Interview mit Erinc von Mantar

Ein Interview von Eddieson vom 06.08.2018 (18139 mal gelesen)
Das neue Album "The Modern Art Of Setting Ablaze" steht bereit, die Metalwelt zu beglücken. Schlagzeuger Erinc nahm sich kurz Zeit, um mit mir über das Album zu sprechen.

Hi Erinc! Vielen Dank für deine Zeit. Wie geht es dir?

Erinc: Sehr gut, danke der Nachfrage. Wir haben gerade etwas off zwischen den Festivals und werden ein paar Tage im Proberaum neue Stücke pauken. Da checken wir auch mal wieder, wie besoffen wir noch fehlerfrei zocken können ... auch da muss regelmässig ein Update gemacht werden.

Euer neues Album "The Modern Art Of Setting Ablaze" steht in den Startlöchern. Was können die Fans von dem neuen Longplayer erwarten?

Erinc: Der gemeine Mantarfan soll nicht enttäuscht werden. Das war unser Hauptanliegen. Aber abgesehen davon haben wir uns diesmal on Top den Arsch so dermassen aufgerissen um stolz zu verkünden, dass wir ein No-Filler-All-Killer-Album am Start haben. Es ist sogar eine Shufflenummer drauf und Hanno hat wieder viel Blut gespuckt. Aber im ernst, ich glaube das ist die härteste MANTAR-Platte, die wir je gemacht haben. Neben Metal gibt es auch einige Hardcore-Momente ... ein Traum.

Für mich klingt "The Modern Art..." wesentlich metallischer als die beiden Alben zuvor. Ihr beide zusammen habt einen breiten musikalischen Geschmack, von SISTERS OF MERCY bis Black Metal. Wovon habt ihr euch beim Schreibprozess am meisten beeinflussen lassen?

Erinc: Ganz ehrlich, darüber denken wir gar nicht mehr so krass nach. Der Metal-Einfluss ist mittlerweile so selbstverständlich, dass wir ganz normal "Metal" denken. Ausserdem würde ich behaupten, dass Hanno sich bei den Riffs eher in seiner Traumwelt inspirieren lässt. Kaum hat der werte Kollege nämlich morgens seine Augen geöffnet, wird direkt eine Riff-Idee aufgenommen. Das dann über viele, viele Monate hat jedenfalls die Basis gebildet ... also echt traumhaft.

Diesmal beschränkt ihr euch auf Drei- bis Vier-Minuten-Songs, d.h. ihr kommt auf den Punkt und es gibt keine ausladenen Fünf- bis Sechs-Minuten-Songs. Warum habt ihr euch diesbezüglich auf die kurze Spielzeit der Songs beschränkt?

Erinc: Das war ein harter Weg. Wir haben mit den eben erwähnten Traumriffs und weiteren Pre-Arrangements etwa fünf Wochen herumgeprobt und versucht, Songs zu formen. Das Problem war, dass zwar Songs entstanden sind, aber leider alle jenseits der Sechs-Minuten-Marke waren. Hier scheiden sich die dann die Geister, wie lang ein Song sein sollte. Eine befreundete Band namens INTER ARMA hatte vor Jahren schon einen 45-minütigen Song am Start ... wie ein Metalmusical ... ganz wunderbar. Aber nicht mit uns. Trotz aller Heaviness huldigen Hanno und ich dem Popsong-Format. Wir stehen auf Songs mit Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, C-Part und Schluss. Das ist irgendwie fest in unseren Köpfen verankert und wir können uns schwer davon lösen. Also haben wir uns alle Klopper nochmal vorgenommen und gekürzt, ausgetauscht, beschnitten und weggeschmissen bis wir selbst zufrieden waren. Das klingt jetzt so easypeasy aber war mit die härteste und arbeitsintensivste Zeit, die wir während unserer bisherigen Mantarzeit je hatten, da in ein paar Tagen unsere teuer gebuchten Studiotage beginnen sollten aber grad noch alle Songs wie Puzzles vor uns lagen. imgleft

Ihr habt auf eurer Facebook-Seite sehr ausführlich begründet warum ihr euch für das Bild, welches euer neues Cover ziert, entschieden habt, obwohl es ein kontroverses Bild ist. Habt ihr viele böse Kommentare bekommen, nachdem das Cover veröffentlicht wurde oder wie kam es zu diesem Statement?

