Interview mit Tobias von Infesting Swarm

Ein Interview von grid vom 17.05.2015 (7624 mal gelesen)
An "Desolation Road" von INFESTING SWARM kommt in diesem Jahr kein Freund des Post Black Metal vorbei. Das Album ist ein willkommener Anlass, sich mit der Band vertraut zu machen und Tobias nahm sich Zeit, unsere Fragen zu beantworten.

Hallo und erst mal herzlichen Glückwunsch zu eurem mehr als beeindruckenden ersten Langspieler "Desolation Road", dessen Titel mich gleich zur Frage verleitet: Wohin führt die "Desolation Road“?

Tobias: Nun, da sich das Album thematisch um die Auseinandersetzung mit den eigenen Problemen und Ängsten, sowie der Reflexion des eigenen Selbst und der eigenen Umwelt dreht, ist es zumindest eine sehr steinige Straße. Im Grunde führt sie ins Ungewisse. Man könnte auch sagen, sie führt hin zum Ende. Was auch immer das für den einzelnen Hörer bedeuten mag. Ich überlasse das ganz den Vorstellungen der Hörer. Ich denke, es bleibt viel Raum zu interpretieren.

Wie tief musstest Du in Dich gehen, um ein derart gefühlsstarkes Album, wie es "Desolation Road", ist zu schreiben?

Tobias: Das Album entstand zu einer schwierigen Zeit in meinem Leben. Ich glaube, dass viele Emotionen und Gefühlszustände in das Album mit eingeflossen sind. Es war aber keine Absicht, total emotionale Songs zu schreiben oder eine bestimme Richtung zu erzwingen. Letzten Endes war die Entstehung des Albums ein sehr natürlicher Prozess.

War "Desolation Road" auch eine Art "Reinigungsprozess“?

Tobias: Kann man so sagen, ja. Für mich persönlich, aber vor allem auch für die Band. Wir haben unseren Sound gefunden und jeder hat auf seine Art etwas zu dem Album beigetragen. Von daher kann man auch von einem Reinigungsprozess innerhalb des Bandgefüges sprechen.

Befürchtest Du nicht, zu viel von Deiner empfindsamen Seite preiszugeben?

Tobias: Nein, nicht wirklich. Ich denke die Texte sind sehr offen gehalten und bieten viel Interpretationsspielraum. Vieles ist metaphorisch zu sehen und nicht alles ist so gemeint, wie es scheint. Aber wie bereits erwähnt, soll jeder seine eigene Aussage in den Songs finden.

Wie schwer war es, bei den emotionsstarken Liedern das richtige Maß zu finden und Larmoyanz zu vermeiden? Wann habt ihr gemerkt, dass ein Song genau die "richtige" Gefühlstiefe hatte und "fertig" war? Wurde darüber viel diskutiert?

Tobias: Für mich sind alle Songs emotionsstark. Das liegt, denke ich, an der Atmosphäre, die wir versucht haben zu kreieren. Es gab nie die Intention, einen sehr traurigen oder besonders gefühlvollen Song zu schreiben. Die Songs sind einfach so entstanden. Das hatte viel mit meiner Grundstimmung zu tun. Fertig war ein Song für mich, wenn ich dieses spezielle Gefühl hatte, dass ich nichts mehr ergänzen muss, um zufrieden zu sein. Wir haben da nicht viel drüber geredet, da die Songs bis auf "Year Of No Light" alle von mir geschrieben wurden. Ich habe sie meistens fertiggestellt und dann der Band vorgespielt.

Gibt es einen Song auf "Desolation Road", der etwas ganz Besonderes für euch ist?

Tobias: Der Titeltrack ist schon etwas Besonderes für mich, da er der älteste Song und somit zugleich der erste ist, der für das Album geschrieben wurde. Er vereint wahrscheinlich alles, was unsere Musik auszeichnet und bildet einen passenden Abschluss für das Album. Innerhalb der Band wird ihm auch immer eine besondere Position zugesprochen.

Was inspiriert euch?

Tobias: Musikalisch alles Mögliche. Da gibt es für mich keine Beschränkungen. Die Inspiration Musik zu machen, ist wohl der Drang, das, was um einen herum passiert, zu verarbeiten.

"Desolation Road" ist euer erster Langspieler und wurde, soweit ich gesehen habe, durchwegs sehr gut aufgenommen. Habt ihr das erwartet?

Tobias: Wir haben zumindest erwartet, nicht vollkommen zerrissen zu werden, da wir absolut von der Qualität des Albums überzeugt sind. Wir stehen hinter dem, was wir mit "Desolation Road" erschaffen haben. Dennoch haben uns die vielen teils sehr positiven Reaktionen überrascht. Wir freuen uns natürlich sehr darüber und mussten bei den nicht so guten Reviews auch teils schmunzeln. Darf man alles nicht so eng sehen, ob positives oder negatives Feedback.

