Zanthropya Ex - Hure Meiner Sinne

Review von Sirius vom 22.09.2014 (3661 mal gelesen)
Zanthropya Ex - Hure Meiner Sinne Der heutige Black Metal hat viel mit der Romantik des 19. Jahrhunderts gemein: Er ist künstlerisch anspruchsvoll, nachdenklich und in sich gekehrt. Textlich sucht sich das lyrische Ich selbst zu bespiegeln. Nicht die großen Themen des allumfassenden Publikums auf der Bühne der Weltöffentlichkeit sind von Belang, sondern das Gefühlskorsett, in dessen engen Klammern der eigene, verletzliche Geist gefangen ist. Der Black Metal-Musiker der Jetztzeit stilisiert sich nicht zu einer Persona non grata, will nicht der Ziegenschänder und Misanthrop aus dem Wald sein. Diesem Trend, weg von Aggression und Einfachheit, stellen sich ZANTHROPYA EX klar entgegen. Verweichlichter Black Metal? Lieber ordentlicher Death Metal! Die Stadt Trossingen, Heimstatt der Band, die ihren Stil selbst "Misantrophic Death Metal" nennt, wirbt mit dem Spruch: „Hier spielt die Musik“. Was ZANTHROPYA EX auf ihrer neuen und dritten Scheibe "Hure Meiner Sinne" abliefern, würden jedoch die wenigsten Bürger des beschaulichen Ortes so bezeichnen. "Notlösung: Kopfschuss" wurde bereits als geschmacklos und krank bezeichnet. Warum also nicht nochmal eine Schippe drauflegen und den Kritikern ordentlich Stoff für ihre Hetzschriften liefern? Jede Werbung ist gute Werbung und ein Lied wie ´MMFSG` bettelt förmlich um Aufmerksamkeit. Leider ist das Werk, das sicher für viele Fans klassischen Death Metals interessant sein könnte, nicht der Ausbund misanthropischer Genialität, der seine Existenz berechtigen würde. Tatsächlich haben Aussagen wie „Meine Mami Fickt So Gut“ mit unüberhörbarem Inzuchtgedanken, nichts mit subtiler Perversion zu tun, sondern regen maximal noch zum Schmunzeln an. Ist das Werk deswegen eher peinlich als provokant? Stellen wir die Frage erst noch einmal zurück und widmen uns dem Wichtigsten: der Musik. Als Erstes fällt auf, dass in Zukunft am Mischpult wohl noch etwas Nachholbedarf existiert. Etwas verwaschen und indirekt klingt es zuweilen, und einige wirklich brauchbare Stellen, die die ersten Songs wie 'Antisieg' oder 'Porno Club Olympia' aufweisen, verlieren dadurch an Potential. Fängt die Platte noch verheißungsvoll und erfrischend böse an, so fällt die Stimmungskurve spätestens ab 'MMFSG' enorm ab und wäre im letzten Track nicht noch eine Mundharmonika aufgetreten, man hätte glatt vermuten können, es wären immer dieselben Stücke in unterschiedlichen Geschwindigkeiten gewesen. Fazit also: Solide Technik, etwas mehr Abwechslung wäre sicher angemessen gewesen und was die Klangqualität angeht. ... na ja, es gibt ja genug Leute, die mit Vorliebe etwas unreinere Produktionen bevorzugen. Das ist als eher subjektiv zu bewerten. Was dann jedoch wirklich unangenehm auffällt, sind die politischen Statements in 'Freiheit Ist Krieg'. Während sich die Provokation bis dahin noch schmunzelnd ertragen lässt, erhält dieses Lied einen bitteren Geschmack, der nicht mehr mit Unterhaltung zu erklären ist.

Leider muss man feststellen, dass Provokation allein eben doch nicht reicht, wenn man mit einem Death Metal-Album überzeugen will. Sorry Jungs, auch wenn das Cover gelungen ist: Beim nächsten Mal wieder mehr Aufmerksamkeit auf den Inhalt.


Gesamtwertung: 4.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Antisieg
02. Leichenfeuer
03. Porno Club Olympia
04. Alltagsgrau
05. Blut Für Blut
06. MMFSG
07. Gotte Hand
08. Freiheit Ist Krieg
09. Töte Den Glauben In Dir
10. Utopia
11. Sterbendes Leben
12. Dichter Nebel Der Unendlichkeit
Band Website: www.zanthropyaex.de
Medium: CD
Spieldauer: 62:25 Minuten
VÖ: 02.05.2014

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