Rock Hard Festival 2005

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Take off: 13.05.2005 - Review (5291 mal gelesen)
Wenn es auch bei Festivals die 3.-Ausgabe-Make-it-or-break-it-Regel gibt, hat das Rock Hard Festival diese Feuerprobe mit Bravour bestanden und sich endgültig unter den Festivals etabliert.

Freitag:
Nachdem ich die ganze Woche schon voller Anspannung auf den Freitag gewartet hatte, kam ich dann nach den Bändchenausgabe endlich auf das Gelände. Im eigentlichen Theater wurde noch gearbeitet, deshalb fanden die ersten vier Shows auf einer kleinen Nebenbühne statt, die im Verlaufe des Festivals dann nur noch als Sonnenschirm genutzt wurde. Leider musste das Festival mit einem Schock begonnen werden: Götz verkündete noch vor der ersten Band, dass der Bierpreis trotz zähen Verhandlungen um 0,30 EUR angehoben werden musste. Schade, aber ich habe niemanden getroffen, den das wirklich vom Feiern abgehalten hat.

Direkt nach uns Götz kamen REGICIDE auf die Bretter, die die Welt bedeuten, und legten einen geilen Start hin. Trotzdem gab es von den anwesenden Moshern zunächst wenig Beifall. Schade eigentlich, denn obwohl die Violinistin sich zaghaft im Hintergrund versteckte wusste die Mucke zu überzeugen. Das war schon mal ein guter Anfang!

Bei SUNRIDE sah das ganze dann schon anders aus. Mit ihrem Rotz Rock sorgten sie für den ersten zaghaften Pit vor der Bühne, fegten agil über die Bretter, wirkten für mich allerdings etwas deplatziert. Aber das wird sicher an meiner Abneigung gegen Rotz Rock liegen, der einem Großteil vom Rest der Anwesenden hat die solide Show nämlich gefallen.

Kommen wir zum heimlichen Headliner des Abends. (Zumindest für Jungspunde wie mich.): ABANDONED! Deren Frontgrunzer gab auch direkt mal das Motto des Abends aus: "From Oldschool to GIRLSCHOOL". Tja, da habe ich nicht mehr viel zu ergänzen, außer dass ich mir gerne die zahlreichen Stagediver angesehen habe, die vom erstklassigen Thrash angefeuert von der Bühne sprangen. Leider wurde der Sound, vor allem gesangstechnisch, ab der zweiten Hälfte des Sets schlechter. Dafür gab es als kleines Dankeschön für die Fans einen Kanister voll hessischem Kulturgut, der leider nicht bis zum Autor dieser Zeilen durchdrang. (An dieser Stelle einen kurzen Gruß an Anke vom Tankard Fanclub, die durch heldenhaften Einsatz versuchte mir hessische Getränkekultur zu vermitteln.)

Für den tatsächlichen Headliner GIRLSCHOOL übergebe ich kurz an unseren jüngsten Schreiber Lestat, der sich natürlich erst nach dem Festival zaghaft meldete, um mir zu sagen, dass er ebenfalls in Gelsenkirchen war:
Eigentlich hatte ich keine allzu großen Erwartungen an Girlschool. Genaugenommen war ich durch die Informationen aus dem Programmheftchen eher negativ voreingenommen. Jedoch überzeugten Girlschool mich vom Gegenteil. Sicher, Doublebassgewitter und Gegrowle durfte man nicht erwarten - aber schöne, solide Rockmucke für den ersten Abend. Auch haben der Sound und die Tatsache, dass man den Mädels das Alter nicht angemerkt hat, zum Spaß beigetragen. So haben das anscheinend auch die Zuschauer gesehen, weswegen schon ganz gut was los und die Stimmung gut war - Moshpit und Crowdsurfer sprechen da für sich. Alles in allem wurde man wunderbar für die nächsten Tage Party aufgewärmt und konnte sich von den Aggressionen, die sich bei der Anfahrt eventuell aufgebaut haben, befreien.

