Interview mit Lars Noske von Harpyie

Ein Interview von BlindWarlock vom 28.11.2015 (9126 mal gelesen)
Obwohl die Band gerade alle Hände voll mit ihrer aktuellen Tour zu tun hat, hat sich Lars Noske die Zeit genommen, mir einige Fragen zum neusten Silberling "Freakshow" und zur aktuellen Tour mit CULTUS FEROX zu beantworten.

Hallo zusammen und danke erst einmal dafür, dass ihr euch die Zeit nehmt für die Fragerei! Euer letztes Album "Freakshow" ist nun seit etwas mehr als einem Monat auf dem Markt. Wenn man sich die Rezensionen ansieht, scheint es ganz gut angekommen zu sein. Wie ist euer Eindruck dazu? Habt ihr mit der Platte erreicht, was ihr wolltet oder vielleicht sogar mehr?

Lars Noske : Moin, ja du hast recht, das Album kommt in der Tat sowohl bei Fans als auch bei Kritikern gut an. Wir haben ganz wenige schlechte Rückmeldungen bekommen. In den letzten Jahren wurde uns öfter mal gesagt, dass wir live sehr gut sind, dieses Niveau aber nicht auf den CD's halten können. Genau das wollten wir mit diesem Album ändern und ich denke, das haben wir ganz gut geschafft.

Im Vergleich zu früheren Stücken klingt "FreakShow" ein wenig düsterer und subtil böse. Ich möchte fast meinen, dass sich zum bisherigen Stil etwas ASP dazugesellt hat - oder SUBWAY TO SALLY. Wie kam es zu dieser Veränderung und kann man erwarten (oder hoffen), dass ihr weiterhin auf der eher dunkleren Schiene bleibt?

Lars Noske : Wir wollten einfach bei dieser Platte etwas anderes machen als vorher und was liegt da näher, als vom Licht in die Dunkelheit zu wechseln. Man neigt als Band immer schnell dazu, in gewohnte Strukturen zurück zu fallen und Dinge, die bereits funktioniert haben, automatisch wieder zu verwenden. Das wollten wir ganz bewusst vermeiden und haben das Songwriting unter das Motto "Düster"' gestellt. Du entwickelst dann wie von selbst neue Ideen, sowohl textlich als auch musikalisch. Ob das in Zukunft so bleiben wird, kann ich nicht genau sagen. Das hängt davon ab, wie unsere Stimmung ist und worauf wir Lust haben, aber grundsätzlich hat uns die dunklere Schiene schon viel Spaß gemacht.

Da ich gerade schon nach SUBWAY TO SALLY gefragt habe, der Silberling wurde ja von deren Schlagzeuger, Simon Michael Schmitt, produziert und gemischt. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Gibt es Freundschaften zwischen den Bands und darf man auf gemeinsame Projekte hoffen?

Lars Noske : Zu der Zusammenarbeit kam es relativ unspektakulär. Unser Sänger Aello hatte sich "Mitgift" von SUBWAY TO SALLY angehört und war begeistert von dem modernen Sound und da bei uns gerade die Produzentenfrage im Raum stand, haben wir mal kurz nachgeforscht, wer denn bei den Kollegen produziert hat. Dabei hat sich ergeben, dass Simon selbst der Produzent war und dann haben wir den einfach angerufen und gefragt. Wir verstehen uns sehr gut mit StS, konnten die gesamte Band allerdings erst einmal kennenlernen. Dafür hatten wir mit Simon während der Produktion umso mehr zu tun. Gemeinsame Projekte sind nicht geplant, aber mal schauen, was sich in Zukunft noch so ergibt.

Habt ihr schon einmal über eine Zusammenarbeit mit einem Zirkus nachgedacht bezüglich der aktuellen Scheibe? Ich persönlich fände eine Show im Stile dieser düsteren Zirkusse aus Horrorgeschichten ziemlich gut.

Lars Noske : Da haben wir tatsächlich schon drüber nachgedacht, konnten diese Idee aber aufgrund der fehlender Zeit nicht weiter verfolgen. Aber mal schauen, was sich ergibt, wenn die Tour erst einmal vorbei ist und wieder ein bisschen mehr Luft da ist. Ich stelle mir das auch sehr spannend vor.

Ich hätte noch ein paar Fragen zur Musik auf dem Album selbst. 'Elisa' und 'Das Zweigesicht' klingen, als wären es Interpretationen von wahren Geschichten. Gibt es reale Hintergründe, die recherchiert wurden (auch für andere Lieder) oder entspringt das alles der Fantasie?

