Fallcie - Born Again

Review von Rockmaster vom 19.01.2019 (4141 mal gelesen)
Fallcie - Born Again FALLCIE suchen nach Aufmerksamkeit außerhalb Russlands, Gitarrist Alexander Korsak persönlich hat bei Bleeding4Metal angefragt, ob wir nicht das Album "Born Again" rezensieren wollen. Fishing for Attention, okay. Das ist legitim und in diesem Falle auch mehr als berechtigt. Bereits der mitgeschickte YouTube-Link war ein Kracher. Blasmichweg! Drum ist das Album dann bei mir gelandet. Der Opener 'The Pulse Of Fallcie' erlaubt eine erste Standortbestimmung. Ganz grob bewegen wir uns im Nu Metal, Tendenz Metalcore. Alexander Korsak spielt lärmende und/oder kühle Riffs und setzt dem manchmal sehr melodische Passagen entgegen. Nikolai Kondratiev am Schlagzeug bestimmt Tempo und Rhythmus. Das geht durchaus mal mit schweißtreibendem, treibendem Double Bass, wie beim Opener, als auch mal ruhiger wie bei 'The Longest Road'. Dmitri Chernykh am Bass ist leider für meinen Geschmack zu schwach abgemischt. Hab ich irgendwann schon mal erwähnt, dass jede Band mit einer starken Rhythmusgruppe bei mir was guthat? Dafür muss man die im Mix aber hören. Die wenigen Male, wo man Dmitris Bassspiel wirklich explizit hören kann, spielt er mindestens grundsolide. Neben den spielerischen Qualitäten der Musiker zeichnet sich FALLCIE aus durch die unfassbar starke und variable Sängerin/Shouterin Valentina Lavrinenko. "Die Alte rockt", war mein erster Kommentar (und nochmal, Entschuldigung an alle, die die Wortwahl despektierlich finden). Die Frau kombiniert Energie, Wut und Ausdruck mit einer überragenden Stimme. Zum Vergleich fällt mir da nur noch ansatzweise DORO ein, aber bitte vor 'All We Are' und 'Für Immer'.

Angefangen haben FALLCIE im Jahr 2017 unter dem Namen NU-NATION, hatten ein paar Wechsel am Mikro, eine Umbenennung, und mit "Born Again" ihr "Debüt" als FALLCIE. Musikalisch sind sie vielseitig und abwechslungsreich. Ein bisschen könnte man denken, es schlagen mehrere Herzen in der Brust der Musiker. Die Band ist musikalisch vielseitig und stilistisch divers, Alexander Korsak könnte mit meterlangen Dreadlocks und vollkommen Metal-untypischen Klamotten auch ganz gut einen Zweitjob bei CULCHA CANDELA annehmen - ich bin mir bloß nicht ganz sicher, ob die gerade einen Gitarristen suchen. Kurzum, sie sperren sich gegen alle im Rest der Welt geltenden Konventionen, und das zeichnet sie gegenüber anderen Nu Metal-Bands aus.

Zwei der besten Songs des Albums sind meiner Meinung nach 'Nebula' und 'Emptiness'. Bei ersterem finde ich die melodischen Passagen (Gesang, grandios, und Gitarre, tolles Ambiente) absolut klasse. 'Emptiness' hat geniale melodische Gesangsparts, knallt aber bei den schnellen Passagen richtig rein. 'Rock 'n' Rolla' finde ich gut mit ein paar Schwächen, aber hier und da werden ein paar Soundeffekte reingemischt, die sich nach ganz schlimmem Elektronikschaden im Verstärker anhören. Immerhin unterhaltsam. Sollten FALLCIE jemals ihre Band-Hymne küren wollen, schlage ich 'Wake Up' (mit drei umrandeten, fett ausgemalten !!! Ausrufezeichen) vor. Wenn Valentina die besserwisserisch belehrende, nervtötende Religiös-Zicke mimt und mir "I wanna put a grain of truth inside your mind" ins Ohr altklugt, da wird mir angst und bange. Da ist nicht nur die Melodie, in die die Message verkleidet wird, falsch, und ich freue mich, wenn die echte Valentina gleich als Antwort das passende, ehrliche "Wake up, Destroy it all" hinterherschreit. Dass sie bei 'Espers' ihre Stimme eindeutig überbeansprucht, dafür muss man Verständnis haben. Da ist etwas in der Frau, das muss einfach raus. Außerdem ist's trotzdem ein klasse Song. Auf 'Voice Of Decay' gelingt es Band und Sängerin, den besungenen Verfall musikalisch und stimmlich wiederzugeben.

Ein paar Schwächen, die mir aufgefallen sind, sollte ich nicht verschweigen. Nachdem sich 'Rock 'n' Rolla' irgendwie zweimal in meine Playlist reingemogelt hat, habe ich bei den ersten Riffs von 'Espers' und 'You Are Nothing' jeweils den Eindruck, dass auch 'Voice Of Decay' und 'Wake Up' plötzlich wiederholt werden. Auch 'The Longest Road' und 'Where The Journey Ends' finde ich nicht so stark wie den Rest des Albums. Nun wollte ich fast würfeln, ob ich mich bei der Bewertung des Albums auf die richtig überzeugenden Songs konzentriere, oder ob ich einen Querschnitt aus allen Titeln bilde. Aber hey, ich habe schon JUDAS PRIEST-Alben wegen drei guter Songs gekauft.

Was mir irgendwie zum Abschluss noch unter den Nägeln brennt, wie sollte man den Stil von FALLCIE nennen? Hier ein paar Vorschläge:
1) Russischer Nu Metal = Ru Metal.
2) wütender Groove ('Wake Up') = Groove 'n' Groll
3) Female Fronted ... neee, muss das sein? Ist das nicht eine Erfindung der Werbeindustrie? Warum wurde in der ganzen Welt noch kein Male Fronted Metal-Album aufgenommen? Oder Female Fronted-Volksmusik (Ach, doch, da kenne ich eins)? = Female-Vocalist-But-Neither-NIGHTWISH-Nor-ARCH-ENEMY-Nor-TWISTED-SISTER-Metal

Hat noch jemand Vorschläge?

Und zum Schluss noch ein persönliches Wort an Alexander: Vielen Dank für die schnelle Antwort auf meine Anfragen, und viel Erfolg.
(At the end, a personal note to Alexander: Many thanks for you quick reply to my questions, and good luck for the future.)
P.S.: When do you hit Germany next time?

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Pulse Of Fallcie (4:01)
02. Nebula (4:37)
03. The Longest Road (3:30)
04. Emptiness (4:52)
05. Rock 'N' Rolla (3:01)
06. Where The Journey Ends (3:41)
07. Voice Of Decay (4:17)
08. Espers (3:39)
09. Wake Up (4:39)
10. You Are Nothing (3:42)
11. The Black (5:05)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 45:04 Minuten
VÖ: 07.10.2018

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