Als Ergänzung möchte ich noch loswerden, dass Kim an diesem Freitag Geburtstag hatte und natürlich auch das passende Ständchen vom Publikum gegröhlt bekam. Nun ging es erstmal ins Bett!

Samstag:
Vor das Musikhören hat Gott anscheinend erst die Parkplatzsuche gesetzt. Wie dutzende Leidensgenossen kurvte auch ich suchend um das Gelände herum, bis ich schließlich am Schloß Horst fündig wurde. Toll, Fußmarsch auf nüchternen Magen. Merkwürdigerweise kam ich trotzdem pünktlich im Theater an. Dort fielen mir direkt die happigen ACCEPT Merchandise Preise auf: normales Leibchen für EUR 20, Longsleeves ab EUR 25. Warum nicht direkt DREAM THEATER für nächstes Jahr verpflichten? Glücklicherweise waren die restlichen Preise in Ordnung.

Die skandinavischen Power-Progger COMMUNIC hatten die Ehre diesen Tag zu eröffnen. Für eine junge Band mit bislang einem Album auf dem Markt zogen sie bereits eine größere Menge Leute zur Bühne und bretterten Songs wie 'They Feed On Our Fear', 'History Reversed' und 'Conspiracy in Mind' gnadenlos in die Menge. Grandiose Leistung, die die Zuschauer gerne verlängert gesehen hätten. Aber Zugaben sind beim ersten Act leider nicht drin.

HEAVEN SHALL BURN hatten trotz Aushilfssänger Andre (von MAROON) keine Probleme die Stimmung zu halten. Die laut Ankündigung "beste Metal Core Band Deutschlands" fegte mit mächtig Action über die Bühne und wurde ebenfalls vom Publikum abgefeiert. Schön, aber trotzdem ist mir im Metal Core zuviel Hype drin.

Mit ENSIFERUM kam der erste Schock. Warum der Sänger/Gitarrist einer Viking-Kapelle mit Kuhfell-Hut auf die Bühne geht ist mir schleierhaft. Wenn ich ganz ehrlich bin möchte ich die Antwort auch gar nicht wissen. Glücklicherweise verschwand das Teil nach dem ersten Song. Auf die Ohren gab es epischen Metal, der mich so überzeugte, dass ich noch in der Umbaupause den Metalmarkt aufsuchte und mir die beiden Veröffentlichungen zulegte.

Den folgenden Auftritt von THE HAUNTED habe ich dann beim Essen und in der ENSIFERUM Signing Session verbracht. Hier gab es dann auch die erste positive Veränderung zum letzen Jahr: die Schlange wurde jetzt so geleitet, dass sie den Zugang zum Theater nicht mehr versperrte. Geht also doch!

Zum Anfang des SAMAEL Sets war ich dann wieder vor der Bühne. Coole Mucke zocken die Jungs ja wirklich, aber das sie mit Angelo Sasso live auftreten müssen hat mir nicht wirklich gefallen. Deshalb bin ich dann auch erstmal rüber zur AMON AMARTH Signing Session.

Man kann sagen was man will, aber für mich sind SONATA ARCTICA immer noch eine STRATOVARIUS Kopie. Keine schlechte Sache eigentlich, aber auch nichts was ich wirklich bräuchte. Trotzdem machten sie nach ihrem Start mit kleinen Soundproblemen ordentlich Stimmung und ernteten verdienten Applaus und Zugaberufe.

AMON AMARTH sind live eine Macht. Kein Wunder, denn mit einer solchen Liste an guten Songs in der Hinterhand kann eine Schlacht nur gewonnen werden: 'An Ancient Sign of Coming Storm', 'For The Stabwounds In Our Backs', 'Pursuit of Vikings', 'Fate of Norns', 'Bloodshed', 'Bleed For The Ancient Gods', 'Where Silent Gods Stand Guard', 'Masters of War', 'Victorious March', 'Death In Fire'. Im Vergleich zum recht matschigen Sound bei der letzten Clubtour diesmal auch soundtechnisch eine Wucht. Traumhaft schön!