Wie läuft der kreative Prozess bei INFESTING SWARM ab?

Tobias: Ich schreibe die Songs meistens alleine Zuhause und nehme sie direkt auf. Ich erstelle also komplette Demos und zeige sie dann, wenn ich damit zufrieden bin, den anderen in der Band. Manchmal kommt dann gutes kritisches Feedback und ich baue die ein oder andere Idee der anderen Jungs mit ein. Inzwischen schreibt unser Lead Gitarrist Phil auch mehr und schickt mir Songs. Wir besprechen sie dann und entscheiden, ob sie genug Potential haben, um weiter daran zu arbeiten.

Vom angeschwärzten Death Metal zu depressivem Post Black Metal. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Haben dazu auch die Personalwechsel beigetragen?

Tobias: Wir waren einfach auf der Suche nach unserem eigenen Sound. Die Demo klang ja noch ziemlich anders, aber wies schon gewisse Züge unseres aktuellen Sounds auf. Es war einfach eine natürliche Weiterentwicklung. Man verändert sich als Musiker ja ständig und entwickelt sich weiter und so ändert sich auch der Sound der Band. Der Personalwechsel hat diesen Prozess noch bestärkt, da wir mit Jonathan und Tim zwei Musiker gefunden haben, die unsere neue Ausrichtung noch weiter unterstützt haben.

Welche musikalischen Hintergründe und Vorlieben bringen die einzelnen Mitglieder in INFESTING SWARM ein?

Tobias: Wir haben alle einen sehr breit gefächerten Geschmack. Ich kann daher nicht viel dazu sagen. Da ich die meisten Songs schreibe, spiegeln sie aber wohl am meisten wieder, was ich mit der Musik ausdrücken möchte.

Könnt ihr schon sagen, ob das nächste Album wieder eine Stiländerung bringen wird?

Tobias: Schwierig, das zum jetzigen Zeitpunkt zu prognostizieren, aber Stillstand wird sich bei uns nicht einschleichen. Ich denke das nächste Album wird wieder einige neue Elemente aufweisen und unseren Sound dadurch weiterentwickeln. Bis dahin wird aber noch etwas Zeit vergehen. Wir schreiben zwar schon ab und zu an neuen Songs, aber das zweite Album wird noch etwas auf sich warten lassen.

Zum Cover: Ein Mensch im grellen Gegenlicht. Steht er am Ende oder Anfang des Tunnels? Bitte erzähle etwas zur Idee des Covers.

Tobias: Ich hatte die Idee zu dem Cover schon einige Zeit, bevor wir uns konkret damit befasst haben. Die Frage, ob die Person am Anfang oder am Ende steht, liegt völlig im Sinne des Betrachters. Das Bild repräsentiert für uns einfach die Atmosphäre des Albums. Auf mich wirkt es sehr trist und isoliert. Ich kann jedoch verraten, dass es sich bei der Person um Jana, unsere Fotografin/Artworkdesignerin, handelt. Diesmal musste sie als Model herhalten.

Ihr seid im Januar im Oberhausen aufgetreten. Wie wurde eure Musik aufgenommen? Fühlt ihr euch wohl auf der Bühne?

Tobias: Der Gig in Oberhausen war der erste zum neuen Album und mit dem neuen Line-up. Es hat Spaß gemacht, war aber manchmal noch ein wenig holprig. Das ist aber wohl normal, wenn man lange nicht live gespielt hat. Wir sind ja nur zu dem Line-up dazu gestoßen, daher kannten uns viele Leute nicht. Die Musik kam aber auf jeden Fall gut an. Live spielen ist das Beste am Musikerdasein, von daher fühlen wir uns dort sehr wohl. Wobei ich mich jetzt eher zu den introvertierteren Musikern zähle.

Sind in der nächsten Zeit weitere Auftritte geplant?

Tobias: Oberhausen scheint im Moment so was wie unsere Homebase zu sein. Wir spielen am 29.05. eine Show mit VYRE und einigen lokalen Bands unter dem Banner "A Night of Perdition". Stilistisch geht es in die moderne Black Metal-Richtung. Ende des Jahres am 22.10. spielen wir dann im Helvete als Support für unsere Labelkollegen von HARAKIRI FOR THE SKY und Tourheadliner A FOREST OF STARS.

Welche Wünsche und Hoffnungen knüpft ihr an INFESTING SWARM?

Tobias: Hoffentlich viele Gigs zu spielen und den Menschen da draußen unsere Musik näher zu bringen.

Damit bin ich am Ende meiner Fragen und danke für die Einblicke in "Desolation Road" und INFESTING SWARM. Die abschließenden Worte gehören Dir.

Tobias: Ich kann mich hier im Namen der Band nur bei euch und natürlich auch bei allen Fans bedanken. Der bisherige Support ist echt spitze. Hoffentlich sehen wir uns auf den nächsten Gigs.

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