine Musik machen würden! Aber wir möchten niemals und von niemandem zu hören bekommen, dass er Song XY von uns scheiße findet, weil der Song schlecht gemischt ist oder einfach technisch schlecht produziert. Wir achten sehr penibel auf die oben genannten technischen Merkmale, in der Regel bildet sich etwa eine Tiefenstaffelung aber auch erst durch das langwierige 'Weben' eines Songs aus, und nicht etwa, weil wir direkt am Anfang eine klare Vorstellung haben davon, wie ein Song später klingt. Wir sind uns durchaus bewusst, dass unser Songwriting bei einigen Hörern den Eindruck erwecken kann, dass die Musik etwas 'steril', also 'zu perfekt' klingt, weil alles genau auf alles abgestimmt wird in der Produktion. Dieser Effekt ist jedoch gewollt und durch unser 'Weben' von Musik forciert. Allerdings achten wir an vielen Stellen in der Produktion auch gezielt darauf, dass man trotz lebensfeindlicher Philosophie auch noch den Menschen am Instrument hören kann: Kratzgeräusche, wenn die Finger über die Bünde der Gitarre rutschen und eine sehr gewählte Dynamik in Klavier und Drums etwa.

In welchen Ländern der Welt konnten die Leute schon in den livehaftigen Genuss Eurer Musik kommen und wie waren die bisherigen Reaktionen (auch im Vergleich zu Deutschland)?

ART AGAINST AGONY: Eine grundlegende Reaktion ist, dass Fans unsere Live-Songs nicht sofort mit Albummaterial in Verbindung bringen können. Das liegt daran, dass wir nicht nur im Studio an Songs weben, sondern auch Live. Das Stück 'Track5' vom ersten Album spielen wir seit Jahren in jeder Show, und es hat sich bereits in den ersten Jahren so gewandelt, dass wir uns entschlossen haben, es 2017 zusammen mit anderen Stücken neu zu recorden und auf der EP "The Forgotten Story" neu zu veröffentlichen als 'SpurFünf'. Unsere erste Tour überhaupt führte uns 2016 durch Russland mit zwanzig Konzerten an zweiundzwanzig Tagen, bis nach Sibirien. 2017 haben wir nachgelegt mit einer weiteren Tour durch Russland und einer Tour durch Brasilien. Erst jetzt, mit dem Release des dritten Albums, zeigen hiesige Clubs ein größeres Interesse und es war uns möglich eine Europatour für Ende 2018 auf die Beine zu stellen, die uns neben Terminen in Süddeutschland auch nach Österreich, in die Schweiz und nach Frankreich führt. Die Tatsache, dass wir sprichwörtlich erst um die halbe Welt reisen mussten, bis Clubs in Deutschland uns buchen wollen, möchten wir an dieser Stelle einfach für sich stehen lassen.

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Wie beurteilt Ihr den Wert/die Förderung/das Ansehen von Kunst im Allgemeinen, Musik im Besonderen in Deutschland zu anderen Ländern?

ART AGAINST AGONY: Kunst wird in Deutschland entweder institutionell oder privat gefördert. Entweder der Staat erkennt einen als 'Kulturgut' an und man kommt in den Genuss, in irgendeinem Fördertopf zu landen, oder ein Mäzen entschließt sich, den Künstler an seinem Vermögen teilhaben zu lassen. Bei beiden Alternativen bedeutet dies jedoch eine große Abhängigkeit des Künstlers vom Geldgeber. Dies ist unter anderem auch der Grund, warum wir die Musik über unser eigenes Label produzieren und nie wirklich versucht haben, bei größeren Labels an die Tür zu klopfen. Wir schätzen die Freiheit, die wir als Künstler haben, mehr als alles andere, und wenn der Preis dafür ist, dass wir qualitativ hochwertige Musik nach unserem Geschmack machen wollen, dass wir nie von dieser Kunst leben werden können, dann ist das halt so. Viel lieber versuchen wir wie oben erwähnt dann einen Weg wie über Patreon, wo nicht ein großer einzelner Geldgeber, ein Label oder der Staat letztlich Macht über uns hat, sondern viele Fans über einen kleinen monatlichen Beitrag uns wirklich effektiv helfen können, weiter Kunst zu schaffen.