Als Co-Headliner des Samstags ware CHILDREN of BODOM angekündigt. Bei dem Nachtclubgedudel als Intro und dem passenden Nachtclubrot der Lightshow hätte allerdings auch eine Glam Kapelle auf die Bühne steigen können. Tat sie glücklicherweise aber nicht und wir durften den Kindern vom See beim Spielen und Spucken zugucken. Zum ersten Mal war 'Knuckelduster' in der Setlist. 'Kissing The Shadows' beendete den regulären Set. Als besonderes Schmankerl gabs als erste Zugabe einen neuen Song, dessen Namen ich mir natürlich nicht merken konnte. Insgesamt eine nette Show, wenn auch mit zuvielen Spuckeinlagen.

Um die Wartezeit bis JOHN OLIVA zu überbrücken folgte eine kurze Fragerunde zwischen Götz K. und Hansi K. (BLIND GUARDIAN). Danach wurden drei Songs des neuen DEMONS & WIZARDS Albums durch die PA gejagt.

Was danach kam kann ich nur noch als Demontage einer Legende bezeichnen. JOHN OLIVA kam auf die Bühne und spielte tatsächlich auch einige Songs. Leider gab es zwischen Göttergaben wie 'Ghost of A Ruin', 'The Dark' und 'The Dungeons Are Calling' mächtig merkwürdiges Comedy Geblubber, dass einfach nur fehl am Platz war. Nach 'Hall of The Mountain King', habe ich daher die Flucht ergriffen.

Sonntag:
Mein Held des Tages: Michael Rensen mit diesem Spruch: "Wem es zu laut ist, Stöpsel gibts am RH Stand." Keine schlechte Idee, aber was ist mit denen, die schon das erste Paar in den Ohren haben und denen es trotzdem noch zu laut ist?

HELLFUELED und WOLF habe ich leider verpasst, da in OB natürlich am Sonntag Morgen wegen eines Sportereignisses Straßen gesperrt wurden. Naja, dafür habe ich wenigstens direkt auf Anhieb einen Parkplatz gefunden.

Bei THRESHOLD wurde mir dann klar, dass es noch Gerechtigkeit gibt. Während ihr Auftritt beim ersten RH OA noch wegen eines Sturmes abgebrochen werden musste, klarte während dieses Auftritts tatsächlich der Himmel auf und die Sonne zeigte sich. Klar, dass die Musiker sich diese Steilvorlage zunutze machten und von der Bühne herabproggten was das Zeug hielt. Definitiv eine Combo, die ich im Auge behalten werde.

Bei UNLEASHED wurde es dann wieder dunkler, bedrohlicher und wahnsinnig tight. Ein riesiger Andrang herrschte, als die Jungs ihren Vernichtungsfeldzug begannen. Prinzipiell würde an dieser Stelle die Setlist reichen, um einen Eindruck der Show zu liefern: 'Death Metal Victory', 'Berserk', 'Hell Is Unleashed' 'Long Live The Beast', 'Into Glory Ride', 'Victims of War', 'Before Declaration of Time', 'Never Ending Hate'. Noch Fragen? Gnnnnaaarrrffff!

Danach wurde es witziger, denn die schönen Jungfrauen enterten die Bühne. Nett anzusehen waren die PRETTY MAIDS zwar, aber trotzdem hat mir ihr 'Sit On My Face' von Monty Python am Ende des Sets am besten gefallen.

Nachdem es ja bereits am Samstag eine Fragerunde gegeben hatte, durfte man sie am Sonntag nicht fehlen lassen. Heute hatte sich Thomen S. (SAVAGE CIRCLE, ex-BLIND GUARDIAN) bereit erklärt einige Fragen zu beantworten. Interessanter waren allerdings die danach vorgestellten SAVAGE CIRCLE Songs.