Erinc: Die Idee mit dem Statement gab es vorher schon ... und auch im Album wird es eine Erklärung hierzu geben. Obwohl es kaum oder sogar gar keine wirklich negativen Kommentare gab (es wurde uns eher Unwissenheit, als Verbreitung von Nazikunst unterstellt), wollten wir schon im Vorfeld klarstellen worum es uns hier persönlich geht. Die Resonanz hierauf war beachtlich ... die Leute haben uns verstanden.

Ihr habt euch den Ruf einer extremst intensiven Liveband erspielt, was zweifelsohne eine Menge Arbeit gewesen sein muss, aber nun seid ihr da, wo ihr steht und veröffentlicht auf einem renomierten Metal-Label. Wenn du mal zurückblickst, würdest du alles noch mal so machen oder vielleicht doch die ein oder andere Entscheidung anders treffen?

Erinc: Ich muss kurz korrigieren ... es ist tatsächlich immer noch eine Menge Arbeit. Vielleicht kommen mittlerweile ein paar Leute mehr zu unseren Konzerten, aber an Intensität und Showfrequenz haben wir in den letzten Jahren sogar noch einen Gang höher geschalten. Ausserdem sind wir immernoch sehr DIY-behaftet ... du würdest nicht glauben, was wir zwei noch alles selber machen. Aber das ist auch gut. Schliesslich ist es unsere Band, und dass wir die Zügel in der Hand halten ist selbstverständlich. Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Ich würde tatsächlich alles nochmal so machen. Vielleicht etwas mehr Schlagzeug üben, aber den ganzen Rest würde ich so wiederholen. Auch die Entscheidung, zu Nuclear Blast zu wechseln, war ein wesentlicher Schritt nach vorne. Sie lassen uns machen und geben uns alle Freiheiten und gleichzeitig kann jeder Fan auf der Welt die neue Mantarplatte in einem Laden um die Ecke kaufen oder muss zumindest keine horrenden Portokosten abdrücken.

Hanno ist inzwischen nach Florida gezogen, was ja nun nicht gerade um die Ecke liegt. Zwischen euch liegt eine 20-Jährige-Freundschaft, da ist die Entscheidung Hanno bestimmt leicht gefallen und inwiefern hat der Umzug Einfluss auf die Band?

Erinc: Im Grunde ist alles beim Alten. Da wir dieses regelmässige Proben eh nicht mehr machen und uns konzertbedingt sowieso fast öfter sehen als unsere Frauen ist alles gut wie es ist. Also nicht falsch verstehen ... wäre natürlich schöner, wenn wir unsere Frauen öfter sehen könnten als die eigenen Hackfressen, aber zumindest seh ich keinen negativen Einfluss auf die Band. Und der Freundschaft tut sowas auch mal ganz gut. Jeder hat sein Leben abseits der Musik, aber wenn etwas diesbezüglich anliegt, sind wir beide am Start.

Was wird es auf einer MANTAR-Show nie geben?

Erinc: Eine Zugabe. Heisst jetzt aber nicht, dass es nie eine gegeben hätte. Eine unserer ersten Shows irgendwo in einem spanischen Kaff vor sechs Leuten hätte ohne Zugabe vermutlich zu einer Prügelei geführt. Aber das war auch die einzige Ausnahme. Grundsätzlich machen wir uns viele Gedanken, wie ein Konzert anfängt und aufhört, Intro, Outro ... dies das. Da machst du doch alles kaputt, wenn du nach gelungenem Abschluss nochmal auf die Bühne kommst, nur um zwei weitere Songs zu spielen. Nene ... da sind wir ganz MELVINS ... und wenn wir von der Bühne gehen, können wir uns eh nicht mehr bewegen.

Wenn ich dir mal eine persönliche Frage stellen darf ... du hast dich äußerlich stark verändert. Was ist da passiert?

Erinc: Das ganze Getoure, der Stress ... geht halt nicht spurlos an einem vorbei ... was willste machen? [lacht]. Ich wollte halt irgendwann kein Goth mehr sein und wissen, wo sich meine Original-Haarfarbe befindet. Fand ich anfangs cool ... mittlerweile ist mir das auch schon wieder zu langweilig. Aber es ist schön, dass man wieder öfter gesiezt wird. Ausserdem ist das Publikum meinem Getrommel gegenüber wohlwollender, da ich ja in dem hohen Alter noch so reinlange.

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