Lars Noske : Du hast recht, 'Elisa' ist tatsächlich von einer wahren Geschichte inspiriert. Der Titel ist dabei der einzige Hinweis, denn im Text unseres Songs wird ja kein Name genannt. Es gab den realen Todesfall eines Mädchens mit eben diesem Namen, welcher sehr mysteriös war und auch bis heute nicht aufgeklärt werden konnte. Wer sich da genauer informieren möchte, kann ja mal 'Elisa Lam' nachschlagen. Alle weiteren Geschichten entspringen der Fantasie, obwohl man auch bei den erfundenen Geschichten immer den Bezug zu realen Ereignissen hat. Zum Beispiel haben wir uns die 'Freakshow' ja nicht ausgedacht, aber beziehen uns in dem Song auch nicht auf eine bestimmte Begebenheit, sondern halten es eher allgemein.

Schon, und vor allem im Intro 'Freakshow' kann man eine ziemlich deutliche Sozialkritik heraushören. Wenn ihr dabei fragt, "wer ist der Mensch und wer der Freak" klingt das, wie auch bereits in 'Sturmvögel' so, als wolltet ihr nicht nur zum Denken anregen, sondern auch ein wenig die "Rolle" der Außenseiter übernehmen. Stimmt das? Und falls ja, fühlt ihr Euch als "Underdogs" wohl und wollt diesen Status beibehalten?

Lars Noske : Ja, wir nehmen gerne solche Positionen in unseren Liedern ein, um vielleicht auch mal neue Blickwinkel zu schaffen. Auf 'Freakshow' haben wir das fast durchweg getan. Uns ist wichtig, auch mal die andere Seite der Medaille zu zeigen und unsere Zuhörer auch bewusst damit zu konfrontieren. Aus diesem Grund kommt direkt im ersten Song die Frage: "Wer ist der Mensch und wer der Freak?''. Im ersten Moment scheint es ja auf die Frage nur eine Antwort zu geben, aber wenn man mal darüber nachdenkt und sich mit dem Thema beschäftigt, sieht das wieder ganz anders aus.

Wenn man sich die Akzente ansieht, die ihr in den Liedern setzt (wie beispielsweise Cembalo und E-Orgel), scheint ihr vor allem eure Auffassung eurer Musik durchsetzen zu wollen, ohne Rücksicht auf die "Normen" des Genres. Befürchtet ihr, dass sich das bei wachsender Bekanntheit irgendwann einmal ändert?

Lars Noske : Nein, das glaube ich nicht. Es kann sein, dass sich unsere eigene Auffassung unserer Musik ändert, aber nicht durch äußere Umstände wie wachsende Bekanntheit. Wenn sich etwas ändert, dann weil wir das so wollen.

Trifft der doch eher eigene Stil auch auf euch privat zu? Was hört ihr selbst an Musik und woher kommen die Einflüsse für die eigene Kunst?

Lars Noske : Wir hören eigentlich alles. Von Metal über Pop bis hin zum Jazz, wobei wir im Kern natürlich Metal/Rock bevorzugen. Aber gerade weil du von Einflüssen sprichst, die kommen natürlich von überall her. Aus allem was man so hört und sieht. Ich finde, das merkt man auch in unserer Musik, da ist aus vielen Stilrichtungen etwas mit eingeflossen und das spiegelt auch uns als Personen wieder.

Ihr seid in der kommenden Zeit mit CULTUS FEROX auf Tour durch Deutschland. Wie viele Liveauftritte oder Touren hattet ihr bereits zuvor?

Lars Noske : Wie viele Auftritte kann ich nicht genau sagen, wir sind ja schon ein paar Jahre unterwegs, da sammelt sich was an. Es ist jetzt aber die dritte Tour, die wir machen. Es gab zwei zu Willkommen im Licht und dann jetzt diese hier zu "Freakshow".

Wird die gemeinsame Reise mit CULTUS FEROX eine Art Anfang vom Durchbruch für eine größere Karriere sein?

Lars Noske : Es wäre natürlich schön wenn das so wäre. Allerdings bin ich der Meinung, dass es diesen klassischen Durchbruch nur noch in ganz wenigen Fällen gibt. Heutzutage ist es ein sehr zäher Weg zum Erfolg, da kann sich so ein "Durchbruch" schon mal ein paar Jahre hinziehen. Aber da muss man dann seinen Weg konsequent weitergehen und darf nicht das Durchhaltevermögen verlieren. Ob das bei uns jetzt beginnt, kann ich nicht sagen, das lässt sich wahrscheinlich erst beurteilen, wenn man dann auch diesen Durchbruch wirklich erlebt hat.

Ist eure Musik im Moment nur ein Hobby oder reicht es bereits, um euch zu versorgen? Ist es euer Plan, dauerhaft von der Kunst leben zu können?

Lars Noske : Momentan ist das Projekt nur ein Hobby, aber klar ist es unser Traum, irgendwann einmal von der Musik leben zu können. Aber das ist heutzutage sehr sehr schwer geworden, vor allem wenn man sich in so einem Genre bewegt wie wir.

Herzlichen Dank für die Antworten!

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