Griegs 'Halle des Bergkönigs' ist ja bekanntlich ein bei Metallern beliebtes Stück. So verwurstete auch Roland, seines Zeichens Gitarrist von MASTERPLAN selbiges Stück in seinem Solo. Nett, aber mir waren Songs von Schlage 'Once', 'Enlighten Me' oder 'Back From Alive' lieber. Definitiv "Thumbs up!"

Eine Band wie ein schweizer Uhrwerk. OVERKILL bringt wirklich nichts aus dem Takt. Nicht einmal das von deutschen Fanclub überreichte Geschenkt zum 20jährigen Bestehen konnte die Jungs um Blitz und D.D. aufhalten ein Best-Of-Programm in die sabbernde Menge abzufeuern. Und so gab es dann auch Highlights aus fast allen Bandphasen: 'Rotten To The Core', 'Wrecking Crew', 'Elimination', 'Hello From The Gutter', 'Thanks For Nothing', 'Necroshine', 'Old School' und Fuck You' (mit tollen Mitgröhlpart). Einziger Minuspunkt: ein aufdringlicher Fan wurde von der Security einfach auf die Fotografen im Graben geworfen.

Wie trägt man eine Band würdevoll zu Grabe? Nicht verzagen, SENTENCED fragen! Trotz nerviger Rückkopplungen und dem Wissen, dass diese Show "the first show of the last shows" war, hatten Publikum und Band sichtlich Spaß an der Beerdingung. Bei 'The Rain Comes Falling Down' gab es die ersten Wunderkerzen, bei 'Despair-Ridden Hearts' heftiges Bangen und eine Mischung aus beiden bei Klassikern wie 'Crush My Heart And Hope To Die', 'No One There' und 'Sun Won't Shine'.

ACCEPT kamen, rockten und siegten. Bis in die hintersten Ränge des Ampitheaters wurde gemosht, gerockt und gefeiert. Kein Wunder, denn den alten Herren konnte man ihre Spielfreude ansehen und anhören. An der Songauswahl gab es nichts zu meckern: 'Breaker', Neon Nights', 'Restless and Wild', 'Son of a Bitch', 'Balls to the Wall', 'I'm a rebel', 'Princess of the Dawn' wurden solide in die feiernde Masse geböllert. Bei 'Fast as a Shark' durfte sich das Publikum am Intro vergreifen und zumindest ich war froh als Udo mit einem Schrei dann endlich in den Song einstieg. Einziges Manko des Auftritts: es gab mal wieder Griegs 'Halle des Bergkönigs' in einem kurzen Intrumentalintermezzo. Ansonsten ein geiler Headliner, bei dem es mich nicht wundern würde wenn uns bald eine CD/DVD Auswertung in den Läden überrascht!

Kommen wir nun zum Fazit des Festivals, der Einfachheit halber in Schulnoten:

Location: 1
Bühne: 1
Bandauswahl: 2
Getränkequalität/-preise: 2/2
Essensqualität/-preise: 2/2
Security: 3 (Es waren leider doch einige Glasscherben auf dem Gelände zu
finden.)
Parksituation: 3-
Metalmarkt: 2
Händlermeile: 3
Toiletten: 2-
Autogrammstunden: 2

Alles in allem: 2006 bin ich wieder mit dabei!

TexJoachim
Billing
Freitag 13.Mai 2005
REGICIDE (D)
SUNRIDE (FIN)
ABANDONED (D)
GIRLSCHOOL (GB)

Samstag 14.Mai 2005
COMMUNIC (NOR)
HEAVEN SHALL BURN (D)
ENSIFERUM (FIN)
THE HAUNTED (S)
SAMAEL (CH)
SONATA ARCTICA (FIN)
AMON AMARTH (S)
CHILDREN OF BODOM (FIN)
JON OLIVA (Savatage) (USA)

Sonntag 15. Mai 2005
HELLFUELED (S)
WOLF (S)
THRESHOLD (GB)
UNLEASHED (S)
PRETTY MAIDS (DK)
MASTERPLAN (D)
OVERKILL (USA)
SENTENCED (FIN)
ACCEPT (D)

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