Was sind Eure künstlerischen/musikalischen Pläne a) kurz-, b) mittel- und c) langfristig?

ART AGAINST AGONY: Kurzfristig sind wir auf Tour durch Europa. Jetzt gerade. Mittelfristig sitzen wir wieder jede Woche im Studio am Webstuhl. Langfristig verbinden wir beides, Tourleben und Webstuhl. Es gibt viele Menschen aus fremden Ländern, die uns über Social Media anschreiben und bitten, ein Konzert in ihrem Land zu spielen, und nur zu gerne möchten wir diesen Bitten nachkommen. Ebenso gibt es noch unzählige Songs, die geschrieben werden müssen, bis wir zu Asche werden. Langfristig soll alles so bleiben wie jetzt, nur eben ein bisschen größer, aufwendiger, besser.

Braucht Ihr noch einen sechsten (multiinstrumentalen) Maskenträger?

ART AGAINST AGONY: Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Maskenträgern, und rein prinzipiell kann sich uns jeder anschließen, der unsere philosophische Positionen im Grunde teilt und der Meinung ist, etwas Produktives und Inspirierendes zu unserer bisherigen Arbeit beitragen zu können. Unser indische Perkussionist 'the_maximalist' hat sich ganz vor einiger Zeit einfach über unsere Kontaktadresse contact@artagainstagony.de bei uns gemeldet, und siehe da: Heute spielt er eine Hauptrolle auf dem neuen Album.

Habt Iht Euch wegen der benutzten Drum-Samples wieder mit MESHUGGAH vertragen?

ART AGAINST AGONY: Dieses Video war eines unser ersten Projekte der 'Random Art Series' auf YouTube, und wir lachen heute noch herzlich darüber. Leider wissen wir nicht, ob MESHUGGAH das Video jemals gesehen haben. Wir würden einiges dafür geben, um dies zu erreichen (lacht). Erschreckend ist bis heute allerdings die Tatsache, wie viele Menschen nicht verstehen, dass alles nur ein Scherz ist. Sogar ein Anwalt hat uns angeschrieben und gefragt, ob wir Hilfe brauchen.

Können wir uns auf zukünftige Sangeseinlagen wie auf 'Slash The Sky To Spread The Sun' freuen?

ART AGAINST AGONY: Gesang ist ein sehr schwieriges Thema bei uns, weil der Gesang so extrem nah an unserer Körperlichkeit steht, and unserer Gesichtern, an unserer 'eigenen Stimme', und Stücke mit Gesang in aller Regel auf Gesang fokussiert sind und weniger Raum für Instrumente lassen. Wir möchten prinzipiell für die Zukunft nichts ausschließen, allerdings möchten wir betonen, dass wir momentan an keinen Gesangsaufnahmen arbeiten und auch dass das erwähnte Stück nur eine absolute Bonusbeigabe zu unserem zweiten Album ist, welches auch nur auf der exklusiv auf einhundert Stück limitierten schwarzen Bonusedition von "The Difference between a Duck and a Lobster" enthalten ist, welches wir nur bei Liveshows oder auf Anfrage im Onlineshop verkaufen. Ein wirkliches Unikum also.

Vielen Dank an Euch für Eure Aufmerksamkeit/Energie/Geduld/Nerven/Zeit, die zum Teil tausendmal gestellten Fragen zu beantworten. Alles Gute, Liebe, Tolle für die Zukunft und größtmöglichen musikalischen/künstlerischen/finanziellen Erfolg wünscht Euch: Metal Guru/Bleeding4Metal

ART AGAINST AGONY: Wir möchten an dieser Stelle auf folgende Links hinweisen: http://www.artagainstagony.bandcamp.com (Downloads), http://www.artagainstagony.bigcartel.com (CDs, T-Shirts) und http://www.dropbox.com/sh/wuucmdd13viax5n/AAAAqcRlxUhPdcbRrlO9Zuu9a?dl=0 (Bandbio, Bilder, Logos).

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