Interview mit Wombo von Finsterforst

Ein Interview von Krümel vom 08.01.2009 (7580 mal gelesen)
Mit FINSTERFORST schickt sich 2009 eine deutsche Band an, die Pagan Folk Metal Szene mit ihrer für Februar angekündigten neuen CD "...zum Tode hin" ein wenig aufzumischen. Ein triftiger Grund also, Cornelius "Wombo" Heck - seines Zeichens Felldrescher bei den heidnischen Schwarzwäldlern - ein wenig auf den Zahn zu fühlen...

Nachdem man im letzten Jahr nicht soviel von Euch (speziell auf der Homepage) gelesen bzw. gehört hat, gab's Ende 2008 bezüglich des Deals mit Einheit Produktionen nun doch eine - und dazu noch äußerst positive - Neuigkeit! Warum war es so lange still um FINSTERFORST und wie kam es schließlich zu dem Kontakt zu eurem neuen Label?

Wombo: Das stimmt wohl, dass es auf unserer Homepage doch ziemlich ruhig schien. Konzerte hatten wir ja aber trotzdem gespielt. Als wir im Juni 2008 immer noch kein neues Label gefunden hatten, haben wir uns auf gut Glück ins Studio begeben, um uns dann mit dem fertigen Produkt bei entsprechenden Labels zu bewerben. Dabei standen auch diverse andere Kooperationsmöglichkeiten zur Auswahl, aber Einheit haben mit Abstand den besten Eindruck hinterlassen und als der Kontakt mit Olaf dann bestand, war klar, dass "...zum Tode hin" unbedingt über Einheit veröffentlicht werden muss.

Es gibt aber noch mehr gute Nachrichten: in Kürze (genauer gesagt am 27. Februar 2009) können sich eure Fans auf die Veröffentlichung des neuen Albums "...zum Tode hin" freuen, in welches ich dankenswerterweise schon reinhören durfte. Für mich klingen die neuen Stücke kräftiger und epischer, quasi ausgereifter. Ist das auch euer eigener Eindruck?

Wombo: Das Songwriting von unserem Mastermind Simon Schillinger hat sich seit der "Weltenkraft" unglaublich weiter eintwickelt. Nicht nur sind die neuen Stücke allesamt länger, sondern wie du schon erwähnt hast vor allem ausgereifter. Wenn man den Ausdruck benutzen möchte, könnte man von einem Pagan-Orchester sprechen, haha. Ich denke, dass sich FINSTERFORST vom feucht-fröhlichen Hummpa-Metal in Richtung erwachsenem Pagan-Metal entwickelt hat und dies auch der Weg für die Zukunft sein wird.

Worin liegen aus eurer Sicht speziell die Unterschiede zwischen dem Erstling "Weltenkraft" und dem kommenden Werk?

Wombo: Der erste offensichtliche Unterschied ist wohl, dass anstatt eines Drum-Computers nun ein echter Fellvergewaltiger die Stöcke geschwungen hat. Allein diese Tatsache lässt die neue Produktion lebendiger und homogener wirken, wo die "Weltenkraft" vielleicht teilweise etwas steril klang. Außerdem haben wir versucht durch den verstärkten Einsatz von cleanen Chören die Epik der neuen Songs noch einmal zu verstärken und auch das Gekeife wurde sorgfältiger und spannender ausgearbeitet.

Hattet ihr beim Songwriting eine andere Vorgehensweise, oder war dies eine "natürliche" Weiterentwicklung von FINSTERFORST als Band bzw. der Musik?

Wombo: Da Simon die Songs im Alleingang im stillen Kämmerlein schreibt war das eher eine natürliche Weiterentwicklung, wobei der Rest der Band diesmal auch Teile beigesteuert hat. Vorallem Hannes bei den cleanen Vocals.

Betrachtet man eure Texte, so scheint ihr ja sehr von Wäldern bzw. der Natur an sich fasziniert zu sein. Seid ihr - abgesehen davon, dass ihr Pagan Metal spielt - auch wirklich "heidnisch" eingestellt. Wenn ja, was bedeutet für euch Pagan bzw. das Heidentum?

Wombo: Ich glaube sagen zu können, dass wir alle nicht religiös sind. Unsere Texte handeln schließlich auch nicht von irgendwelchen alten nordischen Gottheiten. Dass wir von Wäldern und der Natur fasziniert sind, stimmt natürlich! Wir kommmen alle aus einer eher ländlichen Gegend, weshalb der Kontakt zum Wald schon von Kindesbeinen an bestand.

Die Lyrics sind allesamt in deutscher Sprache verfasst. Hattet ihr das von Anfang an so geplant, oder gab es evtl. auch Überlegungen englische Texte zu schreiben?

Wombo: Fenriz von DARKTHRONE hat mal gesagt, dass die beste Sprache für extremen Metal ja eigentlich Arabisch ist, weil das schon von Natur aus nach Krieg klingt. Leider ist keiner von uns dieser brutalen Sprache mächtig, hahaha. Aber mal im Ernst. Die deutsche Sprache hat so eine Vielfalt an Möglichkeiten, nicht nur was Metaphern angeht, sondern auch durch grammatikalische Finessen kann so vieles ausgedrückt werden, was im Englischen zum Beispiel auf der Strecke bleiben würde.

