Eisbrecher - Schock

Review von BlindWarlock vom 20.02.2015 (5597 mal gelesen)
Eisbrecher - Schock EISBRECHER ist wohl ein Name wie kein Zweiter. Es gibt vermutlich niemanden in den Bereichen Metal, Rock, Neue Deutsche Härte, Industrial oder EBM der diesen Namen nicht schon wenigstens ein Mal gehört hat oder sonst irgendwie kennt. Und sei es nur als ehemalige Stimme von MEGAHERZ, für diejenigen, die schon etwas länger in der Szene unterwegs sind. Als solches ist es aber schwer, Worte zu finden, die noch nicht über eine so große Band gesagt wurde. Leichter macht sie es mir hier jedoch trotzdem, da EISBRECHER es immer wieder schafft, bekannte Dinge völlig neu und aufregend zu machen.

Die Band wurde 2003 in München gegründet, von "Kapitän" Alex Wesselsky (ehemaliger Sänger der Band MEGAHERZ) und Jochen Seibert, aka Noel Pix. Mit 12 Jahren Bandgeschichte und Erfahrung der einzelnen Mitglieder, die weit darüber hinausgeht (MEGAHERZ wurde bereits 10 Jahre früher, 1993 von Wesselsky gegründet) kann EISBRECHER auf ein enormes Spektrum an Fähigkeiten zurückgreifen. Man kann der Band schon fast eine gewisse Virtuosität zusprechen. Und auch mit ihrem sechsten Studioalbum "Schock" stellen sie diese Kompetenz ein weiteres Mal unter Beweis.

Wenn auch die Musikrichtung schwer einzuordnen ist und sich aus Elementen von Metal, Rock, Elektro, NDH, NDW und cinemascopisch-großen Melodien zusammensetzt bezeichnet die Band die Kategorie einfach als "irgendwo zwischen RAMMSTEIN und UNHEILIG". Und auch, wenn die Einordnung etwas Schwierigkeiten bereitet, und man so einen Stil nur schwer klassifizieren kann, ist an EISBRECHER jedoch eines mit Sicherheit eines der größten Charakteristika: Sie nehmen kein Blatt vor den Mund und bahnen Wege in Richtungen, in die sich vorher noch niemand zu trauen wagte. Sie benutzen also auch die Bedeutung des Bandnamens als Metapher für ihr Musikprojekt. Mit dem Kopf durch die Wand, und erst wenn es ordentlich im Schädel dröhnt und hängen bleibt ist es gut.

Mit "Schock" hat die Band, wie schon gesagt, ihr sechstes Studioalbum veröffentlicht und greift, wie schon aus Anfangszeiten bekannt, diverse Umstände und Missstände in der Gesellschaft auf und reflektiert diese auf eine sehr direkte aber dennoch ironisch-kritische Art und Weise. Ein Aufschrei, der im letzten Album "Die Hölle Muss Warten" etwas vermisst wurde. Um so schöner ist es, mit "Schock" wieder einmal eine Platte in Händen halten zu können, die dem Namen EISBRECHER mehr als gerecht wird. Mit Themen wie gescheiterten bzw. scheiternden Beziehungen ('Noch Zu retten', 'Schlachtbank'), dem Evergreen Liebe - wenn auch deutlich direkter und eben mehr im Stil von EISBRECHER ('Zwischen Uns', 'Rot Wie Die Liebe'), dem Zustand der Gesellschaft aus einem sehr kritischen und direkten Standpunkt ('Schock', 'Himmel, Arsch Und Zwirn', 'Dreizehn') und einer guten Portion Selbstironie ('Fehler Machen Leute') erinnert die Band daran, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat - aber dass es auch gut so ist ('1000 Narben', 'So Oder so').

Aber auch musikalisch bricht EISBRECHER das Eis zwischen den verschiedenen Stilen, deren Facetten sie in sich vereinen. Mit bretternden Gitarren aus dem Metal und dumpfen Synth-Beats aus dem Bereich Elektro findet man einen wohlklingenden, musikalischen Hintergrund für die tragende, charakteristische Stimme Wesselskys. Diese bewegt sich dabei stetig zwischen einem melancholischen Clear und einem rauen Kratzen, für welches sich kein Sänger der NDH schämen müsste und bedient sich eines Vokabulars, welches man in gleichen Teilen im Rock als auch in verblümter, romantischer Musik finden kann. Einen besseren Treibstoff könnte ein EISBRECHER wohl kaum haben.

Und dazu kann man mit Gewissheit mehr erhoffen. Alex selbst sagt, dass der EISBRECHER "noch lange nicht fertig" ist und dass es sich anfühlt, als ob die Band "gerade [ihre] Jungfernfahrt" macht. Man kann also davon ausgehen, dass das Eis vor der Band noch nicht zu dick ist, um gebrochen zu werden und dass wir uns im Kielwasser noch lange an ihrer Leistung erfreuen können!


Gesamtwertung: 9.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Volle Kraft Voraus
02. 1000 Narben
03. Schock
04. Zwischen Uns
05. Rot Wie Die Liebe
06. Himmel, Arsch Und Zwirn
07. Schlachtbank
08. Dreizehn
09. Unschuldsengel
10. Nachtfieber
11. Noch Zu Retten
12. Fehler Machen Leute
13. Der Flieger
14. So Oder So
Band Website: www.eis-brecher.com
Medium: CD
Spieldauer: 52:33 Minuten
VÖ: 23.01.2015

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Ein gutes Album, dass wirklich Abwechslung bietet. Eisbrecher machen dabei alles, von hart bis soft und das Rheingold-Cover beweist, dass sie sich nicht in eine Schublade stecken lassen wollen. Meiner Meinung nach ihr bestes Album.
10/10   (20.02.2015 von Frank)

Die 2. Beste Scheibe die ich gehört habe :)
10/10   (20.02.2015 von Hexe )

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