Steel Panther - All You Can Eat

Review von Elvis vom 05.04.2014 (6371 mal gelesen)
Steel Panther - All You Can Eat Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass STEEL PANTHER für mehr als nur das großartige Debüt "Feel The Steel" gut wären? Wer hätte gedacht, dass die Band auch außerhalb von UK durchstarten würde? Verdammt viel ist seit dem Debüt mit der Band geschehen, die lange Zeit vor allem durch wöchentliche Hollywood-Gigs im Underground von sich reden machte. Wurde Album Nr. 2 "Balls Out" in Deutschland 2012 gar kurzerhand auf den Index verfrachtet aufgrund der vermeintlich sexistischen Texte, so blieb immerhin die die Live DVD "British Invasion" verschont und steht noch immer locker in so ziemlich jedem Elektromarkt der Republik im Regal. Doch warum sich mit dem superben Live-Dokument der 2010er Brixton Show begnügen, wenn es mittlerweile für STEEL PANTHER so gut läuft, dass zuletzt 35 Headliner-Shows auf der Agenda der aktuellen "Spread The Disease" Tour standen, die zum großen Teil sogar ausverkauft waren? Es gibt schließlich einen ganz besonderen Grund, um so intensiv unterwegs zu sein, denn jetzt ist endlich Album Nr. 3, "All You Can Eat" erhältlich. Angesichts dessen, dass das dritte Album immer ein bisschen kritisch zu sein droht und doch ganz gut als Indikator taugt, wohin es mit einer Band geht, ist es natürlich besonders spannend, zu sehen, was STEEL PANTHER hier ausgebrütet haben.

Das an Da Vincis "Letztes Abendmahl" angelehnte Cover dürfte bei radikalen Christen wohl eher schlecht ankommen, ist dabei jedoch nahezu stilvoll und in Europa ist diese Bevölkerungsgruppe ja auch bei weitem nicht so dominant wie in USA. Die wirklich spannende Frage für viele Leute dürfte jedoch die sein, die sich für manch einen schon nach dem ersten Album stellte, nämlich die nach der Halbwertszeit des Konzeptes. Können STEEL PANTHER auch beim dritten Album noch mit dem Rezept der Übertreibung aller Klischees des 80er Hairmetals bestehen oder nutzt sich der "Witz" dahinter doch mal ab? Daran scheiden sich vielleicht schon grundsätzlich die Geister, denn ob die Band sich nun über die goldenen Zeiten lustig macht oder doch nur eine sehr grenzwertige Hommage betreibt, das bleibt wohl weiterhin ihr Geheimnis. Ja, Michael Starr, Satchel, Lexxi Foxx und Stix Zadinia haben lyrisch nichts verlernt, weswegen zwölf Songs lang weiterhin alle lustigen und unlustigen Dinge, die man mit dem schönen Geschlecht so anstellen kann in den Texten verarbeitet werden. Indizierungswürdig ist das alles inhaltlich jedoch - genauso wenig wie der Vorgänger übrigens - nicht. Ja, man könnte sich als Frau - ohne irgendetwas von der Band zu wissen - davon vielleicht diskriminiert fühlen und vermuten, dass hier steinzeitliche Sexisten am Werk sind. Man könnte auch, wie mir eine Frau mal zu STEEL PANTHER sagte, nicht so genau wissen, ob man das inhaltlich cool oder einfach nur entsetzlich chauvinistisch finden solle. Titel wie 'Gloryhole', 'Bukkake Tears' oder 'B.V.S.' (das steht für 'Big Vagina Syndrome') sprechen an sich für sich selbst. Doch abgesehen davon, dass es alles so over the top ist, dass es schon ziemlich schwer ist, es überhaupt anders als mit einem zwinkernden Auge zu verstehen: das wirkliche Geheimnis hinter dem Erfolg von STEEL PANTHER ist ein anderes. Letztlich sind die vier Männer aus Los Angeles nämlich verdammt erfahrene Profimusiker mit langjähriger Erfahrung und machen vor allem eins: nämlich Musik, die man in diesem ihrem Genre kaum besser machen kann. Die Mischung aus krachend-eingängigen Rockern und romantischeren Balladen, als die Texte den Anschein haben mögen, kriegt nämlich kaum jemand heute so gut hin. Und ohne Frage, mit dieser Musik wären STEEL PANTHER auch zwischen 1984 und 1991 ganz weit vorn dabei gewesen. Denn selbst mit anderen Texten, Partykrachern wie 'Party Like Tomorrow Is The End Of The World' oder grandiose Hymnen wie 'The Burden Of Being Wonderful' (m. E. einer der besten Songs, den die Band bis dato rausgehauen hat), die schütteln sich die meisten Bands mal nicht eben aus dem Ärmel. Deswegen gibt es hier eine gute LP-Länge abwechslungsreiche, toll produzierte Songs und ein Album, das sich in keinster Weise neben den beiden tollen Vorgängern verstecken braucht, sondern wohl sogar das abwechslungsreichste Album bislang geworden ist. Schwache Songs hat man sich nicht erlaubt und man merkt jederzeit, dass hier alle Beteiligten genau wissen, was sie da eigentlich tun. Deswegen kann man als Fazit auch sagen, dass sich der "Witz" alles andere als abgenutzt hat und weiterhin sehr gut funktioniert. Wird das immer so sein? Vermutlich nicht. Ist das schlimm? Nein, denn erstens macht das genau jetzt Spaß und zweitens haben STEEL PANTHER mehr als genug musikalisches Potential um auch ohne diese Lyrics zu bestehen. Vielleicht muss man auch gar nicht so weit denken, sondern eben einfach alles so genießen als ginge morgen die Welt unter?

STEEL PANTHER Fans greifen daher sicherlich zu und werden nicht enttäuscht, alle anderen dürfen sich gern auch einmal vergewissern, ob und was an dem immer mehr um sich greifenden Hype dran ist. Wer es besonders unterhaltsam haben will, greift natürlich zur nur minimal teureren Limited Edition des Albums mit Bonus-DVDs, die neben den Videos zu den ersten beiden Singles einige Live-Aufnahmen aus Australien an Bord hat so wie diverse sonstige Videos mit STEEL PANTHER. Es bleibt daher nur guten Appetit zu wünschen und zu hoffen, dass das Menü auch bei der nächsten musikalischen Fressorgie noch so gut mundet. Death To All But Metal!

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Pussywhipped (4:37)
02. Party Like Tomorrow Is The End Of The World (4:01)
03. Gloryhole (4:32)
04. Bukkake Tears (4:47)
05. Gangbang At The Old Folks Home (3:47)
06. Ten Strikes You're Out (3:24)
07. The Burden Of Being Wonderful (3:29)
08. Fucking My Heart In The Ass (4:14)
09. B.V.S. (3:57)
10. You're Beautiful When You Don't Talk (3:49)
11. If I Was the King (3:42)
12. She's On The Rag (3:50)
Band Website: www.steelpantherrocks.com
Medium: CD
Spieldauer: 48:02 Minuten
VÖ: 28.03.2014

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