Erfreulich finde ich persönlich die wieder lange Spielzeit von "...zum Tode hin". Bereits auf dem Vorgänger waren ja über 70 Minuten Musik zu hören. Wie steht ihr dazu, dass heutzutage leider viele Releases äußerst kurz und knapp gehalten sind?

Wombo: Im Grunde genommen ist es schade, dass viele Produktionen aus rein kommerziellen Motiven veröffentlicht werden. Aber nun gut; wie heißt das alte Sprichwort: "Wenn man nichts gutes zu sagen hat, sollte man es lieber bleiben lassen" - hahaha. Vielleicht kann man das auch zu so mancher Produktion sagen. Unsere Musik regt eindeutig zum Träumen an. Um das volle "Aroma" zu entfalten, reichen 40 Minuten Spielzeit einfach nicht aus.

Wie entstehen überhaupt die Kompositionen bei FINSTERFORST, speziell auch die fünf Tracks des kommenden Albums bezogen? Ist bei euch Teamarbeit angesagt oder bastelt jeder erst mal für sich alleine an Riffs etc. und dann wird später alles zusammengefügt?

Wombo: Wie oben bereits erwähnt, schreibt unser Lead Gitarrist Simon alle Songs in Eigenarbeit. Dass hier und da auch kleine Ideen von anderen eingebracht werden ist selbstverständlich, aber Simon besitzt die Gabe sich in jedes Instrument hinneindenken zu können, was ihm die Arbeit beim Programmieren der Songs am Computer erleichtert.

Für wen macht ihr eigentlich die Musik in erster Linie? Für euch selbst oder doch eher vor dem Hintergrund, mit FINSTERFORST auch andere Menschen eine musikalische Freude zu bereiten zu wollen?

Wombo: In erster Linie machen wir die Musik für uns. Auch bei unseren Konzerten feiern wir immer ein Riesenfest auf und neben der Bühne, egal ob das Publikum abgeht oder nicht. Wenn man mal nachdenkt, was ohne die Musik in unserem Leben fehlen würde, kommt man zu dem Schluss, dass auch wenn wir alle auch anderweitig beschäftigt sind, sie trotzdem unser Lebensmittelpunkt ist.

Für dieses Jahr seid ihr schon für zwei Festivals bestätigt, z.B. wird man euch am 17./18. April auf dem RAGNARÖK Festival (Lichtenfels; u.a. mit KOORPIKLAANI, TYR, ALESTORM, YGGDRASIL, etc.) sehen können. Wie fühlt es sich für euch an, euren Namen zwischen diesen doch relativ "großen" Bands auf der Playlist zu sehen?

Wombo: Wir haben mit KORPIKLAANI vor 2 Jahren schon mal zusammen gespielt. Dass wir neben solchen Größen auf dem Plakat zu sehen sind, macht einen schon stolz. Schade ist nur, dass man als kleine Band meistens eher nicht in Kontakt mit den Großen kommt, was doch auch interessant wäre. Auf der anderen Seite geht es uns bei Konzerten vor allem um unseren Spaß, wenn dann natürlich ein Top Act noch mit dabei ist, ist das ein netter Nebeneffekt, aber nicht ausschlaggebend dafür, ob wir das Konzert als Erfolg abhaken oder nicht.

Brennt ihr darauf, die neue Scheibe auch live präsentieren zu können? Wird es evtl. eine Releaseparty und/oder eine Tour passend zur Veröffentlichung geben?

Wombo: Die Probenaktivitäten laufen gerade auf Hochtouren, um das neue Material auch livefähig zu machen. Die neuen Songs sind so kraftvoll und bieten soviele Gelegenheiten die Mähne zu schütteln, dass wir es kaum abwarten können, sie auf die Menschheit loszulassen. Eine Releaseparty wird es geben, aber erst am 11. April, da unser erster Gitarrist bis dahin noch in Bulgarien, seiner Wahlheimat, ist. Mit dabei werden sein: HELFAHRT, FROZEN INFINITY (Fragments of I Release Show), INNER SANCTUM und wir natürlich, haha. Tourtechnisch kann ich noch nichts verraten, aber wir planen etwas!

Nun seid ihr FINSTERFÖRSTLER noch relativ jung; welche Erwartungen stellt ihr an eure musikalische Zukunft? Wie sind eure weiteren Pläne für die Band?

Wombo: Wir wollen jetzt das neue Album so gut wir können promoten und dann, wenn sich ein Zeitfenster auftut, schon eventuell Ende 2009 wieder ins Studio, da die neuen Songs schon teilweise fertiggestellt sind. Aber an diesem groben Plan kann sich noch einiges ändern. Es ist immer schwer mit sieben Leuten bzw. noch mehr, wenn man Session Musiker einrechnet, zu planen.

Bleibt mir noch, euch für das Interview zu danken! Die letzten Worte gehören FINSTERFORST. Werdet los, was ihr schon immer sagen wolltet...

Wombo: Vielen Dank für die angenehm abwechslungsreichen Fragen, was leider nicht immer der Fall ist. Ich hoffe Dich und die Leser auf einem unserer nächsten Konzerte zu sehen, damit wir zusammen einen trinken können.

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